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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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erwiderte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf den Mund zu küssen.
    Arnulf hob sie hoch und bettete sie auf das Lager. Dabei küssten sie sich immer weiter. Ihre zweite Vereinigung war wild und heftig. Der letzte Vorbehalt war nun fort, die letzten Hemmungen fielen von ihnen ab, und als sie dem Gipfel ihrer Lust entgegenstürmten, glaubte Li Augenblicke lang, keine Luft mehr zu bekommen. Noch eine ganze Weile danach, als sie sich erschöpft in den Armen lagen, rang sie nach Atem.
    Es hatte seit ihrer Verschleppung aus Xi Xia nicht viele glückliche Momente gegeben, aber in diesen kostbaren Stunden empfand sie die höchsten Wonnen. Es war wie ein Traum, und so nüchtern sie auch sonst die Dinge betrachtete, jetzt weigerte sie sich schlicht, an das Erwachen zu denken.
    »Wir sollten den Bulgaren dankbar sein, dass sie Thracien überrannt haben und die Stadt belagern …«
    »Wie kommst du darauf, Li?«
    In ihren dunklen Augen blitzte es auf. »Weil es dir auf absehbare Zeit zumindest auf dem Landweg unmöglich sein wird, die Stadt zu verlassen!«
    »Und das ist in deinem Sinn?«
    »Es ist mein größter Wunsch.«
    Er erwiderte ihren Blick auf eine Art und Weise, die vermuten ließ, dass er ihr noch etwas sagen wollte. Er öffnete die Lippen, aber bevor er ein Wort hervorbringen konnte, hatte sie ihn bereits geküsst.
    »Li …«
    »Nicht jetzt, Arnulf. Was es auch sein mag, ob du bald ein Schiff besteigst, dein Kaiser dir irgendeinen gefährlichen Auftrag übermitteln ließ oder dich vielleicht zu Hause in Magdeburg eine Braut von Adel erwartet … Erzähl es mir ein anderes Mal! Um alles in der Welt möchte ich mir diesen Traum vom Glück bewahren – wenigstens für ein paar Stunden!«
     

Achtzehntes Kapitel

Zweikampf
     
     
     
    »Ihr habt in der Nacht nicht im Schlafsaal unserer Mönchsbrüder geschlafen«, stellte Fra Branaguorno fest, als er Arnulf im Speiseraum bei Bruder Markus gegenübersaß. Inzwischen hatten alle anderen Mönche das Refektorium verlassen, ebenso die durchreisenden Gäste, die die Gesandtschaft des sächsischen Kaisers nutzten – unter ihnen ein paar Pilger, die auf dem Landweg ins Heilige Land gelangen wollten und sich auch nicht dadurch abhalten ließen, dass Bruder Markus es ihnen auszureden versuchte. Schließlich fuhren regelmäßig Schiffe vom Eutherios-Hafen geradewegs nach Akkon, Sidon oder zu einer der anderen Städte an der Küste, von wo man innerhalb einer Tagesreise leicht nach Jerusalem gelangen konnte. Dass es zunehmend Klagen von Pilgern über rechtliche Schikanen des schiitischen Kalifs von Kairo gab, stand auf einem anderen Blatt.
    Jetzt waren Fra Branaguorno und Arnulf von Ellingen allein, und der weise Berater Kaiser Ottos meinte wohl, offen reden zu können. Branaguornos Zustand hatte sich wieder normalisiert. Es war so gekommen, wie Bruder Markus angekündigt hatte. Die anfallsartigen Beschwerden, die Fra Branaguorno in mehr oder minder regelmäßigen Abständen plagten, seit er beim Überfall der Normannen den furchtbaren Hieb am Kopf abbekommen hatte, verflüchtigten sich ebenso unvermittelt, wie sie auftauchten.
    Arnulf hatte den Mönch nur kurz darauf angesprochen. Aber es war schon nach wenigen Worten klar gewesen, dass der überaus sprachkundige Mann über dieses Thema mit niemandem reden wollte – es sei denn, er fing selbst damit an.
    »Seht mich nicht an, als hättet Ihr einen Mondsüchtigen vor Euch, Arnulf!«, wies Fra Branaguorno den Ritter zurecht, der sich allerdings keiner Schuld bewusst war. »Es mag sein, dass Ihr von Zeit zu Zeit eine etwas wunderliche Seite an mir zu sehen bekommt, aber davon abgesehen könnt Ihr Euch auch weiterhin voll und ganz auf mich verlassen.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt.«
    »Aber ich zweifle in Eurem Fall etwas daran.«
    »Inwiefern?«
    Er beugte sich über den Tisch, und seine Augen wurden schmaler. Wie meistens trug er auch in geschlossenen Räumen die Kapuze über den Kopf und tief ins Gesicht gezogen, sodass seine Augen im Schatten lagen und nur das spitze Kinn und der dünnlippige Mund zu sehen waren. »Es geht mich nichts an, wie Ihr Eure Nächte hier in Konstantinopel verbringt, und es gibt in dieser Stadt sicherlich mancherlei Verlockung für einen Mann wie Euch …«
    »Was wollt Ihr mir sagen, Fra Branaguorno?«
    »… aber all das soll mich nicht weiter kümmern. Als Mann Gottes und als jemand, der Euch einiges an Lebensjahren und -erfahrung voraushat, will ich nicht den Stab

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