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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Berichte oder andere wichtige Schriftstücke an den Kaiser in Magdeburg mitgeben.
    Und vielleicht wollte er dabei etwas unbefangener über die Verhältnisse bei Hof sprechen, als ihm dies im Kaiserpalast möglich war.
    Das Haus, das der Kaufmannsbruderschaft von Amalfi als Unterkunft und Versammlungsort in der Fremde galt, lag nur noch wenige Straßen von ihnen entfernt. Fra Branaguorno kannte offenbar den Weg genau und führte Arnulf mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit durch die engen Gassen.
    »Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, was Euer Gespräch mit Lorenzo D’Antonio ergeben hat«, stellte Arnulf fest.
    Fra Branaguorno blieb stehen und seufzte. Er hielt sich den Kopf, der wie stets fast gänzlich unter der Kapuze verborgen war. Gequält verzog er das Gesicht, und Arnulf hoffte, dass dies nicht etwa der Beginn einer neuen Reihe von Anfällen war, wie sie den gelehrten Mönch seit dem folgenschweren Überfall heimsuchten. »Habe ich Euch das nicht gesagt? Das tut mir leid. Ich wollte es nicht in Anwesenheit von Bruder Markus erwähnen, weil so wenige Menschen wie möglich über die Umstände unserer Abreise Bescheid wissen dürfen. Aber Euch muss ich natürlich einweihen, das versteht sich von selbst …« Er stand da und schloss die Augen, während er den Kopf senkte, sodass seine Augen vollständig verborgen waren. Der Schatten verdunkelte alles. »Lorenzo D’Antonio nimmt uns gerne nach Venedig mit. Allerdings hat er selbst noch einige Geschäfte zu tätigen, deren Erledigung unter Umständen sehr schnell gehen kann, vielleicht aber auch noch ein paar Tage in Anspruch nimmt. Genauer konnte er sich nicht festlegen – aber ich nehme an, Euch wird es nicht stören, falls wir doch länger in der Hauptstadt der Christenheit bleiben?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Fra Branaguorno verzog spöttisch den Mund. »Das dachte ich mir. Übrigens – Lorenzo ist tatsächlich jener Lorenzo, dessen Stimme ich schon in aller Deutlichkeit vernahm, als er noch ein Säugling war. Übrigens gestand er mir, dass er auf der Suche nach jemandem ist, der die Papierherstellung in Venezien beginnen könnte. Gebraucht wird dieser Stoff nämlich auch dort.«
    »So sollte man ihn auf Li aufmerksam machen!«
    »Bloß nicht!«, widersprach Fra Branaguorno. »Wenn Ihr dem ersten Logotheten seine Papierlieferantin nehmt, indem Ihr dafür sorgt, dass sie von einem Venezianer abgeworben wird, erhöht das nicht gerade unsere Beliebtheit hier – und es erschwert die laufenden Verhandlungen ungemein. Außerdem …«
    Fra Branaguorno blieb stehen. Er sah sich um, als befürchtete er, dass ihnen jemand gefolgt war.
    »Was ist mit Euch, Fra Branaguorno?«
    »Wir müssen aufpassen. Da tun sich Dinge hinter den Palastmauern, die nicht nur zu unseren Ungunsten ausgehen könnten, sondern womöglich auch das Verhältnis zwischen den Reichen der beiden Kaiser belasten! Also verhaltet Euch vorsichtig! Redet mit niemandem, den Ihr nicht kennt, teilt mit einer Frau nur das Lager, aber nicht Eure Geheimnisse, und tut ansonsten, was ich Euch rate.«
    »Etwas mehr als düstere Andeutungen könntet Ihr mich schon wissen lassen, Fra Branaguorno.«
    Er machte eine Pause. Seine Stimme war jetzt nur noch ein leises Wispern. »Ich habe mit verschiedenen Leuten gesprochen. Gerade im Händlerquartier der Venezianer war einiges zu erfahren, denn wie Ihr wisst, genießen diese Landsleute hier in der Stadt eine bevorzugte Stellung, da sie ja zumindest formal noch Untertanen des oströmischen Kaisers sind …«
    »Und was wird da so geraunt?«
    »Es heißt, dass sich Johannes Philagathos mit Männern trifft, die nicht als Freunde guter Beziehungen zum Westen bekannt sind …«
    »Johannes Philagathos ist in gesandtschaftlicher Mission hier. Warum sollte er sich nicht mit allen treffen wollen, die ihm etwas zu sagen haben?«
    »Noch bedenklicher ist, dass er offenbar auch rege Kontakte zu einflussreichen Männern aus Calabrien und Italien pflegt … Man munkelt, er habe Ambitionen auf den Stuhl Petri in Rom und wolle Papst werden … Es hat den Anschein, dass ihn diese Sache weit mehr beschäftigt als seine Verhandlungen, deren erfolgreicher Abschluss ihm vielleicht nicht so sehr am Herzen liegt, wie es zu erwarten wäre …«
    Arnulf schwieg einen Moment. Falls die Gerüchte der Wahrheit entsprachen, dann musste Kaiser Otto davon erfahren.
    »Ihr habt Johannes Philagathos von Anfang an nicht ganz getraut, nicht wahr?«
    »Er uns auch nicht. Wer weiß,

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