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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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sah
eigentlich ganz proper aus, in Jeans und Plüschsocken zu Naot-Sandalen (»Was sollen wir mit den teuren deutschen Birkenstocks, wenn die Israelis so was genauso gut hinkriegen«, lautete einer seiner Lieblingssprüche). Seit unserem letzten Treffen war er ein Stückchen mehr ergraut, aber putzmunter wie eh und je. Bei meinem Anblick sprang er auf und schloss mich in die Arme.
    »Bettina, Bettina, wieder zurück im Nest«, trällerte er und machte Anstalten, mich herumzuschwenken. Gott, wie peinlich. Ich entwand mich und gab ihm ein flüchtiges Küsschen auf die Wange.
    »Hi, Dad. Ich würde dir gern einen Freund von mir vorstellen. Sammy, das ist mein Dad.«
    Bittebitte Dad, sei ganz normal . Bei dem Mann musste man auf alles gefasst sein, vor allem wenn er auf einen Lacher von mir aus war. Als meine Eltern zum ersten Mal nach meinem Collegeabschluss wieder den Weg in die Stadt fanden, war ich mit ihnen und Penelope essen gegangen. Meine süße Freundin hatte meine süßen Eltern davor vielleicht ein-, zweimal gesehen und nicht die mindeste Erinnerung zurückbehalten, aber Dad hat ein Gedächtnis wie ein Elefant. Nachdem ich sie einander erneut vorgestellt hatte, küsste er ihr galant die Hand und sagte: »Aber gewiss doch, meine Liebe, wie könnte ich das je vergessen? Sie hatten damals bei unserem Treffen zum Abendessen einen ganz herzallerliebsten Knaben dabei, wie hieß er doch gleich? Adam? Andrew? Er war ungemein intelligent und wortgewandt, soviel ich mich erinnere«, und das brachte er völlig trocken, ohne den leisesten sarkastischen Unterton.
    Ein typisches Beispiel für Dads subtile Witze, die einzig auf mich gemünzt waren. Avery war bei dem fraglichen Dinner dermaßen bekifft gewesen, dass er selbst simple Fragen nach Studienfach oder Herkunftsort nur mit Mühe beantworten konnte. Obwohl er Avery und Penelope seit Jahren nicht mehr zu Gesicht
bekommen hatte, rief mein Vater immer noch gelegentlich bei mir an und gab sich mit verstellter Stimme als Averys Dealer aus, der anfragte, ob ich nicht ein Pfund »astreinen Shit« kaufen wollte. Wir kugelten uns regelrecht vor Lachen, und das stachelte ihn natürlich an, auch weiterhin hier und da solche Schoten zu bringen. Penelope, deren Eltern grundsätzlich nicht durchblickten und sowieso kaum je in Erscheinung traten, hatte den Witz damals überhaupt nicht verstanden und nur freundlich gelächelt. Doch nachdem Dad vorläufig nichts über Sammy wusste, waren wir diesmal wohl auf der sicheren Seite.
    »Ist mir ein Vergnügen, Sammy. Setzen Sie sich, und leisten Sie einem alten Mann ein bisschen Gesellschaft. Sind Sie hier aus der Gegend?«
    Wir nahmen alle Platz. Sammy pflanzte sein imposantes Gestell sorgsam auf eines der perlenbestickten Sitzkissen, die rings um den Tisch auf dem Boden lagen. Ich ließ mich zwischen ihn und meine Mutter plumpsen, die mit ihren anmutig zum Lotussitz verknoteten Beinen locker um zwanzig Jahre jünger wirkte. Dad goss allen eine Tasse von dem ägyptischen Yogi-Lakritz-Tee ein, den Mom stets eimerweise braute.
    »Und, was ist fürs Wochenende so geplant?«, erkundigte ich mich munter.
    »Also, die Gäste kommen erst morgen am späten Nachmittag, das heißt, bis dahin habt ihr frei. Ihr könnt ja mal schauen, was an der Uni so auf dem Programm steht, da ist sicher die eine oder andere nette Veranstaltung dabei«, erklärte meine Mutter.
    »Die Balletttruppe der Uni gibt morgen eine Matineevorstellung. Wenn euch das interessiert, könnte ich Karten besorgen«, bot Dad an. Er lehrte seit Ewigkeiten Ökologie in Vassar und war als Professor dermaßen beliebt, dass er praktisch alles arrangieren und besorgen konnte. Meine Mutter, gleicherma ßen beliebt, arbeitete in der psychologischen Beratungsstelle
der Uni, halb als Ansprechpartnerin für Notfälle (Krisenbetreuung bei Vergewaltigungen, Selbstmordversuchen und allgemeiner Depression) und halb als Aktivistin und Befürworterin ganzheitlicher Ansätze zur Lösung studentischer Probleme (Akupunktur, Kräuter, Yoga).
    »Ich schau mal im Programm nach, aber denkt dran, dass Sammy hier eigentlich seine eigene Familie besuchen will«, entgegnete ich und bedeutete ihnen mit einem hoffentlich gelungenen Warnblick, es gut sein zu lassen. Ich nahm mir einen Löffel braunen Rohrzucker und gab den Topf an Sammy weiter.
    »Apropos, weshalb konnte Will noch mal nicht kommen?«, fragte meine Mutter eher obenhin.
    Bevor ich den Mund aufbekam, legte Sammy schon los; ihm war natürlich nicht

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