Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
Vom Netzwerk:
Triumph zu machen. Pius VII . litt, und in den Augen der Gläubigen erhob ihn das Leiden zu einer geistlichen Größe, die er als weltlicher Souverän des Kirchenstaats verloren hatte.
    In den Reihen des französischen Klerus wuchs das Unbehagen, zumal der Papst nun systematisch alle Bischöfe ablehnte, die der Kaiser ernannte. Mit seiner Standhaftigkeit lähmte Pius VII . eine wachsende Zahl französischer Diözesen und stürzte die amtierenden Bischöfe in Gewissenskonflikte. Napoleon sah keinen anderen Ausweg, als die Willenskraft des Heiligen Vaters zu brechen. Am liebsten hätte er ihn nach Paris gebracht, um seine Hauptstadt in das neue Rom zu verwandeln. 1811 ließ er Pius in die Nähe, nach Fontainebleau, schaffen und den Unnachgiebigen dort weiter schmachten.
    Als die beiden Männer sich am 18. Januar 1813 wiedersahen, erstmals seit sieben Jahren, kam Napoleon nach dem gescheiterten Russland-Feldzug als Geschlagener. Zwar gelang es ihm, dem bleichen, schrecklich abgemagerten Papst, der sich nur noch die Rückkehr nach Rom wünschte, ein neues Konkordat zu seinen Bedingungen abzupressen. Aber zwei Monate später widerrief Pius die Kapitulation, die er empfunden hatte, als wäre sie sein eigenes »Dahinscheiden«.
    Anfang 1814 kam er frei. Mit Napoleons Herrschaft ging es zu Ende, der Heilige Vater aber kehrte im Triumphzug heim nach Rom, wo er sämtliche Neuerungen und Reformen der Französischen Revolution in seinem Kirchenstaat wieder aufhob. Er überlebte Napoleon um gut zwei Jahre. Seinem Widersacher hatte er längst verziehen. Savona und Fontainebleau seien lediglich »Irrtümer« der Geschichte gewesen, einer schlechten Laune oder den Leidenschaften des menschlichen Ehrgeizes geschuldet.
    Auch Napoleon, ein gebrochener Mann, nun selbst in englischer Gefangenschaft auf der Insel Sankt Helena, erinnerte sich gern an den »alten Mann voll Toleranz und Wärme. Verhängnisvolle Umstände haben uns entzweit. Ich bedaure es zutiefst.« So waren der große Kaiser und der kleine Mönch am Ende in gegenseitigem Respekt wieder versöhnt.

»TAPFER UND TREU«
    Seit über 500 Jahren schützt die Schweizergarde den Papst.
    Von Johannes Saltzwedel
    Sie sind männlich, ledig, höchstens 30 Jahre alt, haben militärische Grundausbildung und einen Beruf erlernt? Sie sind mindestens 1,74 Meter groß, unbescholten und katholisch? Dann fehlt zur Aufnahme eigentlich nur noch eines: der rote Schweizer Pass.
Wie man mit Hellebarden hantiert, Touristen freundlich, aber wirksam zurechtweist, stundenlang strammsteht und mit dem recht mageren Sold auskommt, das lernen die jungen Männer, die sich in der Schweizergarde verpflichten, schnell genug. In der Kaserne dicht hinter der Porta Sant’ Anna, dem Haupteingang zur Vatikanstadt, herrscht militärischer Drill; alltags brauchen nur ein paar der 110 Gardisten – vorwiegend solche mit direktem Publikumskontakt – ihre blau-gelb-rote Galauniform zu tragen. Bewähren muss man sich in dem mindestens zwei, höchstens drei Jahre dauernden Job vor allem durch Geduld.
Bis zu zweimal sechs Stunden Dienst am Tag, bisweilen in völliger Einsamkeit an einem Durchgang des verwinkelten Apostolischen Palastes, fordern den Charakter. Wer im Musikkorps oder in der Fußballmannschaft mitspielen kann, darf das schon als entspannenden Ausgleich genießen. Darüber hinaus bleibt fast nur die Ehre, der kleinsten und ältesten aktiven Armee der Welt anzugehören, die unter dem Motto »Acriter et fideliter«, »Tapfer und treu«, seit 506 Jahren das Oberhaupt der katholischen Kirche beschützt.
Schon 21 Jahre nach ihrer Gründung durch den della-Rovere-Papst JuliusII . , der die Alpensöhne als billige Kraftkerle hatte anwerben lassen, trat der Ernstfall ein, der bis heute die Urszene der Opferbereitschaft eines Gardisten darstellt: Als am 6. Mai 1527 beim sogenannten Sacco di Roma plündernde Landsknechtshorden den Vatikan überrannten, büßten 147 Schweizer ihren Widerstand mit dem Leben, damit der Heilige Vater Clemens VII. die Engelsburg erreichen konnte.
An jedem Jahrestag dieses Ereignisses werden die neuen Rekruten vereidigt. Viele von ihnen haben klare Vorstellungen vom neuen Arbeitsfeld, weil sie an einer der heute üblichen Schnupperwochen teilgenommen haben. Sie wissen, dass man untereinander reden kann, wie es passt, aber Befehle auf Deutsch gegeben werden. Sie kennen die Verantwortung, Fremde mit raschem Blick einschätzen zu müssen. Sie haben davon gehört, dass die Schweizergarde

Weitere Kostenlose Bücher