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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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an, dass du uns auch nicht mehr über das Eisenland sagen kannst«, sagte nun Arnulf auf Latein.
    »Nein«, bestätigte Li einsilbig und errötete dabei leicht.
    »Ich habe ein paar Proben deiner besonderen Handwerkskunst gesehen und bin sehr beeindruckt. Jetzt weiß ich, dass die wenigen Bücher, die es in meiner Heimat gibt, dagegen wie die Werke von Anfängern aussehen.«
    »Wir tun unser Bestes, um genug Papier zu schöpfen, damit kein Buch nur deshalb ungeschrieben bleibt, weil es nichts gibt, worauf es geschrieben werden könnte.«
    Arnulf nickte leicht. »Wir danken für eure Auskünfte«, sagte er.
    Der Mönch sagte etwas in der Sprache Saxlands. Arnulf lächelte daraufhin und erklärte: »Fra Branaguorno, mein gestrenger Begleiter, ermahnt mich, dass wir uns bald auf den Weg machen.«
    »So passt auf Euch auf«, erwiderte Li.
    Arnulf wandte sich zum Gehen. Der Mönch, den er Fra Branaguorno genannt hatte, rief in barschem Ton den Jungen, der sich stirnrunzelnd einige Blätter anschaute, die noch zum Trocknen an einer Leine aufgehängt waren. Sie trugen das Wasserzeichen mit der Rose, das Li gefertigt hatte, und das Licht fiel so, dass es besonders gut zur Geltung kam.
    »Gero!«, rief Fra Branaguorno noch einmal.
    Dann gingen sie alle drei hinaus.
    Li stand wie versteinert da. Am liebsten hätte sie ihnen hinterhergerufen, was sie wusste! Dass sie sich vor dem Hofschreiber in Acht nehmen sollten und Thorkild vermutlich längst darüber informiert war, dass der Ritter aus Saxland sich in Samarkand überall nach der Lage der Eisenberge erkundigte.
    Aber ihre Zunge war wie gelähmt, und für ein paar Augenblicke glaubte sie, jedes einzelne lateinische Wort, das Bruder Anastasius ihr beigebracht hatte, vergessen zu haben. Ihr Kopf schien vollkommen leer zu sein, und sie war außerstande, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
    Die Worte ihres Vaters klangen ihr im Ohr, wonach sie sich am besten aus allem heraushielten.
    In der Nacht fand Li keinen Schlaf. Sie lag wach auf ihrer Schlafmatte und hüllte sich in die Decke. Ein stetiger Wind wehte seit Tagen durch die Straßen von Samarkand. Manchmal trug er roten Sand herein, der bis in die Häuser drang. Sand aus der Wüste Kysylkum. Die Oasenstädte dort waren bereits fester Bestandteil jenes Reichs, das der Schwarze Herrscher geschaffen hatte und das sich unaufhaltsam in alle Richtungen auszubreiten schien.
    Niemand war mehr wach, als Li ins Freie trat und die kühle Nachtluft einatmete. Die Tür der Werkstatt knarrte etwas, und sie hoffte, niemanden zu wecken. Für einen Moment verharrte sie reglos – ein Schatten in der Dunkelheit. Mehr war von ihr nicht zu sehen. Dann verschloss sie sorgfältig die Tür hinter sich und setzte ihren Weg fort.
    Der Schmied Kebir hatte den Reitern aus Saxland eine Herberge empfohlen, die seinem Vetter namens Nedjan gehörte, und es gab eigentlich keinen Grund, weshalb sich Arnulf und seine beiden Begleiter nicht danach hätten richten sollen.
    Li kannte das Gasthaus von Nedjan durchaus. Der Besitzer war ein sehr frommer Mann und hatte Bogen aus festem, aufwändig mit Harz lackiertem Papier gekauft, auf das er sich von einem Kalligrafen Zitate aus dem Koran schreiben ließ, um sie in seinen Gästeschlafräumen aufzuhängen.
    Die Gassen von Samarkand waren für Li längst kein unübersichtliches Labyrinth mehr. Oft genug war sie in der Stadt unterwegs, um auf den Basaren geeignete Lumpen auszusuchen.
    Mit schnellem, fast lautlosem Schritt ging sie durch die dunklen Gassen. Mitten in der Nacht brannten kaum noch Lichter in der Stadt. Aber der Himmel war klar, und der Mond stand als großes Oval am Himmel und tauchte die Stadt in fahles Licht.
    Tagelöhner ohne Obdach kampierten in der Nähe einer Moschee, deren eigentlich in kräftigem Blau gehaltene Kuppel jetzt im Mondlicht grau erschien.
    Li bog in eine Gasse ein, die fast vollständig im Mondschatten lag. Die zwei- bis dreistöckigen Häuser ragten zu beiden Seiten wie dunkle Schatten empor, und Li fühlte sich fast wie eine Blinde, während sie durch die namenlose Finsternis vorwärtseilte. Aber dieser Weg war kürzer, und da sie ihn bei Tag schon gegangen war, konnte sie sich ungefähr orientieren.
    Schließlich erreichte sie Nedjans Gasthof, zu dem Stallungen und ein Lagerhaus gehörten, in dem durchreisende Händler ihre Waren sicher aufbewahren und sogar verkaufen konnten.
    Ein Geräusch ließ Li erstarren. Sie hörte einen unterdrückten Schrei, der wie ein

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