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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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Entscheidung gezwungen - eher auf Blowjobs oder auf Sex verzichten würden. Derweil tranken wir, ihre getreuen Gefährtinnen (mit denen es kaum je übers Küssen hinausging) unseren Kaffee und zerpflückten sämtliche Mädels an der Schule anhand der Kriterien »beste Klamotten«, »schönster Busen« und »tollster Freund«. Starlight war Poughkeepsies Antwort auf Central Perk, das Café in »Friends«, bloß dass die Tische hier immer klebrig waren und die Sitzbänke aus braunem Kunstleder, das Ganze von Neonröhren beleuchtet wurde und den Bedienungen entweder grausliche Warzen im Gesicht sprossen oder ein Finger fehlte. Manche Leute hängen bis ins hohe Alter an ihren Kinderzimmern oder an den Orten, wo sie mit der Familie immer Urlaub gemacht haben - und ich für mein Teil fand mich wie eine Brieftaube auf dem Heimflug jedes Mal, wenn ich in der Gegend war, hier ein. Die Vorstellung, wie oft Sammy da allein gesessen haben mochte, stimmte mich traurig und nostalgisch zugleich.
    Wir enterten die unserem Gefühl nach unklebrigste Sitzecke und hielten uns zum Schein die laminierten Speisekarten vors Gesicht, die seit Jahrzehnten das Gleiche anboten. Obwohl ich eigentlich pappsatt war, schwankte ich lange zwischen Zimttoast und Pommes frites, beschloss schließlich, dass außerhalb von Manhattan andere Grenzwerte für die tägliche Kohlehydrataufnahme der Durchschnittsfrau zwischen zwanzig und dreißig galten, und nahm beides. Sammy bestellte bei einer meiner Lieblingsbedienungen, der ein unglaublich langes einzelnes Haar aus ihrer Kinnwarze wuchs, einen schlichten Kaffee mit fettarmer Milch statt Sahne, was ihr ein verächtliches Schnauben entlockte. Im Folgenden spielten
die beiden quer durch den Raum »Wenn Blicke töten könnten«.
    Zwischen einem Schlückchen Kaffee hier und einem Häppchen da plauderten wir angeregt.
    »Du hast nie einen Ton gesagt, dass du für den Brunch in der Gramercy Tavern zuständig bist. Da würde ich gerne mal hingehen.«
    »Na was, und du hast nie einen Ton gesagt, dass du die Zweitbeste in deinem Jahrgang warst. Und dass du den Martin-Luther-King-Preis für interkulturelle gemeinnützige Arbeit gewonnen hast.«
    Ich musste lachen. »O Mann, sie haben echt nichts ausgelassen, oder? Erst hab ich ja gedacht, was für ein Glück, dass du drei Klassen über mir warst, da wirst du dich sicher an gar nichts mehr erinnern, aber sie haben dir natürlich auf die Sprünge geholfen.«
    Die Kellnerin schenkte Sammy Kaffee nach und spendierte seinem Becher ein kostenloses kleines Fußbad.
    »Sie sind stolz auf dich, Bette. Und das finde ich einfach toll.«
    »Sie waren stolz auf mich. Jetzt sehen die Dinge anders aus. Ich glaube, meine neueste Beschäftigung, sprich, Promis ins Bungalow 8 zu locken und mich von Klatschkolumnisten verhackstücken zu lassen, ist nicht so ganz das, was sie sich für mich vorgestellt haben.«
    Er lächelte melancholisch. »Wir machen doch alle Kompromisse, hm? Das heißt noch lange nicht, dass du nicht mehr diejenige bist, die du damals warst.«
    Ich wollte es ihm nur zu gern glauben. »Gehen wir, okay?«, fragte ich und bat um die Rechnung, die sich, egal, wie viele Leute am Tisch saßen und was sie bestellt hatten, immer auf exakt drei Dollar pro Person belief. »Ich sollte mir meine Kräfte für morgen aufsparen. Hoffentlich lässt du dich noch überreden, bei dem rauschenden Fest mit von der Partie zu sein...«
    Er beglich die Rechnung mit einem Zwanziger (»Zum Ausgleich
für all die Abende, an denen ich stundenlang hier rumgehockt bin und nur ein paar lausige Cent als Trinkgeld dagelassen habe«) und lotste mich, die Hand auf meinem Rücken, hinaus in die Vorhalle, wo er mir neben der Drehvitrine mit Kuchen noch schnell aus einem dieser albernen Automaten mit einer Greifkralle ein kleines Plüschschwein angelte. Ich drückte es ans Herz, was ihn zu der Bemerkung veranlasste, besser könne man sein gesammeltes Kleingeld wohl nicht anlegen. Die zehn Meilen zu seinem Elternhaus fuhren wir schweigend, wobei mir auffiel, dass ich diesen Teil der Stadt überhaupt nicht kannte, trotz all der Jahre, die ich in Poughkeepsie gelebt hatte. Wir hingen beide unseren Gedanken nach; kein munteres Geplauder mehr, keine Scherze und vertraulichen Eröffnungen wie in den vergangenen neun Stunden, die wir miteinander verbracht hatten - neun Stunden, die mir vorkamen wie fünf Minuten. Schließlich hielt ich auf der kurzen, ungeteerten Zufahrt vor einem kleinen, properen Haus im

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