Die Papiermacherin
falkenhaften Augen wirkte kalt und durchdringend.
Nun äußerte sich auch der Junge, und Arnulf antwortete ihm in seiner Sprache. Li verstand kein Wort, aber die Stimme des Mannes hatte einen Klang, der ihr gefiel – samtweich und angenehm tief.
Arnulf wandte sich an Kebir den Schmied und gab ihm ein paar Münzen für seine Dienste.
»Ich danke Euch, das ist sehr großzügig«, sagte Kebir auf Persisch.
Der Mönch übersetzte die Worte für Arnulf und anschließend auch dessen Antwort: »Ihr habt gute Arbeit geleistet! Glaubt mir, ich habe schon Hunderten von Schmieden beim Beschlagen eines Pferdes zugesehen – und das war nicht immer eine Freude!«
»Woher kommt Ihr?«, fragte Kebir. »Aus dem Land der Nordmänner? Eure Sprache klingt der ihren ziemlich ähnlich.«
»Gibt es denn Nordmänner in dieser Gegend, dass Ihr deren Sprache so gut erkennt?«, fragte Arnulf, und der Mönch übersetzte seine Worte abermals in ein gut verständliches Persisch.
»Es gibt Nordmänner hier«, sagte der Schmied. »Sie handeln mit Eisen, das sie in Barren bis hinauf zum Kaspischen Meer bringen, wo sie ihre Schiffe liegen haben. Lange Schiffe mit Drachenköpfen sollen das sein, mit denen sie genauso über das Meer segeln, wie sie Flüsse hinaufrudern, und die sie sogar über das Land ziehen, wenn es sein muss!«
»Wo holen sie das Eisen her?«, fragte Arnulf.
»Aus den Bergen im Südwesten. Das Gebiet nennt sich Tukharistan.«
»Es soll da einen Nordmann namens Thorkild Larsson Eisenbringer geben, der den Handel nach Norden in seinen Händen hält«, sagte Arnulf. Li hörte seinen Worten zu und empfand ihren Klang fast wie eine fremdartige Art von Musik. Es waren angenehme Laute, und es schien dabei vollkommen unwichtig zu sein, was sie bedeuteten. Der Mönch übersetzte sie allerdings beinahe in dem Moment, in dem sie ausgesprochen wurden.
Die Erwähnung von Thorkild Eisenbringer ließ Li aufhorchen.
»Ab und zu kommt Thorkild nach Samarkand«, berichtete der Schmied. »Es ist vielleicht einen Monat her, da habe ich eines seiner Pferde beschlagen.«
»Wisst Ihr, wo man ihn jetzt finden kann?«
Kebir zuckte mit den ungeheuer breiten Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das weiß niemand. Vielleicht überquert er gerade auf einem Drachenschiff das Kaspische Meer – oder er zieht mit seinen Männern in den Bergen von Tukharistan oder Gusghan umher.« Kebir grinste. »Ich stamme übrigens selbst aus diesen Bergen und kann es keinem Fremden empfehlen, dorthin zu reiten, es sei denn, er hat einen wirklich guten Grund dafür und außerdem eine Schar von Wächtern zu seiner Begleitung.«
»Mein Herr ist nicht ängstlich«, sagte der Mönch nun in aller Entschiedenheit.
Die Fremden schwangen sich auf ihre Pferde und zogen davon. Aus irgendeinem Grund, der Li verborgen blieb, drehte sich Arnulf im Sattel herum, nachdem sein Pferd schon mehr als zwei Dutzend Schritt hinter sich gebracht hatte. Ihre Blicke begegneten sich noch einmal, und Li musste unwillkürlich schlucken.
In diesem Augenblick spürte sie den starken Drang, den Ritter anzusprechen und ihn vor dem Schicksal zu warnen, das ihn erwarten sollte. Irgendetwas in ihr lehnte sich dagegen auf, diesen Mann in sein Verderben reiten zu lassen. Griechisch oder Latein – eine dieser Sprachen musste er doch verstehen, und falls er tatsächlich nur seinen eigentümlichen Dialekt aus dem sagenhaften Saxland beherrschte, konnte ihm ja der blassgesichtige hagere Mönch alles übersetzen. Wer weiß, vielleicht hat Kentikian wirklich einen Mörder gedungen, um diesen Ritter töten zu lassen!, ging es Li durch den Kopf. Womöglich wartete dieser Mörder nun irgendwo in den Gassen der Stadt darauf, sein Werk tun zu können.
Ansonsten eilte Arnulf bestimmt schon ein Bote voraus, der Thorkild Eisenbringer Bescheid darüber geben würde, dass der Ritter aus Saxland eingetroffen war.
Und auf dem Weg nach Tukharistan stünden dann vermutlich Thorkilds Leute bereit, um sich des Mannes und seiner Begleiter zu entledigen, die nichts anderes als eine unliebsame Konkurrenz waren.
Die Anwesenheit des Palastwächters hielt Li davon ab, etwas zu sagen – denn das wäre unweigerlich im Palast weitergegeben worden und hätte sofort auch Kentikian erreicht.
»Kennst du diesen Fremden?«, fragte Kebir, und es dauerte einen Augenblick, bis Li begriff, dass der Schmied sie angesprochen hatte.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, murmelte sie.
»Ich dachte, du wärst ihm
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