Die Party Queen von Manhattan - Roman
Theater. Ich brauchte drei volle Tage, um Kelly (und Elisa, die ungewöhnlich besorgt wirkte) davon zu überzeugen, dass Philip und ich keinen Knatsch miteinander hatten, dass ich in Poughkeepsie nicht auf die Suche nach einer passenden Rehaklinik gegangen war und definitiv nicht vorhatte, Philip in absehbarer Zeit aus welchen Gründen auch immer fallen zu lassen.
Im Dezember ließ ich mich bei so vielen Events wie möglich blicken, posierte mit Philip und handelte mir weitere boshafte Kommentare von Abby ein, der das Ganze diebischen Spaß zu machen schien - kurz, es herrschte wieder der ganz normale Wahnsinn. Kelly teilte uns reihum für Urlaub ein; ich übernahm Heiligabend eine Cocktailparty jüdischer Akademiker und hatte dafür Silvester frei. Ich freute mich tierisch - über die Feiertage wollte ich endlich, wie schon lange vereinbart, Penelope in Los Angeles besuchen und hatte mir, gleich als der Urlaubsplan stand, das Ticket besorgt. Bei der üblichen Lagebesprechung am Montagmorgen, zwei Wochen vor Weihnachten, ging es turbulenter zu denn je. Ich träumte mit offenen Augen davon, bald in Flipflops und Shorts mit Pen am Strand zu sitzen und bei ein paar Bloody Marys ausgiebig zu quatschen, da drängte sich Kellys Stimme in meine Fantasien.
»Wir haben einen neuen und sehr, sehr spannenden Kunden gewonnen«, sagte Kelly mit breitem Lächeln. »Ab heute vertreten
wir offiziell die Vereinigung der Nachtklubbesitzer von Istanbul.«
»Istanbul hat ein Nachtleben?«, fragte Leo und warf einen kritischen Blick auf seine über alle Kritik erhabenen Fingernägel.
»Wie, sind in Syrien denn Nachtclubs überhaupt erlaubt?«, krähte Elisa wie ein aufgescheuchtes Huhn. »Ich meine, die ganzen Moslems trinken doch grundsätzlich keinen Tropfen, oder?«
»Istanbul liegt in der Türkei, Elisa«, belehrte Leo sie mit ausgesprochen selbstgefälliger Miene. »Und ja, es ist ein muslimisches Land, aber schon sehr verwestlicht, und sie haben da die totale Trennung zwischen Kirche und Staat, gut, in dem Fall wohl eher zwischen Moschee und Staat.«
Kelly lächelte beifällig. »Genau, Leo, das trifft es genau. Wie ihr alle wisst, haben wir mittlerweile das Potential für eine internationale Klientel, und das hier ist meines Erachtens das ideale Sprungbrett. Eine Vereinigung von ungefähr dreißig Clubbetreibern auf der Suche nach einem Promoter, der publik macht, was sich bei ihnen Abend für Abend so tut. Und da sind sie auf uns verfallen.«
»Wie, es kommen echt Leute in die Türkei, um Party zu machen?«, sagte Elisa mit gerümpfter Nase. »Ich meine, ist ja schließlich nicht Ibiza oder so.«
»Na ja, eben deshalb sollen wir ihnen ja ein bisschen unter die Arme greifen«, kam es von Kelly. »Soviel ich weiß, ist Istanbul eine kosmopolitische Metropole und zieht ein tolles europäisches Publikum an; die Leute fahren auf die Strände und Clubs ab und kaufen gern günstig ein. Aber seit dem elften September ist der Tourismusmarkt schwer eingebrochen, und nun würden sie vor allem den jüngeren Amerikanern gern vor Augen führen, dass man in Istanbul genauso leicht abfeiern kann wie in Europa, aber deutlich preiswerter und exotischer. Es ist unser Job, das genau so zu verkaufen.«
»Und wie, bitte schön, soll das gehen?«, fragte Leo mit einem extrem gelangweilten Blick auf die Schnalle seines Gucci-Gürtels.
»Na, indem ihr euch zunächst einmal mit der Szene vertraut macht. Will heißen, ihr begebt euch an Neujahr allesamt nach Istanbul. Skye und ich halten hier die Stellung. Ihr startet am achtundzwanzigsten.«
»Was?« Ich war kurz vorm Ausrasten. »Wir fliegen in die Türkei ? In zwei Wochen ?« O Gott, wie sollte ich das Penelope beibringen. O Gott, wie aufregend.
»Kelly, ich finde, Bette hat Recht. Ich halte das, also ich meine, das ist keine gute Idee, jedenfalls, mir liegt so was nicht, solche Abstecher in - Krisengebiete«, erklärte Elisa.
»Ich hab ja gar nicht gesagt, dass ich nicht hin will«, flüsterte ich kläglich.
»Krisengebiete? Geht’s dir noch gut?«, fragte Skye.
»Das wär mir an sich egal. Ich finde bloß die Vorstellung nicht so wahnsinnig aufregend, um den halben Erdball in ein Dritte-Welt-Land zu fliegen, wo man sich vor allem Essen und Trinken in Acht nehmen muss und jede Art von Zimmerservice vergessen kann. Und das zu Neujahr?« Leo warf Kelly einen Blick zu.
»Genau da liegt ja der Hund begraben«, sagte Kelly mit bewundernswerter Engelsgeduld. »Die Türkei hat sich zu einer
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