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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Thorkild und seinen Helfershelfern gedungen wurde und nicht einfach nur ein gewöhnlicher Räuber war. Aber warum hätte er sich sonst ausgerechnet dieses Zimmer in dieser bestimmten Herberge für einen Raubzug ausgesucht – zumal es sicherlich weitaus vermögendere und damit lohnendere Opfer für einen solchen Überfall gab.
    »Ich weiß nicht, was ich von dieser seltsamen jungen Frau halten soll, die Euch angesprochen hat«, meinte Fra Branaguorno.
    Arnulf zuckte mit den Schultern. Während des Ritts hatte er immer wieder an die ebenmäßigen Züge ihres Gesichts denken müssen. Li – eine Silbe, die fast zu kurz schien, um der Name eines Menschen zu sein. Aber wenn er jetzt darüber nachdachte, schien vom Klang dieser einen Silbe ein eigentümlicher Zauber auszugehen.
    »Sie wollte uns warnen«, meinte Arnulf an Fra Branaguorno gewandt. »Und es ist doch in der Tat von Vorteil, dass wir wissen, wie weitreichend offenbar die Verbindungen dieses Nordmannes sind! Offenbar weit genug, dass hochgestellte Beamte am Hof des Statthalters ihm Gefälligkeiten erweisen.«
    »Habt Ihr Euch auch mal gefragt, weshalb sie Euren Namen kannte?«
    »Das hat sie doch erklärt. Sie kannte ihn durch unsere Begegnung beim Schmied und hatte ihn zuvor wohl während eines Gesprächs gehört, das sie – ob nun gewollt oder zufällig – belauschte.«
    »Dennoch – es gab keinen vernünftigen Grund für sie, uns zu helfen. Und ich komme auch immer noch nicht über die Tatsache hinweg, dass sie offenbar Latein und Griechisch zu sprechen vermag.«
    Arnulf grinste. »Was ist daran so ungewöhnlich, wenn jemand die rechte Begabung dafür hat. Habt Ihr selbst mir nicht einmal gesagt, dass das Erlernen jeder weiteren Sprache leichter wird und nicht schwerer, weil es oft ähnliche Worte gibt und sie einem deshalb besser im Gedächtnis bleiben?«
    Fra Branaguorno hob die schräg gestellten, grauweißen Augenbrauen, die seinem Antlitz eine Linie gaben, die es immer etwas finster und mürrisch und seinen Blick durchdringend und prüfend erscheinen ließen.
    »Trotzdem erscheint mir das sehr ungewöhnlich – eine Papiermacherin aus dem Fernen Osten erlernt Latein und Griechisch …«
    »Sie hatte einfach nur ein gutes Herz – ich denke, das ist der einzige Grund, aus dem sie uns zu helfen versucht hat«, glaubte Arnulf.
    »Ihr seid zu wenig misstrauisch, Arnulf.«
    »Findet Ihr?«
    »Jemandem im Alter Eures Knappen kann man das vielleicht nachsehen – aber Ihr, die Ihr Euch doch auf mannigfachen Schlachtfeldern ebenso bewähren musstet wie im Sumpf der Magdeburger Hofintrigen …« Fra Branaguorno schüttelte energisch den Kopf. »Ich muss schon sagen, dass ich etwas überrascht bin und Euch anders eingeschätzt hatte.«
    »Habt Ihr die Blätter gesehen, in die das Licht Trugbilder hineinzauberte?«, mischte sich nun Gero in das Gespräch ein.
    »Ich hoffe nicht, dass dich diese östliche Magie gleich um den Verstand bringen wird, junger Mann!«, sagte Fra Branaguorno in tadelndem Tonfall und schlug dabei ein Kreuzeszeichen.
    »Das hoffe ich auch nicht«, erwiderte Gero, der im Gegensatz zu dem ewig mürrisch wirkenden Mönch auffallend gute Laune zu haben schien. »Aber ein Wunder ist es trotzdem, oder?«
    »Gewiss«, stimmte Fra Branaguorno einsilbig zu.
    »Oder erkennt Ihr darin irgendeine Inkarnation Satans?«
    »Wenn der Herr solche Wunder möglich gemacht hat, wüsste ich keinen Grund, darin etwas Böses zu sehen«, erwiderte Fra Branaguorno.
    Sie rasteten für kurze Zeit in der Nähe des Flusses. Obwohl es empfindlich kalt war, verzichteten sie auf ein Feuer. Schließlich wollten sie eventuelle Verfolger nicht unnötigerweise auf sich aufmerksam machen.
    Nachdem die Sonne zur Gänze über den Horizont gestiegen war, schwangen sie sich wieder in die Sättel und setzten ihren Weg fort – den Bergen entgegen.
    Nach zwei Tagen trafen sie auf einer Hochebene Nomaden, die auf breiter Front ihre Ziegen und Schafe über das karge Land trieben. Dabei entfernten sie sich so weit wie möglich voneinander, denn sonst bekamen die Tiere kaum genug zu fressen. Vermutlich wollten sie die Herden in die tiefergelegenen Weidegebiete führen, bevor es kälter wurde. Ein langer Zug von Kamelen kam den drei Reitern geradewegs entgegen. Arnulf schätzte die Anzahl der Kamele, die dieser Stamm mit sich führte, auf mindestens zweihundert.
    Dafür besaßen sie anscheinend nicht einmal eine Handvoll Pferde. Diese waren dem Stammesführer und seiner

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