Die Party Queen von Manhattan - Roman
Meinungsfreiheit in Berkeley. Mit zwölf schaltete ich dann auf Bette um, da hatte Bette Midler gerade mit »The Wind Beneath My Wings« einen Riesenhit und war echt cool. Als mir klar wurde, dass ich mich nach einer rothaarigen Schnulzensängerin benannt hatte, war es zu spät. Jetzt nennen mich alle so, außer meinen Eltern natürlich.«
»Wow. Sie klingen echt interessant. Ich würde sie gern mal kennen lernen.«
Was sollte ich darauf antworten - dass ich ihm mit Vergnügen seine zukünftigen Schwiegereltern vorstellen würde? Vielleicht nicht ganz das Passende. Also fragte ich ihn nach seinen Eltern. In der Highschool hatte ich absolut nichts von Sammy und seinem häuslichen Umfeld mitbekommen. »Wie ist es denn bei dir? Irgendwelche deftigen Storys, oder ist deine Familie halbwegs normal?«
»Na ja, normal trifft es vielleicht nicht ganz. Meine Mutter ist gestorben, als ich sechs war. Brustkrebs.«
Ich setzte zu einer Entschuldigung und irgendwelchem sinnlosen Beileidsgemurmel an, aber er redete einfach weiter.
»Klingt beschissen, ich weiß, aber ich war im Grunde noch so klein, dass ich mich kaum mehr erinnere. Es war schon komisch, ohne Mutter aufzuwachsen, vor allem wohl für meine ältere Schwester, aber Dad hat den Laden super geschmissen.«
»Alles okay mit ihm? Du hast irgendwas gesagt, es ginge ihm nicht so besonders.«
»Ja, er ist so weit okay. Bloß einsam, denke ich mal. Er hatte jahrelang eine Freundin, und ich weiß nicht so genau, was vorgefallen ist, aber jedenfalls ist sie vor ein paar Monaten nach South Carolina gezogen, und das setzt ihm doch ziemlich zu. Deshalb dachte ich mir, ein Besuch würde ihm vielleicht ganz gut tun.«
»Und deine Schwester? Was ist mit der?«
»Sie ist dreiunddreißig, verheiratet und hat fünf Kinder. Fünf Kinder, vier Jungs und ein Mädchen, der Wahnsinn, oder? Sie hat gleich nach der Highschool mit der Produktion angefangen. Sie wohnt in Fishskill, könnte also jederzeit bei Dad vorbeischauen, aber ihr Mann stellt sich irgendwie immer quer, und jetzt hat sie auch viel um die Ohren, weil sie die Ausbildung zur Krankenschwester nachholen will.«
»Habt ihr ein enges Verhältnis, ihr zwei?« Es war seltsam, wie da plötzlich eine völlig neue Welt Form annahm, die ich nie mit dem schulterklopfenden Türsteher vom Bungalow 8 in Verbindung gebracht hätte.
Während er überlegte, holte er eine Dose Cola aus seinem Rucksack und bot zuerst mir einen Schluck an, bevor er selber trank.
»Eng? Das würde ich nicht unbedingt sagen. Ich glaube, es passte ihr nicht, dass ich von zu Hause weg aufs College gegangen bin, und sie saß da, hatte schon das erste Kind, und das zweite war unterwegs. Sie macht immer wieder so Bemerkungen von wegen, dass Dad sich ja nur an mir festhält und er wenigstens auf einen von uns beiden stolz sein kann - weißt schon, die Sorte eben. Aber sonst ist sie voll in Ordnung. Puh, das war jetzt aber schweres Geschütz. Tut mir Leid.«
Ist okay, red von mir aus über was immer du willst, ich bin dabei - doch bevor ich irgendwas in der Richtung äußern konnte, kam ein Stück von Whitesnake, und Sammy lachte sich einen Ast. »Was soll das denn jetzt? Wie kannst du dir bloß so einen Mist anhören?«
Ab da war lockeres Geplauder angesagt, über Musik und Filme und die Witzfiguren, mit denen wir es als Angehörige der werktätigen Bevölkerung tagtäglich zu tun hatten. Er umschiffte das Thema Philip weiträumig, und ich ließ dafür Isabelle links liegen. Abgesehen davon redeten wir miteinander, als hätten wir nie etwas anderes getan. Als mir aufging, dass wir in einer halben Stunde da sein würden, rief ich meine Eltern an und sagte, ich würde nur noch kurz jemanden absetzen und danach gleich bei ihnen aufkreuzen.
»Bettina, was soll denn der Zirkus. Er kann doch selbstverständlich bei uns mit zu Abend essen!«, kam es fast schon schrill von meiner Mutter.
»Mom, er will zu seiner Familie, nicht zu meiner. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihn nach Hause zieht.«
»Na, richte ihm jedenfalls aus, dass er gern kommen kann. Dein Vater würde sich riesig freuen, nachdem wir von deinen Freunden sonst nie was zu sehen kriegen. Wenn er mag, ist er natürlich auch morgen Abend bei der Party herzlich willkommen. Hier ist alles so weit bereit für den Startschuss.«
Ich versprach, die Information weiterzugeben, und legte auf.
»Worum ging’s da jetzt?«, fragte er.
»Ach, meine Mutter wollte, dass du noch auf ein verspätetes
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