Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
Vom Netzwerk:
Verhandlungen«, erklärte Basileios. »Doch angesichts der Jugend Eures Herrschers steht ja nicht zu befürchten, dass die Blüte seiner Jahre vorüberzieht, ohne dass Wir eine standesgemäße Verbindung für ihn geknüpft haben werden.«
    Fra Branaguorno ergriff das Wort. »Ich darf Euch übermitteln, dass Kaiser Otto es außerordentlich begrüßen würde, wenn – nach seiner Mutter Theophanu – zum zweiten Mal eine Frau aus dem Geschlecht der Kaiser von Konstantinopel den Thron des Reichs besteigen würde.«
    »Es würde die Verbindung beider christlicher Kaiser zweifellos festigen«, gestand Basileios zu. »Wenngleich es inzwischen viele gibt, die sich den Titel eines Kaisers anmaßen. Selbst der Herrscher der bulgarischen Barbaren, dessen wilden Horden Wir uns immer wieder zu erwehren haben, nennt sich so …« Basileios seufzte. »Umso wichtiger ist es, dass ein Römischer Kaiser seine Würde bewahrt.«
    Römischer Kaiser – Arnulf registrierte genau, dass Basileios diese Wendung sehr bewusst benutzte. Schließlich war das der Titel, den sowohl er als auch Otto für sich beanspruchten.
    Basileios wandte sich Branaguorno zu und gestattete auch ihm, sich zu erheben. »Euer Ruf als Gelehrter ist hier unvergessen, Branaguorno. Was denkt Ihr zu diesem Thema?«
    »Es geht um die Verbreitung des Glaubens und um die Verteidigung der Christenheit«, erklärte der Mönch. »Und diesem Ziel ist Otto zutiefst verpflichtet, wie ich als einer seiner engsten Vertrauten sagen darf …«
    »Das freut Uns zu hören«, erwiderte Basileios. Arnulf fand den oströmischen Kaiser recht kühl, was vielleicht damit zu tun hatte, dass für Basileios die Vorgänge jenseits der Alpen nicht von allervordringlichster Bedeutung waren. Dafür gab es zu viele Feinde, die gegenwärtig die Grenzen seines Reichs bedrohten.
    Als Fra Branaguorno noch etwas sagen wollte, hob der Herrscher die Hand und bedeutete ihm damit zu schweigen. Offenbar hatte er genug von diplomatischen Höflichkeiten. Er wandte sich direkt an Arnulf, der sich bisher tunlichst zurückgehalten hatte. Die Diplomatie war nun einmal ein Gebiet, auf dem jemand wie der gelehrte Mönch ein ungleich sichereres Gespür dafür hatte, welche Äußerung der Situation gerade angemessen war.
    »Uns ist zugetragen worden, dass Ihr weiter gen Osten zu reisen gedenkt«, sagte Basileios.
    »Wir sind auf dem Weg zu den Pilgerstätten im Heiligen Land«, erklärte Arnulf.
    »Die Wege dorthin sind unsicher«, erklärte Basileios. »Zumindest, sobald Ihr die kaiserlichen Straßen und die Grenzen des Reichs verlassen habt.«
    »Wir sind uns des Risikos durchaus bewusst«, erklärte Arnulf. »Und doch wird uns keine noch so große Gefahr von unserem Vorhaben abhalten können.«
    »So sei Euch eine gute Reise gewünscht. Und wenn Ihr auf dem Rückweg wieder durch Konstantinopel kommt, so werdet Ihr sicher bereit sein, eine Botschaft für Kaiser Otto in Empfang zu nehmen, die Ihr ihm persönlich überbringt.«
    »Gewiss«, beteuerte Arnulf und senkte den Kopf.
    »Und Ihr denkt wirklich, dass man Euch am Hof die Geschichte von der Pilgerfahrt geglaubt hat?«, fragte Gero seinen Herrn, als sie am Abend durch die Gassen südlich des Hippodroms gingen. Arnulf hatte seinen Knappen inzwischen über das wahre Ziel der Reise aufgeklärt – nicht ohne sicherzugehen, dass sie wirklich unter sich waren.
    Bruder Markus erwartete sie erst gegen Mitternacht in ihren Unterkünften zurück. Arnulf und Gero folgten Fra Branaguorno zu dem Treffen mit einem Mittelsmann, von dem sie mehr darüber erfahren sollten, woher der unzerbrechliche Stahl kam.
    Wer dieser Mittelsmann war, dazu wollte sich Branaguorno nicht äußern. »Es ist besser, Ihr wisst es nicht«, hatte der gelehrte Mönch nur gesagt. »Es sollte Euch genügen, dass ich meine Beziehungen in der Stadt etwas habe spielen lassen.«
    Es war auch nach Einbruch der Dunkelheit noch hell in den Gassen rund um das Hippodrom. In keiner Stadt der Welt gab es wohl so viele Laternen. Der Geruch von Lampenöl hing in der Luft und vermischte sich mit anderen, schwerer bestimmbaren Gerüchen. Der Dung von Pferden trug genauso dazu bei wie süßlich duftendes Räucherwerk, das aus den Ländern des Ostens stammte und dem magische Eigenschaften nachgesagt wurden. Zänkisches Stimmengewirr und Musik bildeten einen Zusammenklang ganz eigener Art. »Eine milde Gabe für einen Veteranen der Garde!«, wisperte eine Stimme. Die Worte wurden auf Latein gesprochen. Ein

Weitere Kostenlose Bücher