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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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herab.
    »Das war knapp«, sagte Arnulf. »Es hätte nicht viel gefehlt und alles wäre in Flammen aufgegangen.« Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Wer tut so etwas? Ein ganzes Viertel könnte durch einen solchen Frevel abbrennen!«
    »Das ist diesen Menschen gleichgültig«, erwiderte Li.
    »Weißt du, wer dahintersteckt?«
    »Der blinde Christos sagt, es sind Ikonoklasten!« Dann erzählte sie ihm in knappen Worten von der Kirche, die wohl ebenfalls diese Eiferer angezündet hatten.
    »Ich habe davon gehört«, meinte Arnulf. Er fasste Li bei den Schultern, und sie sah, wie sich das Mondlicht in seinen Augen spiegelte. »Bist du dir immer noch sicher, dass dies der Ort ist, an dem du dein Glück machen willst?«
    Am nächsten Morgen offenbarte sich das ganze Ausmaß der Zerstörungen in der Werkstatt. Alles Papier, das in dem zur Straße hin ausgerichteten Vorraum lagerte, war völlig unbrauchbar – es sei denn, man zerstampfte die kläglichen Reste erneut in den Bottichen, um daraus ein zweites Mal Papier zu schöpfen. Ein Teil der Lumpen, die Li nass auf die Flammen verteilt hatte, war noch verwendbar. Man musste sie nur sorgfältig zerkleinern. Der Fensterladen war zerbrochen, ebenso das Türschloss. Im Nachbarraum lag ein umgestürzter Wasserbottich. Mit der Presse hatten die Eiferer anscheinend dasselbe versucht, aber ohne Erfolg. Sie war nur ein Stück verrutscht. Überall lagen Papiere herum, dazwischen die durchgeschnittenen Leinen, an denen sie zum Trocknen gehangen hatten.
    »Es tut mir leid, dass deine Werkstatt zum Ziel dieser Barbaren geworden ist. Ich glaube, ich kann inzwischen ermessen, was sie dir bedeutet.«
    »Sie bedeutet mir nichts«, erwiderte Li. »Ich habe längst aufgehört, mein Herz an Dinge zu hängen, die man so leicht wegnehmen oder zerstören kann wie eine Werkstatt. Mein Vater hat immer gesagt, dass einem nur das, was man in sich trägt, niemand nehmen kann. Und ich habe mehr als einmal erfahren müssen, wie Recht er damit hatte.« Sie sah ihn an. »Es ist nichts kaputt, was sich nicht wiederherstellen ließe. Wenn man fällt, muss man wieder aufstehen. Zurückzuschauen und den Verlust zu bedauern hat keinen Sinn. Das ist nur eine Verschwendung von Kraft.«
    »Du sagst manchmal seltsame Dinge«, meinte Arnulf. »Aber ich höre dir gerne zu, wenn du das tust.«
     

Zwanzigstes Kapitel

Verrat und Intrige
     
     
     
    Fra Branaguorno und Arnulf gingen eine der Straßen nahe dem Forum Tauri entlang, als ihnen eine Kolonne von Warägern entgegenkam. Sie gehörten wohl zu jenen Männern, die Thorkild aus Schweden mitgebracht hatte. Dafür sprach, dass sie nur mit Mühe eine Formation bildeten und auch noch keiner von ihnen den Rock der Garde trug.
    Arnulf und Fra Branaguorno wichen den Kriegern aus dem Norden aus. Die würdigten sie nur eines kurzen Blicks und zogen weiter. Arnulf sah ihnen nach. »Gibt es hier eigentlich auch irgendeinen Griechen, der unter Waffen steht?«
    »Die Gilden stellen Männer zur Verfügung – aber nur für den Fall, dass die Stadt selbst angegriffen wird, ein Feind die Mauern überwindet und ins Innere gelangt. Sie bekommen dann Waffen aus dem Arsenal des Kaisers … Und was das Heer angeht – es gibt wohl keine Einheit, die ohne Dolmetscher auskäme, so viele verschiedene Völker sind da vertreten!«
    »Das klingt für meine Ohren nicht gerade, als würde der Kaiser seinem Volk vertrauen!«
    »Und das mit Recht!«, erwiderte Fra Branaguorno. »Die Einzigen, die sich als loyal erwiesen haben, sind die Waräger. Vor gut einer Dekade haben sie Basileios den Thron gerettet, und seitdem sind sie zur Leibgarde aufgestiegen.«
    Arnulf und Fra Branaguorno waren unterwegs zum Kontor der Kaufleute aus Amalfi. Dort sollten sie Johannes Philagathos noch einmal treffen, wie er durch eine Botschaft hatte ausrichten lassen, die Ludwig von Emerlingen überbrachte. Ludwig war einer der Ritter, die Johannes Philagathos auf seiner Brautwerbereise von Anfang an begleiteten. Arnulf kannte ihn flüchtig aus der Unterkunft bei Bruder Markus – allerdings war es nicht ganz einfach, mit ihm ins Gespräch zu kommen, was vor allem an seiner oberdeutschen Aussprache lag. Man musste schon genau hinhören, um ihn zu verstehen, sogar wenn er Latein sprach.
    Den Grund für diese Zusammenkunft hatten weder Arnulf noch Fra Branaguorno erfahren – aber vermutlich wollte Johannes Philagathos ihnen bei dieser Gelegenheit tatsächlich, wie angekündigt, ein paar versiegelte

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