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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Dämmerschlaf gesunken.
    Der Fremde klingelte mit einem großen Beutel Münzen und hielt ihn dabei vor Benedikts Augen. »Eintausend
mancusos,
wie vereinbart. Unterschreibt die Urkunde, und das hier …« – er hob einen zweiten, kleineren Geldbeutel in die Höhe – »… gehört
     Euch noch dazu.«
    Benedikt grapschte sich das Pergament, ging damit zum Bett und rollte es auf den Laken aus. »Sergius?«
    »Er schläft!« protestierte Johanna. »Ihr dürft ihn nicht wecken!«
    Benedikt beachtete sie nicht. »He! Sergius!« Er packte seinen Bruder bei den Schultern und schüttelte ihn grob.
    Sergius schlug die Augen auf und blinzelte. Benedikt nahm eine Schreibfeder vom Tisch neben dem Bett, tauchte sie in ein Tintenfäßchen
     und legte Sergius’ schlaffe Finger um die Feder. »Unterschreib«, befahl er.
    Benommen drückte Sergius die Feder auf das Schriftstück. Seine Hand zitterte, und er verspritzte die Tinte über das Pergament.
     Benedikt legte seine Hand auf die des Bruders, und gemeinsam setzten sie die Unterschrift des Papstes unter das Schriftstück.
    Von dort aus, wo Johanna stand, konnte sie den Inhalt der Urkunde deutlich lesen. Es war ein Dokument, mit dem Aio zum Bischof
     von Alatri ernannt wurde. Bei dem Kuhhandel, der so schamlos vor Johannas Augen abgeschlossen wurde, kaufte sich dieser Aio
     ein Bischofsamt!
    »Schlaf jetzt, Bruder«, sagte Benedikt. Er war zufrieden, daß er nun hatte, was er wollte. An Johanna gewandt, sagte er: »Ihr
     bleibt bei ihm.«
    Johanna nickte und beobachtete, wie Benedikt und Aio das Zimmer verließen. Dann zog sie Sergius wieder die Laken über und
     strich sie glatt. Ihr Kinn war in einer für sie typischen Geste der Entschlossenheit vorgereckt. Offensichtlich lag im päpstlichen
     Palast sehr vieles im argen. Und es sah nicht danach aus, als würde eine Besserung eintreten, solange Sergius |350| krank im Bett lag und in Wahrheit sein bestechlicher Bruder das Amt des Papstes ausübte. Johannas Aufgabe war klar und deutlich:
     Sie mußte den Papst heilen, und zwar so schnell wie möglich.
     
    Während der nächsten zwei Tage blieb Sergius’ Zustand ernst. Die ständigen Gesänge und Gebete der Priester hielten ihn vom
     ruhigen Schlaf ab, bis diese priesterliche Krankenwache auf Johannas beharrliches Drängen endlich abgeschafft wurde. Von zwei,
     drei kurzen Ausflügen zur Scola Anglorum abgesehen, die Johanna zwecks Beschaffung weiterer Heilmittel unternahm, wich sie
     nicht von Sergius’ Seite. Ständig beobachtete und überwachte sie seinen Zustand; nachts schlief sie auf einem Stapel Kissen
     neben dem Bett.
    Am dritten Tag begannen die Schwellungen nachzulassen, und die Haut der gedunsenen Glieder schälte sich. Am Abend erwachte
     Johanna aus einem unruhigen Schlaf und stellte fest, daß der Papst nicht mehr schwitzte.
Dem Himmel sei Dank,
dachte sie.
Das Fieber läßt nach.
    Am nächsten Morgen erwachte Sergius.
    »Wie fühlt Ihr Euch?« fragte Johanna.
    »Ich … weiß nicht«, erwiderte er erschöpft. »Besser, glaube ich.«
    »Auf jeden Fall seht Ihr schon sehr viel besser aus.« In der Tat waren der ermattete Gesichtsausdruck und der kränkliche,
     bläuliche-graue Schimmer der Haut verschwunden.
    »Meine Beine …«, Sergius schob die Arme unter die Laken und kratzte sich, »… sie jucken schrecklich!«
    »Das ist ein gutes Zeichen. Es beweist, daß das Leben in die Beine zurückkehrt«, sagte Johanna. »Aber die Haut darf sich nicht
     entzünden; denn es besteht immer noch die Gefahr einer Infektion. Also laßt bitte die Kratzerei.«
    Sergius zog die Hände unter den Laken hervor – um sie im nächsten Augenblick wieder zurückzuschieben und sich weiter an den
     Beinen zu kratzen. Der Juckreiz war übermächtig. Johanna verabreichte ihm eine Dosis Bilsenkraut, um ihn ruhigzustellen, und
     er schlief ein. Als er am nächsten Tag die Augen aufschlug, war er bei vollkommen klarem Verstand und sich seiner Umgebung
     deutlich bewußt.
    »Der Schmerz – er ist verschwunden!« Sergius schaute auf seine Beine. »Und die Schwellungen ebenfalls!« Diese Feststellung |351| verlieh ihm frischen Schwung, und er zog sich in eine Sitzposition empor, blickte zum Kammerdiener, der an der Tür stand,
     und sagte: »Ich hab’ Hunger. Bring mir Brot, Speck, Käse und einen großen Krug Wein.«
    »Nichts da! Einen kleinen Teller Grüngemüse und einen Becher Wasser«, wandte Johanna sich an den Kammerdiener, der sich schleunigst
     auf den Weg machte, bevor der Papst

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