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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Deiner Geigenschule, aber es klang schon wie eine richtige Melodie. Deswegen hatte Dir Herr Eichhorn aufgetragen, es Deinen Eltern …
    Meinen sogenannten Eltern , unterbrach Mara.
    Orpheus nahm es an.
    … Deinen sogenannten Eltern vorzuspielen.
    Ja, sie erinnerte sich. Plötzlich stand alles ganz plastisch vor ihr. Sie liebte die Geige wie andere Mädchen ihre Puppe. Sie steigerte sich in das Spiel hinein. Für Mara war es keine Quälerei, im Gegenteil. Sie sog jede Musik auf, die sie hörte, und spielte sie nach: Popsongs, Melodien aus Werbespots, Filmen, aus klassischen Stücken. Es flog ihr nur so zu. Es war ihr ein Bedürfnis wie Essen und Trinken. Wenn sie nicht Geige spielen konnte, war es, als würde man ihr den Mund verbieten.
    Wenn Du nicht Mara wärst, hätte mein Gegenüber etwas erfunden, schrieb Orpheus . Oder, wenn er recherchiert hat, die genaue Bezeichnung des Stücks hingeschrieben, an die Du dich nicht mehr erinnern kannst. Du kannst dich ohnehin weniger an Titel, an Namen von Musikstücken erinnern als an die Stücke selbst. Das ist Deine Art, mit der Musik umzugehen.
    Das stimmte!
    Und wieder fragte sie sich, woher er das wissen konnte. Es war ihr ja selbst noch nie bewusst gewesen. Plötzlich kam ihr eine gespenstische Idee. Es war, als sei Orpheus ihr zweites Ich. Eine Art seelischer Doppelgänger, der aus ihr herausgetreten war und ihr jetzt als eigene Person gegenüberstand. Wenn auch nur in einem Chatroom.
    Ein Kälteschauer überlief Mara, ein Grausen, wie man es manchmal in besonders gruseligen Situationen empfindet. Wenn in einem Film jemand in ein dunkles Haus geht, in dem – wie der Zuschauer weiß – das Böse lauert.
    Woher wissen Sie das alles?
    Sie musste lächeln, als sie feststellte, dass sie Orpheus immer noch siezte. Wenn er ein Teil von ihr war, konnte sie ihn auch duzen – oder nicht? Zumal er ja dasselbe tat. Und auch das wurde Mara erst jetzt bewusst.
    Alles wird sich klären, wenn wir uns sehen.
    Diese Worte wirkten, als sei ein Damm gebrochen. Mara hatte schon darüber nachgedacht, wer dieser Orpheus sein mochte. Aber sie hatte geglaubt, die ganze Geheimnistuerei würde ewig so weitergehen – mit irgendeinem Ziel, das Mara nicht verstand oder das man vor ihr verborgen hielt. Und nun sprach dieser Mensch selbst das an, was sie sich im Moment am meisten wünschte.
    Bist Du bereit, mich zu treffen?
    Was für eine Frage.
    Sind Sie hier in der Nähe?
    Wieder überfiel Mara das grausige Gefühl. Es konnte ja sein, dass er sie beobachtete. Dass er jeden Moment das Internetcafé betrat … Prompt kam vom Eingang des Ladens ein Geräusch. Ein Klirren. Schritte und ein Stöhnen. Mara zuckte zusammen und drehte sich um. Doch es war nur der Ladenbesitzer, der Getränkeflaschen hereintrug. Draußen rollten Autos vorbei. Passanten eilten die Straße entlang.
    Warst Du in Grittis Büro? Hast Du gefunden, was Du suchen solltest?
    Ich habe Unterlagen gefunden, ja. Aber ich weiß nicht, ob es das war, nach dem ich suchen sollte. Ich hatte auch wenig Zeit. Grittis Bruder hat mich überrascht.
    Hat er Dich gesehen? Verfolgt er Dich?
    Ich glaube nicht.
    Was für Unterlagen hast Du gefunden? Worum ging es? Bitte fasse Dich kurz.
    Das, was Mara noch wusste, schien zu einem unförmigen Klumpen zusammengeschrumpelt zu sein. Sie starrte auf den blinkenden Cursor. Sie sollte sich kurz fassen. Also gut.
    Untersuchungen über den Einsatz von Musik in Warenhäusern, tippte sie. Seltsame Theorien über eine Musiksekte, die etwas mit meiner Violine zu tun hat.
    Genau das habe ich gemeint.
    Wissen Sie mehr darüber? Ich meine, hat das alles etwas mit mir zu tun?
    Auch das werden wir herausfinden. Ich denke aber schon. Nun noch eine wichtige Frage: Weiß wirklich niemand, dass Du dort warst? Hast Du Dir auf eine Weise Zugang verschafft, die niemanden darauf bringen kann, dass Du dort gewesen bist?
    Wie hätte sie das schaffen sollen? Gritti hatte sicher eins und eins zusammengezählt und war darauf gekommen, dass sie dort gewesen war. Er würde es nicht beweisen können, aber einen Verdacht hatte er bestimmt.
    Und Deborah? Wenn sie das richtig sah, stand dieser Orpheus nicht auf der Seite von Deborah und ihrem seltsamen Helfer. Aber sie wusste natürlich auch genau Bescheid. Dieser Quint schien sowieso viele Möglichkeiten der Überwachung zu haben …
    So einfach war es nicht, schrieb Mara. Ich bin nicht sicher, ob Grittis Bruder etwas herausgefunden hat, aber ich glaube, er kann mir nichts

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