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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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In der Kirche selbst stellte er einen pompösen, 29 Meter hohen Baldachin über das Petersgrab und den Hochaltar. Ausgerechnet mit seinem Konkurrenten Francesco Borromini musste er hier zusammenarbeiten.
    Die Kirche, alles an ihr wirkte nun tatsächlich wie für Giganten gemacht. Ein Raum für 20000 Personen, der den einzelnen Menschen zur Miniatur schrumpfen ließ. Goethe schrieb, er habe in St. Peter gelernt, wie die Kunst die Natur und »alle Maßvergleichung« aufheben könne. Für den Kunstschriftsteller Johann Joachim Winckelmann war der Bau »Inbegriff des Schönen«, ja »das schönste Gebäude der Welt«. Noch bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts sollte das Gotteshaus auch die größte Kirche der Christenheit bleiben. Sicher ist: Wer in ihr steht und die Baugeschichte kennt, kommt auch als Nichtkatholik in schwere Versuchung, an Wunder zu glauben.

Trikolore über der Engelsburg
    Napoleon suchte Frieden mit der Kirche. Doch es wurde eine Machtprobe mit Papst Pius VII., den er sogar jahrelang gefangen hielt.
    Von Romain Leick
    Es war ein höchst ungleicher Kampf, ausgetragen zwischen zwei Männern, die vielen hin- und hergerissenen Zeitgenossen wie ein Held und ein Heiliger erschienen: auf der einen Seite der große Napoleon, jugendlich und hochfahrend, der Neugestalter Europas; auf der anderen der schmächtige Papst Pius VII ., viel älter und demütiger, der Hüter der Tradition und des Glaubens. Keinen anderen Gegner konnte Napoleon so leicht militärisch besiegen, gegen keinen anderen erlitt er am Ende eine so klare moralische Niederlage.
    Als die beiden zum ersten Mal miteinander zu tun bekamen, waren sie erst kurz zuvor in ihre höchsten Ämter aufgestiegen: Bonaparte war 30 und schon mehrfach siegreicher Feldherr, als er Ende November 1799 Erster Konsul der Französischen Republik wurde; der im März 1800 gewählte neue Papst, geboren 1742, der mit 16 Jahren in ein Benediktinerkloster eingetreten war, hätte sein Vater sein können.
    Die beiden, die fast alles zu trennen schien, hatten ein brennendes Interesse daran, ins Gespräch und ins Geschäft zu kommen. Der Franzose wollte die Wirren der Revolution beenden und die aufgewühlte Nation mit sich selbst versöhnen. Dazu brauchte er die religiöse Befriedung, denn im Glauben sah er, wie er sagte, »nicht das Mysterium der Inkarnation, sondern das Mysterium der sozialen Ordnung«. Die Katholiken schienen ihm so gefährlich wie »Menschen mit brennenden Fackeln im Haus«.
    Der Papst wiederum wollte Frankreich, »die älteste Tochter der Kirche«, zurück in deren Schoß führen, denn die strikt antiklerikale Revolution hatte sie weitgehend enteignet, zerschlagen und gespalten. Der Katholizismus in Frankreich, so er denn überhaupt noch überleben konnte, schien in Gefahr, sich zum »Gallikanismus« – nach dem Muster des Anglikanismus – zu verselbständigen.
    Der Erste Konsul gab Order, den Papst so zu behandeln, »als hätte er 200000 Soldaten«. Er sollte bald erfahren, dass der Heilige Vater in seiner geistlichen Macht zugleich sehr viel weniger und sehr viel mehr besaß als das, was der weltliche Herrscher auf seiner Rechnung hatte.
    Die Verhandlungen zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl begannen im November 1800 in Paris. Acht Monate und 21 Vertragsentwürfe später, am 15. Juli 1801, wurde das Konkordat unterzeichnet. Bis zuletzt hatten die französischen Verhandlungsführer Druck ausgeübt; er brauche den Papst nicht und könne zur Not die Religion nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa verändern, prahlte Bonaparte gegenüber Kardinalstaatssekretär Consalvi. Pius VII . hatte das Gefühl, bis zum »Eingang zur Hölle« gegangen zu sein, so schwer fielen ihm die Zugeständnisse, die ihm abgepresst wurden.
    In der Präambel erkannte die Regierung der Republik die römisch-katholische Religion als die »Religion der großen Mehrheit des französischen Volkes« an – aber nicht als Staatsreligion. Der Vatikan verzichtete auf eine Entschädigung für enteigneten Kirchenbesitz. Der Staat übernahm die Entlohnung der Priester und Bischöfe, die auf diese Weise in ihren Gemeinden und Diözesen so etwas wie Bürgermeister und Präfekte in Schwarz und Violett wurden. Sie mussten der Regierung Treue schwören, der Erste Konsul ernannte die Bischöfe, denen der Papst sodann die kirchenrechtliche Investitur verlieh. Vor der Revolution 1789 hatte es in Frankreich 130000 Männer der Kirche in 135 Diözesen mit 150 Bischöfen

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