Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
Vom Netzwerk:
ihrer Mitte gekürt. Die für die Papstwahl erforderliche Zweidrittelmehrheit führte allerdings oft dazu, dass sich zwei Lager mit ihren Favoriten gegenseitig blockierten, bis schließlich nur ein Kompromisskandidat das Patt auflösen konnte.
So geschah es auch 1978: Der Wiener Kardinal Franz König brachte den Krakauer Erzbischof Karol Wojtyla ins Spiel, nachdem der konservative Genueser Giuseppe Siri und der moderate Florentiner Giovanni Benelli in mehreren Wahlgängen gescheitert waren; im achten Wahlgang obsiegte Wojtyla.
Als Papst Johannes PaulII . änderte er 1996 das Wahlverfahren: Nach 29 erfolglosen Wahlgängen – bei vier Wahlgängen pro Tag und dazwischen eingelegten Gebetstagen also nach zehn bis zwölf Tagen – sollte bei einer Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten die absolute Mehrheit genügen. Diese Neuerung hat Benedikt XVI. im Jahr 2007 wieder rückgängig gemacht. Die Lockerung könnte nämlich dazu führen, dass Sperrminoritäten einen Wahlausgang so lange verschleppen, bis eine Wahl mit absoluter Mehrheit möglich ist; nunmehr ist auch in der Stichwahl eine Zweidrittelmehrheit nötig.
Um die Geheimhaltung zu gewährleisten, werden die Sixtinische Kapelle und das Gästehaus Santa Marta hinter der Audienzhalle, wo die Kardinäle während des Konklaves wohnen, weiträumig abgeschirmt. Es seien, so bestimmte Johannes PaulII . , »auch mit Hilfe zuverlässiger und technisch kompetenter Personen, genaue und strenge Kontrollen vorzunehmen, damit in jenen Räumen nicht auf heimtückische Weise audiovisuelle Hilfsmittel zur Wiedergabe und Übertragung nach außen installiert werden«. Die wahlberechtigten Kardinäle müssen schwören, »Geheimhaltung über alles zu wahren, was in irgendeiner Weise die Wahl des Papstes betrifft«.
Die Stimmzettel sind nach der von Johannes PaulII . erlassenen Wahlordnung so auszufüllen, dass jeder wahlberechtigte Kardinal »möglichst in verstellter, aber deutlicher Schrift« den Namen seines Favoriten aufschreibt. So soll kein Wähler an seiner Handschrift identifiziert werden können.
Die Zettel werden ohnehin nach altem Brauch verbrannt, sobald die Auszählung abgeschlossen ist. In einer Ecke der Sixtinischen Kapelle steht dafür ein gusseiserner Ofen, von dem ein Kupferrohr nach oben ins Freie führt, damit man vom Petersplatz aus den aufsteigenden Rauch sehen kann. Früher wurde bei ergebnislosen Wahlgängen dem Papier ein bisschen Pech und feuchtes Stroh beigemischt, um den Rauch schwarz zu färben. Ist ein neuer Papst gewählt, ist der Rauch weiß – zumindest theoretisch. Bisweilen quoll allerdings etwas undefinierbar Graues aus dem Schornstein, sodass die Rauchzeichen Rätsel aufgaben. Seit dem Konklave 2005 wird deshalb ein zweiter, elektrisch betriebener Ofen aufgestellt und die eindeutige Farbwirkung durch chemische Zusätze erzeugt: Für schwarzen Rauch werden Kartuschen mit Kaliumperchlorat, Anthracen und Schwefel verbrannt, für weißen Rauch werden Kaliumchlorat, Lactose und Kolophonium verwendet.

Arsenal frommen Wissens
    Die Bibliothek des Vatikans, gegründet im Humanismus, ist heute Kultur-Schatzkammer und ein Weltzentrum für die Erforschung alter Handschriften und Drucke.
    Von Johannes Saltzwedel
    »Schauen Sie mal hier lang«, sagt Mauro Mocavini und entriegelt ein eisernes Gitter. Der niedrige Gang dahinter wirkt endlos – vor allem weil auf der linken Seite der etwa 150 Meter wie die Zinken eines Kamms in möglichst dichtem Abstand Regale herausragen, fast alle randvoll mit Büchern. »So sieht es hier in mehreren Stockwerken aus, gegenüber auch – dort lagern Bestände des Geheimarchivs.«
    Sein ganzes Berufsleben schon ist der gebürtige Römer in diesem Arsenal frommen Wissens zu Hause. Bedächtig, sorgsam und mit leuchtenden Augen führt er durch das labyrinthische Gänge- und Treppenknäuel der »Biblioteca Apostolica Vaticana«, wie sie offiziell heißt. Er deutet im Vorübergehen auf moderne Bildschirmarbeitsplätze und raumsparende Galerien, grüßt im neuen Zeitschriftenlesesaal zwei Kollegen und senkt vor dem gutbesuchten Studienraum für Handschriften routiniert die Stimme. Dann öffnet sich eine schwere Holztür, und unversehens steht man im Salone Sisto, dem über und über mit Fresken und bemalten Bücherschränken geschmückten, 70 Meter langen Hauptraum von 1588.
    »Momentan finden hier noch kleine Umbauten statt«, erklärt Mocavini. »Aus dem früheren Museumstrakt wird ein Lese- und Tagungssaal.« Von 2007 bis

Weitere Kostenlose Bücher