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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gegen die Kälte mit Brettern vernagelt; der herangewehte Schnee türmte sich hoch an den Wänden,
     und die Familie blieb den größten Teil des Tages im Innern des Hauses. Für Johanna und Matthias wurde es zunehmend schwieriger,
     Zeit für ihre Unterrichtsstunden zu finden. An schönen Tagen ging der Dorfpriester noch immer seinem geistlichen Amt nach
     und nahm Johannes mit, während er Matthias seinen außerordentlich wichtigen Studien überließ. Sobald Gudrun in den Wald ging,
     um Feuerholz zu sammeln, eilte Johanna an das Schreibpult, an dem Matthias über seiner Arbeit saß, und schlug die Bibel an
     der Stelle auf, an der sie die vorherige Lektion beendet hatten. Auf diese Weise machte Johanna auch weiterhin rasche Fortschritte,
     so daß sie vor der Fastenzeit im nächsten Jahr beinahe das gesamte Buch des Johannes gemeistert hatte.
    Eines Tages holte Matthias etwas aus seinem Ranzen hervor und hielt es Johanna mit einem Lächeln hin. »Für dich, kleine Schwester.«
     Es war ein Medaillon aus Holz, an einer langen Kordel befestigt. Matthias legte Johanna die Kordel um den Hals, so daß das
     Medaillon auf ihrer Brust ruhte.
    »Was ist das?« fragte Johanna neugierig, denn sie hatte nie zuvor einen Halsschmuck gesehen.
    »Es ist für dich. Damit du es trägst, so wie jetzt.«
    »Oh«, sagte sie und fügte dann, als ihr auffiel, daß noch etwas fehlte, hinzu: »Danke schön.«
    Matthias lachte, als er ihre Verblüffung sah. »Schau dir mal die Vorderseite des Anhängers an.«
    Johanna tat wie geheißen und entdeckte, daß auf der einen Seite des Medaillons die groben Umrisse eines Frauenkopfes |32| eingeschnitzt waren. Es handelte sich um eine ziemlich unbeholfene Arbeit; Matthias war schließlich kein Schnitzer. Doch die
     Augen der Frau waren sorgfältig geformt und von bemerkenswerter Schönheit: Sie schauten den Betrachter mit einem Ausdruck
     wacher Intelligenz an.
    »Und jetzt«, forderte Matthias sie auf, »schau dir die Rückseite an.«
    Johanna drehte den Anhänger. In derben Buchstaben, die sich am Rand des Medaillons aneinanderreihten, las sie die Worte: ›Heilige
     Katharina von Alexandria.‹
    Mit einem Jubelschrei drückte Johanna sich das Medaillon an die Brust. Sie wußte, was dieses Geschenk bedeutete. Auf seine
     Weise wollte Matthias ihr damit zu verstehen geben, wie hoch er ihre Fähigkeiten schätzte und wieviel ihre gemeinsame Arbeit
     ihm bedeutete. Für Johanna war es das schönste Geschenk, das sie je bekommen hatte. »Vielen Dank«, sagte sie noch einmal,
     und diesmal kam der Dank von Herzen. Johanna wußte nicht, was sie noch sagen sollte; deshalb beugte sie sich vor und gab dem
     Bruder einen Kuß.
    Matthias lächelte sie an, und jetzt erst sah Johanna die dunklen Ringe um seine Augen. Er sah müde und erschöpft aus.
    »Dir geht es doch gut, oder?« fragte sie besorgt.
    »Aber natürlich!« erwiderte Matthias ein bißchen zu überzeugt und nachdrücklich. »Fangen wir mit dem Unterricht an, einverstanden?«
    Doch er war nervös und nicht recht bei der Sache. Zum erstenmal entging es ihm, daß die Schwester einen Flüchtigkeitsfehler
     machte.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Johanna.
    »Nein, nein. Ich bin nur ein bißchen müde.«
    »Sollen wir nicht lieber aufhören? Es macht mir nichts aus. Wir können morgen weitermachen.«
    »Nein. Ich war mit den Gedanken woanders. Tut mir leid. Also, wo waren wir stehengeblieben? Ach, ja. Lies den letzten Abschnitt
     noch einmal. Und paß diesmal bei dem Verb auf. Es heißt
videat
, nicht
videt

    Als Matthias am nächsten Morgen erwachte, klagte er über Kopf- und Halsschmerzen. Gudrun brachte ihm einen Becher heißen Molkentrank
     aus gewürzter Milch und Wein, mit Gurkenkraut und Honig versetzt.
    »Den Rest des Tages mußt du im Bett bleiben«, sagte sie. |33| »Der Junge von der alten Frau Wigbod hat Schüttelfrost und Fieber. Vielleicht bekommst du’s auch.«
    Doch Matthias lachte nur und sagte, es wäre keine solche Krankheit. Er stand auf und arbeitete mehrere Stunden an seinen Studien;
     dann bestand er darauf, nach draußen zu gehen und Johanna dabei zu helfen, die Weinreben zu beschneiden.
    Am nächsten Morgen hatte er Fieber und Schluckbeschwerden. Selbst der Dorfpriester mußte zugeben, daß sein Sohn tatsächlich
     krank aussah.
    »Heute bist du von deinen Studien befreit«, sagte er zu Matthias. Es war eine Ausnahmebewilligung, wie man sie noch nie von
     ihm gehört hatte.
    Die Familie wandte sich mit der Bitte um

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