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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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gebeten, sich um ein Schiff zu kümmern, das uns notfalls mitnehmen könnte …«
    Arnulf erhob sich. »Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft …«
    »… aus persönlichen Gründen länger in der Stadt bleiben zu können?«, erriet Fra Branaguorno den Gedanken seines Gegenübers. »Es tut mir leid, aber das wird wahrscheinlich nicht gehen.«
    Der Säulengang war von Fackeln erleuchtet. Die Wächter, die Fra Branaguorno und Arnulf in ihre Mitte genommen hatten, hüllten sich in Schweigen.
    Sie trugen Metallharnische nach Art oströmischer Söldner, versehen mit dem Zeichen der Warägergarde. Die Krone mit den gekreuzten Schwertern war in Messing in den Harnisch eingearbeitet. Arnulf fragte sich, ob auch diese Männer mit Schwertern aus dem unzerbrechlichen Stahl ausgerüstet waren, den Thorkild Larsson Eisenbringer und seine Getreuen aus den Bergen jenseits von Samarkand holten.
    Vermutlich ja. Schließlich war nicht zu erwarten, dass ausgerechnet die allein der Person des Kaisers verpflichteten Krieger der Garde minderwertige Waffen trugen.
    »Als ich vor ein paar Jahren hier war, diente der jetzige erste Logothet noch als kleiner Schreiber. Aber so geht das hier manchmal …«, flüsterte Fra Branaguorno.
    Der Säulengang kreuzte sich mit einem zweiten. Die Waräger eskortierten sie nach links. Vor ihnen befand sich eine hohe Tür, die zu jenem Raum führte, in der Petros Makarios residierte. Rechts und links standen zwei Bewaffnete, die fast so regungslos wirkten wie manche der Statuen in den Gängen des Palastes.
    Arnulf und Fra Branaguorno hatten den Weg zu dieser Tür zur Hälfte hinter sich gebracht, da öffnete sie sich knarrend, und ein Mann trat heraus, den Arnulf nur allzu gut kannte. Thorkild Eisenbringer! Niemals würde er dieses Gesicht vergessen.
    Der riesenhafte Mann mit dem rotstichigen Haar trug seinen Helm unter den Arm geklemmt. Jetzt setzte er ihn jedoch auf den Kopf. Er blieb stehen und fixierte Arnulf mit einem Blick, der sein Gesicht in eine grimmige Maske verwandelte.
    Die Tür fiel unterdessen ins Schloss.
    »Bewahrt die Ruhe!«, raunte Fra Branaguorno an Arnulf gerichtet. Doch der trat ein paar Schritte vor, die Hand am Schwertgriff. Die Waräger, die sie eskortiert hatten, drehten sich um und richteten die Spitzen ihrer Speere auf ihn, sodass er erstarrte.
    »Sieh an!«, rief Thorkild. »Da bist du ja, Sachse! Wie heißt es so schön? Wo auch immer man eine Handvoll Dreck ins Meer wirft, wird dieser Dreck irgendwann in Konstantinopel angespült!«
    Er zog sein Schwert. Aber er näherte sich nur langsam.
    »Jetzt willst du anscheinend beenden, was du in Tukharistan nicht geschafft hast!«, erwiderte Arnulf. »Mir soll es recht sein. Ich habe keine Angst vor dir – denn diesmal kämpfen wir mit Waffen aus dem gleichen Stahl. Allerdings wundert es mich, wie wenig Respekt du vor dem Palast des Herrn hast, dem du dienst!«
    »Darüber lasse ich mich jedenfalls von dir nicht belehren«, erwiderte Thorkild finster. Er schwang das Schwert durch die Luft, ließ es von der rechten in die linke Hand wechseln und nahm den Griff dann mit beiden Händen. Grimmige Entschlossenheit stand in seinen verzerrten Zügen. Falls er tatsächlich mit einer Schar von Warägern aus Schweden zurück nach Konstantinopel gelangt war, erklärte dies zumindest, warum man ihm offenbar bei Hof einiges durchgehen ließ. Angesichts der Lage, in der sich die Stadt befand, konnten fünfhundert oder tausend zusätzliche warägische Söldner von entscheidender Bedeutung sein – jedenfalls solange die Streitkräfte aus dem Osten nicht eingetroffen waren. Und dass der schlechte Zustand der kaiserlichen Heerstraßen den Marsch dieser Truppen nicht beschleunigte, lag auf der Hand. Arnulf wusste aus eigener Anschauung von seinem weiten Rückweg, in welcher Verfassung ein Großteil dieses sonst hoch gerühmten Netzes schneller Verbindungen für Heer und Handel war.
    Arnulf deutete auf die Wächter, die noch immer ihre Speerspitzen auf ihn richteten. »Brauchst du etwa Hilfe, um mich umzubringen, oder hat selbst ein feiger Mörder wie Thorkild Eisenbringer ein wenig von dem, was man anderswo Ehre nennt?«
    Thorkild knurrte ein paar Worte, die Arnulf nicht verstand – Worte, die offenbar aus seinem Heimatdialekt kamen. Daraufhin zogen sich die Wächter zurück. Sie wichen zur Seite, hielten zwar weiterhin die Speerspitzen in Arnulfs Richtung, wahrten jetzt aber einen seitlichen Abstand.
    Arnulf ging ruhig seinem Gegner

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