Die Palm-Beach-Verschwoerung
gleiche schwarze Golftee aus seiner Tasche gezogen. Sie stammen vom Trump International Golfclub. Stratton ist dort Mitglied. Damit steht er in einer Verbindung zum Tatort.«
»Ebenso wie ein paar hundert andere Menschen auch«, widersprach Moretti blinzelnd. »Ich habe gehört, Rudy Giuliani ist ebenfalls Mitglied. Wollen Sie, dass ich ihn auch vorlade?«
Ellie nickte. »Wenn er ein Verhältnis mit Tess McAuliffe hatte, dann ja.«
Ellie öffnete ihren Ordner und legte das Foto von Dennis Stratton auf den Schreibtisch. »Ich war noch mal im Brazilian Court und habe das hier herumgezeigt. Er kannte Tess. Sehr gut sogar. Sie hatten eine Affäre.«
Moretti schien durch sie hindurchzublicken. »Sie waren mit dem Bild eines der prominentesten Männer von Palm Beach an einem Tatort, der nicht in unseren Zuständigkeitsbereich fällt? Ich dachte, wir hätten uns verstanden, Ellie. Tote gehören nicht zu Ihrem Geschäft. Sie suchen die gestohlenen Bilder.«
»Die Fälle hängen zusammen, George. Die Bilder, Stratton und Tess McAuliffe. Ein Kellner hat ihn erkannt. Stratton hatte mit ihr eine Affäre.«
»Und was soll ich ihm anlasten, Special Agent? Seinen Seitensprung?«
Moretti ging um den Schreibtisch herum und schloss die Tür. Dann stützte er sich auf der Schreibtischkante ab und blickte wie ein strenger Lehrer, der seine Schülerin tadelt, auf Ellie herab.
»Dennis Stratton ist kein Blödmann, der sich ohne Beweise mit dem Rücken an die Wand stellen lässt, Ellie. Sie sind noch einmal ins Brazilian Court gegangen und haben meine Befehle zu einem Fall missachtet, der nicht uns gehört. Sie hatten es von Anfang an auf diesen Kerl abgesehen. Jetzt wollen Sie ihn drankriegen. Wegen Mordes?«
»Er hatte eine Beziehung mit dem Opfer. Wie können wir darüber hinweggehen?«
»Ich verstehe Sie nicht ganz, Ellie. Wir haben einen Verdächtigen, der Ihnen in Boston eine Waffe an den Kopf gehalten hat und dessen Fingerabdrücke an zwei Tatorten überall zu finden sind. Dessen Bruder auf einmal ebenfalls tot ist und der am selben Tag mit dieser McAuliffe zusammen war, an dem sie ermordet wurde. Und jetzt wollen Sie, dass ich Dennis Stratton vorlade?«
»Warum hätte Kelly die Frau umbringen sollen? Er war in sie verliebt, George. Stratton lügt! Er hat nicht gesagt, dass er das Opfer kannte. Er hat nichts davon gesagt, als die Polizei von Palm Beach bei ihm war.«
»Woher wollen Sie wissen, dass er der Polizei nichts gesagt hat?«, fragte Moretti. »Haben Sie die Protokolle überprüft?« Moretti stieß frustriert die Luft aus. »Ich werde das mit der Kripo von Palm Beach abklären. Ich gebe Ihnen mein Wort. Ist das okay? Sie müssen einfach lernen, dass die Behörden, denen ein Fall zugewiesen wurde, ihre Arbeit machen. Genau das, was Sie auch zu tun haben - Ihre Arbeit.«
»Ja.« Ellie nickte. Sie hatte es bis zum Äußersten getrieben.
»Eine Sache noch …«, fügte Moretti hinzu und legte einen
Arm um Ellies Schulter, während er sie zur Tür führte. »Wenn Sie mich noch mal auf diese Weise umgehen, wird Ihre nächste Aufgabe darin bestehen, unten auf der Collins Avenue gegen die Geschäfte zu ermitteln, die in betrügerischer Absicht Konkurs anmelden. Na, das wäre dann wirklich eine Verschwendung Ihres schicken Studiums, meinen Sie nicht, Special Agent Shurtleff?«
Ellie klemmte den Beweisordner unter ihren Arm. »Ja, Sir«, sagte sie und nickte, »das wäre wirklich eine Verschwendung.«
51
Ellie erklomm eine sich aufbauende Welle und bereitete sich auf die nächste vor. Es war die reinste Wonne, wie sie den Kajak bis hoch auf den Kamm lenkte.
Dann war sie oben. Eine Sekunde lang hing sie wie verzückt in der Luft, bevor sie wie aus der Rakete geschossen in den Curl glitt. Kalter Gischt spritzte ihr ins Gesicht.
Sie war drin, eingeschlossen fast wie in einer Röhre. Das waren zehn Punkte! In der Stille, während sie auf die nächste Welle wartete, fühlte sie sich hundertprozentig lebendig.
Schließlich brach sich die Welle über ihr. Ellie schoss heraus, ließ sich ein Stück weit tragen und glitt ans Ufer. Eine andere Welle schob sie von hinten an, so dass sie über den Sand rutschte, dann wischte sie sich das Salzwasser vom Gesicht.
Zehn Punkte!
Sie überlegte, noch einmal hinauszufahren, zog aber ihren Kajak aus dem Wasser, klemmte ihn sich unter den Arm und ging zu dem rosafarbenen Drei-Zimmer-Bungalow, den sie in Delray einen Straßenblock entfernt gemietet hatte.
Diese Wellenritte am
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