Die Party Queen von Manhattan - Roman
Begeisterung hingegen hielt sich deutlich in Grenzen.
»Mit wem bist du ein paarmal ausgegangen? Weston Werwiewas? Doch nicht etwa einer von den berühmten englischen Westons?«
Ein bisschen stolz war ich ja schon, dass selbst Mom schon von ihm gehört hatte. »Der und kein anderer«, sagte ich. Gottlob, die Wogen schienen sich zu glätten.
»Bettina, ist dir klar , dass die Westons notorische Antisemiten sind? Erinnerst du dich nicht mehr an die Sache mit den Schweizer Bankkonten, der Bereicherung am Holocaust? Darüber hinaus wird ihnen auch noch nachgesagt, dass sie ihr Geld unter anderem durch Ausbeutungsbetriebe in Südamerika verdienen. Und du bist mit einem von dieser Sippe zusammen ?«
Eileen merkte blitzfix, dass sich hier etwas höchst Ungemütliches zusammenbraute, und verdrückte sich unauffällig.
»Ich bin nicht mit ihm zusammen«, sagte ich beharrlich, obwohl mein Leugnen allmählich so zwecklos wie lächerlich war, nachdem ich eben zugegeben hatte, dass ich mit Philip ausging.
Sie fixierte mich, als hätte sie mich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, und schüttelte bedächtig den Kopf. »Das hätte ich wirklich nicht von dir erwartet, Bettina. Nie im Leben.«
»Was?«
»Dass meine Tochter sich in solcher Gesellschaft bewegt. Du bist clever, ehrgeizig und erfolgreich, damit kommen wir gut klar, aber daneben haben wir uns auch bemüht, dir ein gewisses Maß an sozialem und bürgerlichem Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln. Was ist daraus geworden, Bettina? Sag mir das bitte.«
Ich kam nicht zum Antworten; ein Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, stürzte in die Küche und verkündete,
Mom werde draußen im Garten zu einem Fototermin erwartet. Die letzten fünf Jahre hatten meine Eltern auf ihrem alljährlichen Erntefest stets Spenden für die Frauenhäuser in der Umgebung gesammelt, und die Veranstaltung war darüber zu einer Institution geworden, über die sowohl die Lokal- wie die Schülerzeitungen von Poughkeepsie berichteten. Ich sah zu, wie der Fotograf meine Eltern im Wintergarten und vor dem Feuer in Positur stellte, und mischte mich den restlichen Abend tapfer unters Volk. Weder Mom noch Dad kamen noch einmal auf meinen Job oder auf Philip Weston zurück, aber mir war weiterhin nicht wohl in meiner Haut. Plötzlich konnte ich es kaum mehr erwarten, wieder zurück in der Stadt zu sein.
21
Die Woche nach Thanksgiving war brutal.
Dass meine Eltern so betroffen reagiert hatten, setzte mir schwer zu. Philip belaberte mich nonstop auf allen Kanälen. Und bei Sammy herrschte totale Funkstille. Kein Grund zur Panik, sagte ich mir ständig, durchlebte in Gedanken wieder und wieder DEN KUSS, tagträumte davon, wie Sammy mich aus dem Auto gezogen hatte, und fragte mich, wann er sich wohl endlich melden würde. Aber irgendwann war das alles dann doch mal ziemlich abgenudelt. Obendrein erschienen neue Kolumnen von Abby über mich, und das, obwohl ich volle fünf Tage nicht vor Ort gewesen war. Auch wenn ich das Ganze nur noch verschwommen in Erinnerung hatte, eins wusste ich mit Sicherheit: Abby war beim Erntefest meiner Eltern NICHT zugegen gewesen. Wieso sprang mir dann mein Name in fetten Lettern von der Schlagzeile des New York Scoop entgegen? ÄRGER IM PARADIES? ROBINSON TANKT AN DER HEIMAT-FRONT AUF. Im Weiteren walzte Abby lang und breit aus, wie merkwürdig sie es fand, dass ich so »plötzlich abgetaucht« sei, nachdem Philip und ich doch praktisch »unzertrennlich« gewesen waren. Dass ich »Zuflucht« im hunderte von Kilometern entfernten Haus meiner Eltern gesucht hatte, sei ein klares Anzeichen für schwere Beziehungsprobleme. Der Extrazusatz schlug dem Fass den Boden aus: Mein »Wochenende weitab des Partyzirkels« könne unter Umständen auch darauf hindeuten, dass eine »Entziehungskur« anstand oder die »schnöde Verlassene« ihre Wunden lecken musste. Zum schlechten Schluss ermunterte
Abby noch all ihre LeserInnen, in dem spannenden Match Weston gegen Robinson ja weiter am Ball zu bleiben.
Ich riss das oberste Blatt von dem Stapel, knüllte es zusammen und warf es quer durchs Zimmer. Beziehungsprobleme? Entziehungskur? Schnöde verlassen ? Die Andeutung, Philip und ich seien am Ende doch kein Paar, machte mich noch saurer als die gegenteilige Behauptung. Und was hieß hier Entziehungskur? Schlimm genug, als wild gewordenes Partygirl hingestellt zu werden - aber eins, das damit nicht umgehen konnte, war nur noch peinlich. Allmählich wurde das Ganze zum absurden
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