Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
Regierung hat das Betreten von Fingal’s Cave verboten. Nicht, weil die Regierung von uns Drachen weiß, sondern, weil in diesem Wasserlauf eine starke Strömung nachgewiesen wurde. Die wird für das Verschwinden von Menschen verantwortlich gemacht. Sicherlich sind in dieser Strömung auch schon einige umgekommen, aber ja, die meisten sind wohl dem einen oder anderen von uns zum Opfer gefallen. Als Halbelf bin ich in der glücklichen Lage, mich an Orte zu begeben, die für normale Menschen unerreichbar sind. Es gibt ein paar Plätze in den Alpen und in den Pyrenäen. Dorthin ziehe ich mich zurück, wenn ich spüre, dass die Verwandlung zu dringend wird. Oder in den Keller meines Hauses, wenn ich zufällig in London sein sollte und keine Lust auf einen Zeitsprung habe. Du siehst, wir können es uns nicht aussuchen. Wir können nur den Zeitpunkt der Verwandlung etwas hinauszögern.«
»Möchtest du damit die Morde an den Elfenwachmännern rechtfertigen?«
Ciaran seufzte. »Nein. Das ist unentschuldbar, obwohl ich vermute, sie waren uns Drachenkindern zu dicht auf den Fersen. Hast du Lee von der Eierschale erzählt?«
Betroffen biss ich mir auf die Lippen. Die hatte ich komplett vergessen in all der Aufregung. Sie lag mit Fafnirs Auge, einer Insignie Pans, sorgsam verpackt in meinem Schließfach in der Schule. Und Lee machte sich wohl eher Gedanken darum, was er mit Ciaran und dessen Drachendoppelleben anstellen sollte.
Ciaran blieb so abrupt stehen, dass ich gegen ihn prallte. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er mir geradewegs in die Augen geschaut hatte. »Lee weiß es?!« Anklagend sah Ciaran auf mich herab.
»Tut mir leid«, sagte ich kleinlaut. »Er wartete vor deinem Haus auf mich und ich war noch so aufgewühlt und er konnte meine Gedanken über die Straße hinweg lesen. Aber er hat mir versprochen nichts zu sagen.«
Ciaran sah aus, als wolle er mich hier stehen lassen und augenblicklich flüchten.
»Er hat es mir ganz fest versprochen. Ich vertraue Lee.«
Ciaran sah mir lange in die Augen. Dann nickte er. »Hoffen wir, dass du Recht behältst.«
»Du hast nicht viel Vertrauen in deinen Cousin«, murmelte ich leise.
»Ich weiß, wie er erzogen wurde«, lautete die nüchterne Antwort.
Wir gingen lange durch die Höhle. Sie schien endlos. Teilweise verengten sich die Seiten, manchmal mussten wir auf allen vieren durch einen Spalt kriechen. Sicherlich war das nicht der Weg, den die Drachen in voller Größe gewählt hatten. Zu allem Übel brannte die Fackel in Ciarans Hand nicht gerade langsam herunter und allmählich spürte ich auch wieder die Schmerzen in meinem linken Arm. Gleich wären wir wieder im Dunkeln.
»Ciaran, kannst du uns nicht einfach hier rauszaubern?«
Er blieb stehen und sah mich mitleidig an. »Leider nicht.«
»Ich kann nicht mehr«, stöhnte ich und ließ mich zu Boden sinken. Nicht nur die wiederkehrenden Schmerzen machten mir zu schaffen, ich hatte auch brennenden Durst und Hunger.
Ciaran kniete neben mir nieder und der Lakritz-Anis-Kräuter-Atem umfing mich erneut. Fast sofort verschwanden die Schmerzen. Nur das nagende Hunger- und Durstgefühl blieb zurück.
»Du musst unbedingt medizinisch versorgt werden.« Er erhob sich und zog mich mit sich. »Die Schmerzen kommen wieder, solange es nicht gerichtet ist.« Er tastete sorgsam meine Schulter und das Schlüsselbein ab.
Mit einem Mal stand er sehr nah vor mir. Ich hörte seinen veränderten Atem. Als ich ihm ins Gesicht sah, waren seine Augen seltsam dunkel und schwer.
Sofort wich er einen Schritt zurück. »Ich würde dich ja tragen, aber durch die niedrigen Gänge würde uns das den Weg nur zusätzlich erschweren.«
Ich nickte ergeben und wir setzten uns wieder in Bewegung.
Die Fackel hatte Ciaran lange weggeworfen und nur einem weiteren Elfeninstrument von ihm, das im Dunkeln leuchtete, war es zu verdanken, dass wir den Ausgang der Höhle schließlich erreichten. Und der befand sich auch noch in einem Bach. Meine Füße waren wieder einmal nass und kalt. Ein ganzer Tag war vergangen, denn es war Nacht geworden.
Ciaran nahm mich nun auf den Rücken und ab sofort ging es in magischer Elfengeschwindigkeit weiter. Die Nacht war sternenklar und so schnell Ciaran auch rannte, am Himmel war der Vollmond deutlich zu sehen, der mit seinem warmen Licht auch jeden Baum und Strauch erkennen ließ. Eine wesentlich angenehmere Reise als meine Entführung.
Nur, dass sie länger dauerte. Meine Augen wurden schwer. Das
Weitere Kostenlose Bücher