Die Party Queen von Manhattan - Roman
ich will dir Eileen vorstellen. Sie arbeitet auch beim Notruf und war dieses Jahr unser Engel vom Dienst. Sie weiß praktisch alles über dich, ihr müsst euch unbedingt kennen lernen.«
Die Suche erübrigte sich: Eileen kam in die Küche gesegelt, als wir gerade die Tabletts mit den Limonadekrügen wieder raustragen wollten.
»Ach, wen haben wir denn da!«, säuselte sie und nahm mich ohne Umschweife wie ein Kleinkind in ihre wabbeligen, fleischigen Arme. Sie war nicht unangenehm fett, nur rundum gut gepolstert, und wirkte mit ihrem breiten Lächeln auf Anhieb ungemein vertrauenerweckend.
»Wie schön, dass wir uns endlich kennen lernen! Deine Mutter hat mir so viel von dir erzählt - ich hab sogar ein paar von den genialen Briefen gelesen, die du in der Highschool immer geschrieben hast!« Ich funkelte Mom an, doch statt tot umzufallen, zuckte sie nur mit den Achseln.
»Wirklich? Na ja, das ist ja schon eine Weile her. Aber über dich habe ich auch schon eine Menge Gutes gehört.« Schwindlerin - ich kannte gerade mal ihren Namen, aber Mom sah erfreut drein.
»Pff - tatsächlich? Na, komm her, setz dich zu Tante Eileen und erzähl ihr was. Wie lebt es sich so, wenn man berühmt ist?«
Also, »Tante Eileen« war ja wohl einen Tick daneben - ich schätzte sie auf höchstens zehn Jahre älter als mich. Egal, ich stieg darauf ein und ließ mich am Küchentisch nieder. »Berühmt? Ach was. Stimmt zwar, ich arbeite mit berühmten Leuten - das bleibt bei einem PR-Job nicht aus -, aber mich selbst würde ich nicht so bezeichnen«, sagte ich vorsichtig. Sicher verwechselte Eileen mich mit der Tochter irgendeiner anderen Freundin.
»Mädchen, wir hier in Poughkeepsie leben zwar hinter dem Mond, aber mit der Klatschpresse kenne ich mich aus wie keine Zweite! Und jetzt raus mit der Sprache: Wie ist es, mit diesem Gott Philip Weston auszugehen?« Sie sog scharf die Luft ein und schien einer Ohnmacht nahe. »Komm schon, und lass ja nichts aus. Wir sind uns doch wohl einig, dass es sich um das hinreißendste Mannsbild handelt, das unser Planet derzeit beherbergt?!«
Ich brachte ein verlegenes Lachen zustande und überlegte fieberhaft, wie ich mich aus der Affäre ziehen konnte, aber dann sah ich Moms Miene.
»Pardon?«, fragte sie. »Philip wer?«
Eileen starrte sie ungläubig an. »Anne, du willst mir doch nicht im Ernst erzählen, du wüsstest nicht, dass dein eigen Fleisch und Blut sich den begehrenswertesten Junggesellen auf
Gottes weiter Erde geschnappt hat? Im Ernst ?«, kreischte sie. »Ich hab dich bisher nur deshalb nicht direkt danach gefragt, weil ich wusste, dass Bettina heute Abend hier sein würde, und da wollte ich natürlich sämtliche pikanten Details aus erster Hand erfahren!«
Mom blickte so fassungslos drein, als ob ich ihr eine gescheuert hätte. Immerhin wurde mir blitzartig bewusst, dass meine Eltern - zum Glück - keine von Abbys Kolumnen aus der letzten Zeit gelesen hatten.
»Ich, äh, also mir war gar nicht bekannt, dass du einen Freund hast«, stammelte die Arme, die sich höchstwahrscheinlich gleich doppelt betrogen fühlte: Schlimm genug, dass die Tochter ihr bedeutsame Informationen vorenthalten hatte, aber musste ihre Kollegin diesen Aussetzer in der Mutter-Tochter-Beziehung nun auch noch hautnah mitbekommen? Ich wollte Mom umarmen, sie beiseite nehmen und ihr alles erklären, aber Eileen bombardierte mich gnadenlos mit weiteren Fragen.
»Hat er mal eine Erklärung geliefert, warum er und Gwynnie nicht mehr zusammen sind? Das habe ich nie verstanden. Und, wie ist es, kennt er die Königin von England eigentlich persönlich? Ich denke mal ja, nachdem er ja auch von königlichem Geblüt ist und so weiter, aber ich wüsste gern, wie das so in echt ist?«
»Von königlichem Geblüt?«, flüsterte Mom und hielt sich an der Arbeitsplatte fest. Sie hatte tausend Fragen, das sah man ihr an, aber die einzige, die sie herausbrachte, lautete: »Und der junge Mann, der gestern Abend hier war?«
»Er war hier?«, hakte Eileen sofort ein. »Philip Weston war hier? In Poughkeepsie? Gestern Abend? O mein Gott …«
»Nein, Philip Weston war nicht hier. Ich habe einen Freund im Auto mitgenommen, und er kam noch kurz mit, um Mom und Dad kennen zu lernen. Philip und ich sind kein Paar in dem Sinn, sondern lediglich ein paarmal miteinander ausgegangen.
Er ist auch mit allen meinen Kolleginnen gut befreundet.«
»Ooooh«, kam es von Eileen. Offenbar stellte die Erklärung sie zufrieden. Moms
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