Die Palm-Beach-Verschwoerung
Kopf. »Ich stecke ganz tief in der Scheiße, Geoff.«
Er schnaubte. »Du meinst, nur weil mein Hirn zur Hälfte von der Sonne verkokelt ist und die andere Hälfte im Alkohol schwimmt, kann ich keine Zeitung mehr lesen, Ned? Hm, könnte sogar stimmen - aber ich kann den Fernseher noch einschalten.«
»Du weißt, dass ich diese Sachen nicht gemacht habe, Champ.« Ich blickte ihm in die Augen.
»Was laberst du da? Meinst du etwa, dass irgendjemand, der dich kennt, glaubt, du würdest durchs Land ziehen und jeden Arsch umbringen, der dir übern Weg läuft? Es ist der Rest der Welt, um den ich mir Sorgen mache. Es tut mir Leid um deine Freunde, Ned, und um deinen Bruder. Wo bist du da bloß reingeraten?«
»In etwas, wo ich Hilfe brauche, Geoff. Ganz dringend.«
Er hob die Schultern. »Du kannst nicht viel erwartet haben, wenn du zu mir kommst.«
»Ich denke, ich komme« - ich schluckte - »an den einzigen Ort, wo ich hinkann.«
Geoff zwinkerte mir zu und neigte die Flasche in meine Richtung. »So weit war ich auch schon«, meinte er mit einem Nicken. »Es ist ein gerader, steiler Weg von ganz oben bis nach unten, vor allem wenn du morgens nicht geradeaus gucken, geschweige denn 180-Grad-Kehren mit dreihundert Sachen in der Stunde fahren kannst. Ich habe nicht viel Bargeld da, tut mir Leid, Kumpel. Aber ich weiß, wie du hier wegkommst, wenn es das ist, was du brauchst. Ich kenne diese Boote, die ein Stück die Küste runter anlegen, ohne dass die Küstenwache was mitkriegt. Weiß der Himmel, was sie transportieren. Ich denke, sie kommen genauso wieder weg von hier. Costa Rica hört sich doch im Moment ganz gut an, oder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich versuche nicht abzuhauen, Geoff. Ich will beweisen, dass ich diese Sachen nicht gemacht habe. Ich will herausfinden, wer es war.«
»Ich verstehe - und wie willst du das schaffen, Kumpel?«
»Entweder es klappt, oder ich bringe mich um«, machte ich klar.
»An dem Punkt bin ich auch schon gewesen.« Geoff strich mit seiner öligen Hand über seine orangefarbenen Haare. »Scheiße, sieht so aus, als wäre ich perfekt geeignet, dir zu helfen. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für hoffnungslose Fälle. Aber das weißt du ja, oder? Sonst wärst du nicht hier.«
»Deswegen und weil ich sonst nirgends hinkann.«
»Ich fühle mich geschmeichelt.« Champ nahm einen Schluck Bier. »Du weißt natürlich, dass ich alles hier verliere, wenn man mich mit dir zusammen erwischt. Mein Geschäft, mein Comeback.«
Er stand auf und humpelte zu einem Waschbecken. Er sah
aus, als hätte er sich beim Rugby gerade erst aus einer zwei Stunden dauernden Kabbelei befreit. Er wusch sich das Öl von Händen und Gesicht. »Ach, scheiß auf das Comeback, Kumpel … aber eins sollten wir klarstellen, bevor ich zusage.«
»Ich würde dich nie in Gefahr bringen, Champ, falls du das meinst.«
»Gefahr?« Er sah mich an, als wäre ich verrückt. »Du machst wohl Witze. Ich fliege für dreihundert Kröten durch brennende Reifen. Ich dachte nur … Du bist doch unschuldig, verdammt noch mal, oder?«
»Natürlich bin ich unschuldig, Geoff.«
Er kaute auf seiner Bierflasche. »Okay, das macht die Sache einfacher … Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein ganz miserabler Feilscher bist, Ned?« Falten zeigten sich um Champs Augen, als er lächelte.
Ich ging mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, dann zog ich ihn an mich. »Ich hatte sonst wirklich niemanden, zu dem ich gehen konnte, Geoff.«
»Jetzt werd nich gleich rührselig, Neddie. Was man auf Lager hat, braucht man nicht erst zu erarbeiten. Aber bevor wir mit einem Bier darauf anstoßen, brauchst du so was wie einen Plan. Wer ist denn sonst noch mit im Boot?«
»Eine Frau«, antwortete ich. »Hoffe ich.«
»Eine Frau?« Geoff kniff die Augen zusammen.
»Die gute Nachricht ist: Sie glaubt auch an mich.«
»Gut zu wissen, Kumpel. Da sind wir ja zahlenmäßig überlegen. Und die schlechte Nachricht?«
Ich runzelte die Stirn. »Sie ist beim FBI.«
50
»Habe ich das richtig verstanden?« Der leitende Special Agent Moretti erhob sich hinter seinem Schreibtisch und blickte Ellie an. Sein offen stehender Mund deutete auf irgendetwas zwischen Schock und Unglaube. »Sie wollen, dass ich Dennis Stratton zu einem Verhör in einem Mordfall vorlade?«
»Schauen Sie.« Ellie nahm die Beweismitteltüte mit dem schwarzen Golftee aus Tess McAuliffes Zimmer heraus. »Sehen Sie das, George? Als ich bei Stratton zu Hause war, hat er das
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