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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Trotzdem sollte er verstehen, dass sie sich in einer Notlage befand und nun ganz und gar auf ihn angewiesen war. Sie schrieb noch etwas in die Nachricht.
    Habe alles verloren. Konnte nur mit knapper Not entkommen. Bitte beeilen Sie sich.
    Sie klickte auf »Senden« und hatte im selben Moment das Gefühl, dass sie ihr Schicksal wieder einmal herausforderte. Sie wusste nichts über Orpheus, aber sie legte alles in seine Hände.
    Vielleicht war doch Deborah Orpheus? Und sie stellte Mara damit eine neue Falle?
    Nein, dachte sie. Das hätte keinen Sinn. Mara hatte Deborah vertraut, als sie zusammen in der Wohnung in Berlin gewesen waren. Es war vollkommen unnötig, so etwas zu inszenieren.
    Mara starrte auf den Bildschirm, und ihr wurde klar, dass sie ein Wunder erwartete. Sie wollte, dass Orpheus sofort antwortete. Dass er nichts anderes tat, als vor dem Computer zu sitzen und auf Mails von ihr zu warten.
    Dabei konnte es Tage dauern, bis er sich meldete. Und bis dahin musste sie mit ihrem Geld auskommen und sich verstecken.
    Oder sie ging zur Polizei und zeigte Deborah an. Sie kehrte zu Chloe und den anderen zurück und regelte alles auf dem normalen, ordentlichen Weg.
    Aber das konnte sie natürlich vergessen.
    Niemand konnte Deborah etwas nachweisen. Ihr nicht und Quint auch nicht. Es gab nicht das geringste Motiv für Deborah, so etwas zu tun. Mara wusste ja nicht mal, wo sich die beiden aufhielten.
    Ihr wurde klar, dass sie nur wertvolle Zeit im Internet und damit Geld verbrauchte. Sie trennte die Verbindung und bezahlte an der Kasse die Internetzeit. Sie nahm sich vor, in genau einer Stunde noch einmal online zu gehen und zu prüfen, ob Orpheus geantwortet hatte.
    Die Minuten krochen nur so dahin, während Mara durch die Fußgängerzone schlenderte. Nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam. Als sie an dem Laden mit der Verspiegelung vorbeikam, überprüfte sie noch mal ihr Äußeres. Es war jetzt einigermaßen annehmbar.
    Man sah sie auch nicht scheel an, als sie sich in einer Bäckerei ein belegtes Baguette und einen Kaffee kaufte. Sie erreichte wieder die Kirche mit dem kleinen Platz. Die Jugendlichen waren nicht mehr da. Stattdessen hatte sich eine Frau, schwer bepackt mit Einkaufstüten, auf der Bank niedergelassen.
    Mara kehrte um. An einer Apotheke hing eine Uhr. Sie zeigte kurz nach halb zehn.
    Was mache ich, wenn er sich nicht meldet?, dachte sie.
    Soll ich jede Stunde den Maileingang überprüfen?
    Bis mein Geld alle ist?
    Und was geschieht dann?
    Sie grüßte den Mann an der Theke des Internetcafés mit einem Nicken. Langsam und sehr bedächtig tippte sie schließlich das Passwort ein.
    Eine neue Nachricht.
    Von Orpheus.
    Betreff: Wieder da.
    »Verloren? Wieso verloren?«
    Quint wich Deborahs Blick aus, denn er ertrug ihn nicht. Diese erotische Frau, die er sich in der ersten Phase ihrer Zusammenarbeit immer nur vorstellen konnte. Deren Stimme ihn fast zum Wahnsinn trieb. Und die, als sie in ihrer Mischung aus Verschlagenheit und heller Unschuld vor ihm stand, alle Erwartungen übertraf … Er musste zugeben, dass er versagt hatte.
    »Sie konnte fliehen«, brachte er nur hervor.
    Deborah ließ sich in den Sessel plumpsen, und Quint hatte Gelegenheit, ihre weiß bestrumpften Beine zu betrachten. Die Füße steckten in hellblauen Pumps, deren Farbe haargenau zu den Knöpfen an ihrer weißen Bluse passte. Der Rock, der etwas hochgerutscht war, war von einem wässrigen, weißlichen Grün und bedeckte ihre Oberschenkel nur sehr unzureichend.
    Diese Farben waren es, die die eigenartige Unschuld dieser Frau ausstrahlten. Das wurde Quint erst jetzt klar. All dieses Milchige, Unklare … Es kontrastierte vollkommen mit dem, was in dieser Frau vorgehen musste.
    Immerhin hatte sie ihn zu einem Mord beauftragt.
    Was würde Deborah nun tun? Würde sie ihm eine zweite Chance geben? Oder einen anderen Killer engagieren, den sie dann auch gleich auf ihn ansetzte?
    Sie sah ihn an. Auch ihre Augen waren hell. An der Frau befand sich keine einzige klare, kräftige Farbe.
    »Wie hat sie es geschafft?«
    Quint hatte sich die Frage natürlich selbst schon gestellt, während er zurückgefahren war. Aber die Antwort war … einfach lächerlich.
    Deborah spreizte die Beine ein wenig, was in Quint einen warmen Schauer freisetzte. Er konnte die Fläche ihrer Schenkel sehen, und er glaubte sogar, so etwas wie einen Ansatz der Naht ihrer Strumpfhose zu erkennen. Aber es dauerte nur einen Moment, dann bewegte sie ihre Beine

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