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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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über Euch brechen oder darauf hinweisen, dass Ihr alles, was Ihr tut, am Tag des Gerichts vor Gott rechtfertigen müsst! Aber wenn Ihr Euch wie ein Narr verhaltet, dann halte ich es für meine Pflicht, es Euch zu sagen.«
    »Ein Narr?«
    »Ich kenne Euch gut genug, um zu erraten, dass Ihr die letzte Nacht nicht hinter den Pforten eines der zahlreichen Bordelle verbracht habt, die die Hauptstadt der Christenheit in ihren Mauern beherbergt, sondern vielmehr in der Nähe einer geschickten Handwerkerin, die die seltene Kunst beherrscht, Zeichen in das Papier einzubringen, und sich den schönen Namen Evangelia gegeben hat! Na, habe ich Recht? Schließlich trefft Ihr Euch schon geraume Zeit mit ihr.«
    Arnulf von Ellingen schwieg.
    »Was mir zu Ohren kommt, kommt auch anderen zur Kenntnis. Zum Beispiel einem Kaiser …«
    Arnulf wusste genau, worauf Fra Branaguorno hinauswollte. Vor mehreren Jahren war die Heirat zwischen Arnulf und einer entfernten Verwandten des Kaisers arrangiert worden. Wenn es dazu käme, würden Arnulfs Güter in erblichen Besitz umgewandelt, zum Vorteil seiner gesamten Familie. Davon abgesehen wäre es für die Zukunft überaus günstig, dass diese Ehe Arnulf eine Verbindung zum Herrscherhaus eintragen würde. Arnulf hatte die junge Frau einmal flüchtig in Magdeburg bei einem Bankett im Palast des Kaisers kennengelernt. Sie hieß Woda, und man hatte sie wohl nach ihrem Vater, Woden von Ostfalen, benannt. Woda war ein schüchternes Wesen mit großen blassblauen Augen, das nicht viel sprach. Als Kind war sie immer kränklich gewesen, und man hatte schon gemunkelt, dass ihre Fähigkeit, Kinder zu empfangen, unter ihren vielen Krankheiten in der Jugend gelitten haben könnte. Arnulf erinnerte sich genau an eine Klausel in der Hochzeitsvereinbarung, auf der sein Vater bestanden hatte. Sie besagte ausdrücklich, dass die Ehe in diesem Fall annulliert werden konnte, ohne die Umwandlung der seit drei Generationen im Besitz derer von Ellingen befindlichen Güter in ein erbliches Lehen rückgängig zu machen.
    All diese Dinge gingen Arnulf jetzt durch den Kopf. Äußere Umstände hatten bisher verhindert, dass die Ehe geschlossen werden konnte. Stellten zunächst die Familie der künftigen Braut und jene des Bräutigams die eine oder andere Nachforderung, so kamen dann ein Feldzug des Kaisers gegen die rebellierenden Slawen der Billunger Mark sowie einige Überfälle der Ranen von der Insel Rügen dazwischen, die mit ihren Schiffen Siedlungen an der Küste angriffen und plünderten, später war ein Aufstand in Italien niederzuschlagen, und schließlich erfolgte dieser ganz besondere Auftrag, mit dem Kaiser Otto ihn zu den Eisenbergen jenseits von Mawarannahr sandte.
    Aber wenn Arnulf zurückkehrte, würde man die Zeremonie sicherlich alsbald ansetzen – es sei denn, die Familie der Braut hätte ihn inzwischen für tot gehalten und Woda mit jemand anderem vermählt. Das brächte zwar einiges an rechtlichen Komplikationen mit sich, wäre in diesem Fall aber sicher zu rechtfertigen. Immerhin dauerte Arnulfs Aufenthalt in den fernen Ländern jenseits der oströmischen Grenzen bereits weit länger als ursprünglich geplant. Außerdem war sein Schicksal lange Zeit vollkommen ungewiss gewesen – und Nachrichten darüber hatten Magdeburg wohl ebenfalls mit einiger Verzögerung erreicht, wie es vermutlich noch Monate dauern würde, bis man dort erfuhr, dass er wohlauf und am Leben war.
    »Ihr solltet darauf achten, dass Euch keine Nachrichten nach Magdeburg vorauseilen, die Woden von Ostfalen zornig machen könnten«, riet Fra Branaguorno. »Das ist nur ein Rat – Ihr müsst letztlich selbst entscheiden, wie viel Euch welches Vergnügen wert ist.«
    »Falls dies das Einzige ist, das Ihr mit mir besprechen wolltet, dann sage ich Euch nun Folgendes: Ich habe Euren Rat gehört und werde ihn bedenken – aber ich werde dennoch tun, was mir angemessen erscheint!«
    »Nein, das ist noch nicht alles«, erklärte Fra Branaguorno. »Petros Makarios, der erste Logothet des Kaisers, möchte mit uns sprechen. Und wenn er uns ruft, dann können wir das nicht ignorieren …«
    »Natürlich nicht.«
    »Es wäre denkbar, dass er uns den Brief des Kaisers übergibt. Das wiederum könnte bedeuten, dass man uns indirekt auffordert, die Stadt zu verlassen. Und zwar so schnell wie möglich!«
    »Aber das geht nicht! Die Bulgaren stehen vor der Tür!«
    »Ich weiß, aber es gibt ja noch den Seeweg. Ich habe Bruder Markus

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