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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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Jahre im diplomatischen Dienst ausharrte. Aus diesem Dunkel tauchte er 585 /586 wieder auf, in Rom. Dort herrschte bald das große Sterben: Die Pest wütete, an der auch Pelagius starb. In den Tagen der Epidemie machte Gregor sich als Nothelfer verdient und beliebt.
    Am 3. September 590 wurde er zum Papst gewählt, gerade als die Langobarden wieder einmal vor den Toren standen. Wie ihm zumute war, schrieb er auf: »Ich habe darunter zu stöhnen, dass die Schwerter der Barbaren uns drohen, und muss die Wölfe fürchten, die der mir anvertrauten Herde auflauern. Wie soll da mein so zerrissener, geteilter Geist zu sich selber kommen?«
    Als Papst stand Gregor an der Grenze zwischen der Spätantike, die mit der Eroberung Italiens durch die Langobarden und der Ausbreitung des Christentums zu Ende ging, und dem Mittelalter. Er trauerte der Größe Roms nach, als die Stadt von den Langobarden belagert wurde: »Rom, das einst als Herrin der Welt erschien, in welchem Zustand befindet es sich nun? Wo ist der Senat, wo das Volk, all jene, die sich einst im Ruhm gefielen? Auf Rom kommt zu, was der Prophet vorhergesehen hat: Du wirst ganz kahl, wie der Adler.« Das hört sich an wie eine Leichenrede an Roms Grab. Das war Gregor, der radikale Mönch.
    So widerstrebend Gregor sich wählen ließ, so tatkräftig und anspruchsvoll handelte er als Papst in den nächsten 14 Jahren. Auf einer Synode im Juli 595 sorgte er für eine Reform der Kirchenorganisation nach dem Vorbild der Klöster. Er verdammte die Simonie, den Brauch, kirchliche Ämter zu verkaufen. Er legte Diözesen zusammen, verordnete den Bischöfen Residenzpflicht. Das war Gregor, der geniale Organisator.
    Als die Langobarden wieder einmal Rom mit Zerstörung bedrohten, da verglich er sich mit dem israelitischen Propheten Ezechiel, der in die babylonische Gefangenschaft verschleppt worden war. Er aber verstand es, das Schlimmste zu verhüten. Gegen den Willen Ostroms verhandelte er mit den Barbaren und kaufte seine Stadt für 500 Pfund Gold frei. Das war Gregor, der schlaue Diplomat und Politiker.
    Wenn er die Gegenwart betrachtete, dann sah Papst Gregor nur Niedergang, Verfall. Er schrieb, dies sei eine »vergreisende Welt«. Er gehört aber auch zu den Päpsten, die mit Gottvertrauen eine christliche Zukunft vorbereiteten. So schickte er Missionare zu den Angeln und Sachsen auf die Insel, wobei er sich, umsichtig, der christianisierten Franken-Könige als Mittler bediente. Als Resümee schrieb Gregor: »Der allmächtige Herr hat sogar die Enden der Erde zum Glauben geführt. Denn siehe, er hat das Herz fast aller Völker durchdrungen; er hat die äußersten Enden des Ostens und des Westens vereint.«
    Das ist Gregor, der sich als Papst »servus servorum Dei« nennt, Knecht der Knechte Gottes, eine Verpflichtung für seine Nachfolger. Zudem sprach er als erster Papst von einem Dienstamt, das auch die Könige zu erfüllen hätten, und legte damit den Grund für den Kampf gegen die weltliche Macht in den nächsten Jahrhunderten. Und so ragte Gregor weit über seine Zeit hinaus.

Beschützer aus dem Norden
    Als weltliche Herren über Rom lösten sich die Päpste von Byzanz und suchten die Hilfe der Franken. So begann der Kirchenstaat.
    Von Dietmar Pieper
    Durch die eisige Luft des hereinbrechenden Winters ging es nordwärts, die Berge hinauf. Auf fast zweieinhalbtausend Metern war die Passhöhe am Mons Jovis (dem heutigen Großen St. Bernhard) erreicht. Nun begann zwischen den schneebedeckten Gipfeln der Abstieg auf die andere Seite der Alpen, dorthin, wo noch nie zuvor ein Papst gewesen war. Kein Nachfolger des Apostels Petrus hatte es bislang für nötig gehalten, seinen Fuß in die alten Stammlande der Barbaren zu setzen.
    Stephan II . war am 14. Oktober 753 in Rom aufgebrochen. Im Kloster St. Maurice, wo er nach dem Überschreiten der Passhöhe Station machte, traf er zur Weihnachtszeit mit zwei Abgesandten des fränkischen Königs zusammen. Sie geleiteten den Papst zur Begegnung mit Pippin, dem ersten Monarchen aus dem Haus der Karolinger. Der Vater Karls des Großen war bereits der mächtigste Herrscher der westlichen Christenheit.
    Das Gipfeltreffen, das sich in mehreren Etappen bis in den Sommer hineinzog, wurde für beide Seiten ein Erfolg. Von einem »Bund gegenseitiger Liebe« berichten die alten Urkunden: Der König erklärte sich zum Verteidiger des Papstes, der von den Langobarden bedroht war. Der Kirchenfürst salbte den König und seine beiden Söhne mit

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