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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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von Samarkand gelang dies mit den endlosen Buchstabenschlangen einer ganzen Koransure, also musste etwas Ähnliches doch mit den wenigen Buchstaben des Wortes Maktub möglich sein.
    Mehrfach malte Li die miteinander verbundenen Buchstaben dieses Wortes auf das Papier. Für ein Wasserzeichen war die Form noch zu lang. Sie entschied, das gezackte, blitzartige kaf größer hervortreten zu lassen, das wannenartig geformte ba am Ende des Wortes wollte sie als Ausgangspunkt für eine Verzierung benutzen, die wie ein umrahmender Kreis das ganze Zeichen zusammenhielt. Lange grübelte sie darüber nach, wie sie den eigentlich unverzichtbaren Punkt unter dem ba und den Doppelpunkt über dem ta darstellen konnte. Dann beschloss sie, diese Punkte einfach wegzulassen. An und für sich musste das Wort trotzdem zu lesen sein, dachte sie.
    Sie fertigte mehrere Entwürfe an, bei denen das kaf mit seiner gezackten, abwärts geführten Linie mal etwas stärker das Gesamtbild dominierte und mal etwas zurückhaltender eingesetzt wurde. Schließlich hatte sie eine Zeichnung, mit der sie zufrieden war und auf der ihr die Größenverhältnisse harmonisch genug zu sein schienen.
    So machte sie sich dann an die Arbeit mit dem Draht, den der Schmied Kebir eigens für diesen Zweck gezogen hatte. Es war genug davon vorhanden, dass sie sich ein paar Fehlversuche leisten konnte, bei denen das Material vielleicht so verbogen wurde, dass es sich nicht mehr richtig formen ließ – oder schlicht brach.
    Der Prinz liebte offenbar schöne Bücher, schönes Papier und andere schöne Dinge, wogegen im Prinzip nichts einzuwenden war. Li konnte Ismails Sehnsucht nach Harmonie in den kleinen Dingen unbedingt nachvollziehen. Sie fragte sich allerdings, ob dieses Streben nicht vielleicht seinen Verpflichtungen als Statthalter zuwiderlief. Schon manches Mal hatte Li auf den Basaren und in den Gassen die Menschen von den Kriegern des Kara Khan reden hören, die wohl immer wieder Vorstöße in den Süden unternahmen. Dass diese Krieger einmal das nicht weit entfernte Buchara erobert hatten, saß offenbar allen, die seinerzeit in Samarkand waren, noch in den Knochen. Die Angst, eine neue Angriffswelle des Kara Khan könnte das Reich der Emire aus dem Geschlecht der Samaniden einfach fortwehen, wie der Steppenwind einen morsch gewordenen Baum, war allgegenwärtig, und hin und wieder hörte man schon einzelne Stimmen hinter vorgehaltener Hand äußern, alles werde gar nicht so schlimm kommen. Schließlich seien die Männer des Kara Khan inzwischen Muslime und man habe nie etwas darüber gehört, dass sie die Gesetze des Glaubens verletzten.
    Ganz offenkundig stellten sich vor allem die Händler, die von außen tagtäglich die Stadt erreichten, eigentlich nicht mehr die Frage, ob der Kara Khan irgendwann ganz Mawarannahr unter seine Herrschaft bekam, sondern nur noch, wann das der Fall sein würde. Das Vertrauen in die Kräfte des Emirs und seiner Statthalter schien immer mehr nachzulassen.
    Es war bereits Nachmittag, als Li ihr Werk vollendet hatte. Sorgfältig schlug sie das geheime Wasserzeichen in Papier ein, um seine Form zu verbergen, und rief dann einen der Hofdiener, der dem Herrscher Bescheid sagen sollte, dass sie fertig war.
    So hatte Prinz Ismail es ihr aufgetragen.
    Dass der Herrscher sich schon wenig später zu ihr begab, überraschte sie. Sie hatte nicht damit gerechnet, vor Ablauf einiger Tage etwas von ihm in dieser Angelegenheit zu hören, und eigentlich hätte sie die Form des Wasserzeichens bis dahin einem besonders vertrauten Diener des Statthalters übergeben sollen. Aber offenbar konnte es Prinz Ismail nicht erwarten, das Ergebnis ihrer Arbeit zu Gesicht zu bekommen.
    »So zeig mir, was du angefertigt hast«, forderte er sie auf.
    Sie enthüllte das Wasserzeichen. Er sah es an, drehte es auf alle Seiten und lächelte dann. »Maktub – es steht geschrieben. Was für ein Wasserzeichen für Ismail, den Sohn eines ruhmreichen Geschlechts von gottgefälligen und gerechten Emiren …«
    »Wem auch immer Ihr mit solchem Papier eine briefliche Botschaft überbringen lasst – wenn die betreffende Person das Zeichen sieht, wird ihr aufgehen, dass die Begegnung mit Euch nur schicksalhaft sein kann und ein Teil des Plans ist, den eine höhere Macht mit jedem von uns hat.«
    »Eine gute Arbeit, Papiermacherin«, lobte Prinz Ismail. »Die Form muss hier im Palast bleiben – und ebenso wirst du jeden Bogen, der mit diesem Wasserzeichen versehen wird,

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