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Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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grün und üppig. Ich tippte auf Spätsommer. Der Mann wiederholte seinen Ruf. Lauter und eindringlicher. Aber ich verstand trotzdem kein Wort. Er sprach kein Englisch. »Was sagt er?«, raunte ich Lee leise zu.
    »Ich vermute, dass wir in der Klemme sitzen«, raunte Lee zurück. Er hob langsam beide Arme mit den Handflächen nach vorn.
    Jetzt wurde mir richtig mulmig. »Lee?« Meine Stimme klang ein wenig schrill. »Kannst du uns zurückbeamen? Wir stehen halbnackt vor einem bewaffneten Mann. Ich fühle mich etwas unwohl.«
    »Das tut mir leid«, sagte Lee trocken. »Aber nein, anscheinend gibt es hier etwas zu erledigen. Solange das nicht erfolgt ist, kann ich uns nicht zurück beamen .«
    »Lee, der versteht uns nicht! Sagtest du nicht, das wären immer die Bösen? Die Guten könnten wir verstehen? Ich habe nur einen Badeanzug an! Gibt es hier wilde Tiere, die Angst riechen können? Hoffentlich haben die anderen nicht in Luft auflösen sehen. Was würde Paul sonst denken?«
    Lee wandte nur leicht den Kopf, um mir einen Blick zuzuwerfen. Ich verstand. Wenn ich nicht augenblicklich die Klappe hielt, würde er mich ohrfeigen, damit ich nicht hysterisch wurde.
    Aber ich hatte Angst. Lee stand zwar schützend vor mir, aber ich hatte ihn auch schon retten müssen. Er war nicht gänzlich unverwundbar. Und mir war kalt ! »Hält Elfenhaut einem Pfeil stand?«, fragte ich leise.
    »Nein«, raunte er zurück und nahm mir meine letzte Hoffnung.
    Lee hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als der Bogenschütze Gesellschaft von fünf Männern bekam. Man musterte uns mit sehr anzüglichen Blicken – und wahrscheinlich auch Worten, nur verstand ich die nicht – und fesselte uns die Hände. Dann begann ein Marsch, der mir ewig lang vorkam. Ich sah wie sich das Licht der Sonne zwischen den dichten Baumkronen immer weiter senkte. Als ich die Sonne irgendwann im Ganzen durch die hohen Baumstämme erkennen konnte, stand sie schon recht tief und wir befanden uns unmittelbar vor einer mittelalterlichen Stadt.
    Schon von weitem fiel auf, dass sie fortschrittlicher war als Aachen im achten Jahrhundert. Die Stadtmauer war aus massiven Steinblöcken mit Zinnen statt Holzpfählen und Lehmbindung.
    Als ich versuchte Lee zu fragen, wo wir uns befanden und welches Jahrhundert das war, verabreichte mir einer der Männer eine klatschende Ohrfeige. Meine Wange brannte – genau wie mein Stolz. Lee machte schon Anstalten den Schläger anzurempeln, wurde jedoch schnell eines Besseren belehrt: Keine Sekunde lang nahmen die Männer ihre gespannten Bogen herunter. Sie richteten sie allesamt auf Lee und er blieb stocksteif stehen.
    Danach redeten wir nicht mehr laut miteinander. Aber ich konnte Lees Stimme in meinen Gedanken hören. Das zeigte mir, wie aufgebracht er war. Ich kann die Männer auch nicht verstehen , hörte ich ihn sagen. Meine Befürchtung war damit bestätigt. In Germanien hatte mir Lee erklärt, bei einem Zeitsprung könne man die Nationalität verstehen, die einem wohlgesinnt war. Das sei Bestandteil der Elfenmagie.
    Das hieß im Klartext: Der Feind hatte uns gefangen.
    Erst als wir die Stadt betraten, senkten die Männer ihre Waffen. Trotz der Bewegung war mir inzwischen bitterkalt. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Zähne klapperten wie bei einem Skelett in der Geisterbahn. Auch wenn es Sommer war, überschritten die Temperaturen keinesfalls neunzehn Grad. Außerdem musste es vor kurzem geregnet haben. Im Wald hatte es noch hie und da getropft und der Weg war äußerst matschig gewesen – ganz abgesehen von einigen Schlammlöchern und Viehdung in der Fahrspur.
    Kaum hatten wir die Stadtmauer durchquert, kamen viele Menschen und Kinder angerannt und beäugten uns mit offenen Mündern. Sie trugen alle Gewänder, die sie beinahe vollständig verhüllten. Nur Lee und ich waren fast nackt. Ich wusste nicht mehr, wohin ich schauen sollte. Es war einfach schrecklich peinlich und ich wünschte mir mehr denn je das berühmte Loch. Ich würde jetzt, freiwillig und ohne zu zögern, hineinspringen. Immer mehr Menschen kamen zusammen. Unsere Ankunft schien sich schneller zu verbreiten, als eine Botschaft bei Facebook. Die Wachen schnallten ihre Bogen auf den Rücken. Kein Wunder. Inmitten dieser Menschenmenge war eine Flucht unmöglich.
    Rufe erschollen. In dieser fremdartigen Sprache. Und dann hörte ich: »Himmel, wie sehen die aus?« und »Was trägt die da?« Erstaunt sah ich auf. Wieso waren Menschen darunter, die ich verstand? Ich

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