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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Maserung des Holzes, die von der schwarzen Farbe so stark bedeckt wurde, dass sie kaum zu erkennen war.
    Woher kam die dunkle Färbung überhaupt?
    War sie, wie in manchen Anekdoten zu lesen, ein Zeichen dafür, dass der Teufel das Instrument besessen hatte? Dass er damit in die Hölle gefahren war, wo die Flammen der Unterwelt das Holz verkohlten?
    Wie in jeder Legende lag auch darin ein Körnchen Wahrheit. Vielleicht hatte die Geige einen Brand überstanden, war dann repariert und neu lackiert worden. Oder das rohe Holz war von Flammen angegriffen worden.
    Die Geigenbauer hatten schon immer ein großes Geheimnis um das Holz gemacht, das sie verwendeten. Da gab es Geschichten von langwierigen Auswahlkriterien die Wälder betreffend. Die ausgesuchten Bäume mussten im Winter gefällt werden – und zwar nachts, bei Neumond.
    Deborah hatte sich oft vorzustellen versucht, wie das in den vergangenen Jahrhunderten vonstattengegangen sein mochte. In Zeiten, in denen man kaum technische Hilfsmittel besaß. Keine elektrischen Lampen. Keine modernen Fahrzeuge.
    Da marschierte ein Trupp Waldarbeiter in der Dunkelheit tief verschneite Gebirgszüge entlang. Es war fast ein Wunder, dass sie genau die Bäume wiederfanden, die der Geigenbauer auf seinen Erkundungswanderungen ausgesucht und markiert hatte. Sie zu fällen war schon tagsüber ein gefährliches Unternehmen – aber in der Nacht?
    Deborah zupfte die Saiten an. Die Violine schien mit den leisen, glockenartigen Tönen zu antworten.
    Diese Geige kannte den Weg.
    Den Weg zu den Orphischen Melodien.
    Wie ein klingender Kompass.
    Wer sie zum Sprechen brachte, konnte den geheimnisvollen Ort finden …
    Deborah kannte die Texte auswendig, die sie im Laufe der Zeit darüber gelesen hatte. Und sie war davon überzeugt, dass sie die Wahrheit sagten. Seit dem Moment, in dem ihr klar geworden war, dass die Schwarze Violine wirklich existierte. Sie hob das Instrument etwas an und hielt es so, dass durch das hintere F-Loch Licht ins Innere fiel.
    Auf dem unlackierten, rauen Holz des Bodens wurden die seltsamen Punkte sichtbar, die von den Autoren der alten Quellen das »Zeichen« genannt wurden. Das Zeichen, an dem man die Schwarze Violine – abgesehen von ihrer Färbung – erkannte.
    Fünf Punkte, eingestanzt an der Stelle, wo der Geigenbauer normalerweise den Zettel seiner Werkstatt aufklebte.
    Deborah wusste, was sie bedeuteten, aber auch das half ihr nicht weiter.
    Lag die Antwort vielleicht in den Sternen?
    Eine fantastische Vorstellung, die so manchen Science-Fiction-Autor faszinieren würde: Orpheus kam von fremden Planeten. Er war ein Außerirdischer, der die Musik als Geschenk an die Menschen mitgebracht hatte.
    Die griechische Mythologie war voll von Geschichten, in denen Götter vom Himmel herabstiegen und den Menschen etwas brachten. Populäre Theoretiker wie Erich von Däniken hatten darüber sehr erfolgreiche Sachbücher geschrieben. Aber sie hatten eher die technischen Errungenschaften im Blick, waren immer nur davon ausgegangen, dass die außerirdischen Götter den Menschen naturwissenschaftliche Erkenntnisse gebracht hätten.
    Was war mit der Musik, die jahrtausendelang gar nicht als Kunst, sondern als Wissenschaft gegolten hatte? Als tönendes Abbild des Kosmos. Als klingender Beweis für die Perfektion der Welt.
    Wenn diese Violine ein Kompass war – wie konnte sie einen Weg weisen?
    Sie war ein Musikinstrument und kein Kompass.
    Oder lag unter der dunklen Schicht etwas verborgen?
    Das war eine Idee: Jemand hatte auf der Geige eine Karte oder wenigstens eine Skizze davon hinterlassen, und dann wurde die Violine schwarz eingefärbt, um den Weg zu verbergen. Feinde der Sekte konnten daran ein Interesse haben.
    Aber wäre es dann nicht besser gewesen, die Geige zu vernichten?
    Deborah strengte ihre Augen an. Für sie sah es aus, als sei das Holz einfach nur schwarz. Als sei nichts darunter.
    Was sollte sie tun?
    Das Holz behandeln?
    Die Oberfläche entfernen, von der sie noch nicht einmal wusste, ob es Farbe war, ob es Lack oder Ruß oder sonst was war? Und damit das Instrument unter Umständen zerstören?
    Sie legte die Geige in die Aussparung in dem Kasten zurück.
    Ich bin noch nicht fertig mit dir, dachte sie. Ich werde so lange arbeiten, bis du mir dein Geheimnis enthüllst.
    Es klopfte.
    »Ja, was ist?«, rief Deborah ungehalten. Die Machtlosigkeit, die sie gegenüber der Geige empfand, hatte ihr die Laune verdorben.
    Quint kam herein. »Ich habe die Spur

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