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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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bringen. So wechselhaft konnten die Allianzen damals sein.
    Liutprands Attacke in den Jahren 739 /740 wäre nicht weiter bemerkenswert, wenn sie den bedrängten Papst nicht auf eine neue Idee gebracht hätte: Der Republikchef schickte Emissäre ins Frankenreich und bat um Hilfe. Eine solche Verbindung über die alten kulturellen Grenzen hinweg hatte es bisher nicht gegeben. Doch Pippins Vater Karl Martell lehnte ab. Ihm schien es klüger, an seinem bestehenden Bündnis mit den Langobarden festzuhalten. Zwei Jahre später konnte der Papst mit Liutprand, der durch innerlangobardische Querelen geschwächt war, dann Frieden schließen.
    Im Frankenreich begann bald darauf eine neue Ära. Karl Martell starb, sein ältester Sohn wurde Mönch; der starke Mann hieß nun Pippin. Auf dem Thron saß allerdings nominell ein Merowinger, wie es die Tradition gebot. Im November 751 setzte Pippin dem ein Ende: Auf einer fränkischen Reichsversammlung ließ er sich zum König ausrufen; den letzten Merowinger-König verbannte er ebenso wie dessen Sohn ins Kloster.
    Zu diesem Dynastiewechsel gab auch der Papst seinen Segen. So steht es jedenfalls in den Fränkischen Reichsannalen, die einige Jahrzehnte später notiert wurden. Dort heißt es, Pippin habe zwei hochrangige Geistliche nach Rom geschickt, »um wegen der Könige in Franzien zu fragen, die damals keine Macht als Könige hatten, ob das gut sei oder nicht«. Und der Papst habe die gewünschte Antwort geliefert: »Um die Ordnung nicht zu stören, ließ er kraft seiner apostolischen Autorität den Pippin zum König machen.«

    Das einmal geknüpfte Band zwischen Papst und König erwies sich als belastbar. Zur Bewährungsprobe wurde schon bald der Hilferuf an Pippin, den Stephan II . bei seinem epochalen Besuch im Frankenreich 754 persönlich vortrug. Daheim in Italien hatten wieder einmal die Langobarden für erhebliche Unruhe gesorgt. Aistulf, ihr neuer König, sah sich an Liutprands Abkommen mit dem Heiligen Stuhl nicht gebunden und bedrohte die Papst-Republik.
    Beim Gipfeltreffen in der Pfalz Quierzy versprach Pippin dem Petrus-Nachfolger nicht nur seinen königlichen Schutz, sondern auch umfangreichen Landbesitz in Nord- und Mittelitalien – alles Gebiete, die den Franken nicht gehörten. Rings um Rom herrschten seit mehr oder weniger langer Zeit die Langobarden, und viele der Ländereien standen eigentlich noch Byzanz zu. Was als »Pippinsche Schenkung« in die Geschichte einging, war also zunächst nur eine Absichtserklärung.
    Immerhin zog Pippin zweimal mit einem Heer über die Alpen und wies Aistulf in die Schranken. Zum Beispiel nahm er ihm das 751 eroberte Exarchat Ravenna ab. Zwei Gesandte aus Konstantinopel verlangten daraufhin von dem Frankenkönig, er möge dem oströmischen Kaiser dessen alten Besitz zurückgeben. Doch Pippin dachte gar nicht daran. Ravenna überließ er dem Papst.
    Unter dem fränkischen Schutzschirm überstand die Papst-Republik auch den nächsten Vorstoß der Langobarden, rund zwei Jahrzehnte später. Die handelnden Personen waren nun Pippins Sohn Karl auf dem Frankenthron, der langobardische König Desiderius und Papst Hadrian. Nachdem Hadrian um Hilfe gerufen hatte, überschritt das fränkische Heer im Spätsommer 773 die Alpen. Zuvor hatte Karl noch versucht, Desiderius zu kaufen: Er bot ihm 14000 Solidi, römische Goldmünzen, für ein Friedensabkommen mit dem Kirchenfürsten. Weil der Langobardenkönig ablehnte, belagerten die Franken dessen Hauptstadt Pavia.
    Zu Ostern 774, während die Belagerung noch andauerte, reiste Karl mit großem Gefolge nach Rom. Hadrian empfing ihn mit ausgesuchten Ehren, obwohl er den ersten Besuch eines fränkischen Herrschers in seiner Stadt beunruhigend fand: War der Bundesgenosse aus dem Norden wirklich zuverlässig? Oder würde er versuchen, politische Macht über Rom zu gewinnen? Sicherheitshalber musste der König außerhalb der Stadtgrenzen Quartier beziehen. Aber Hadrians Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Karl machte sich sogar die territorialen Versprechungen seines Vaters zu eigen, was zunächst jedoch ohne größere Folgen blieb.
    Im Kampf gegen Desiderius ging Karl keine Kompromisse ein. Nachdem Pavia im Juni 774 kapituliert hatte, zwang er den besiegten König zum Gang ins Kloster und setzte sich selbst dessen Krone auf. Mit den langobardischen Attacken auf Rom war es ein für alle Mal vorbei.
Konstantinische Schenkung
    DREISTE FÄLSCHUNG
    Über so viel Frechheit kann man nur staunen.

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