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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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vor.

    »Wieso? Wer ist denn das?«, fragte ich. Wir steckten verschwörerisch die Köpfe zusammen. Obwohl es mich in Wahrheit nicht die Bohne interessierte, konnte es nicht schaden, wenigstens so zu tun.
    »Nicht wer, was !«, flüsterte sie erregt, ohne die Frau auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    »Wie, was ?« Ich stand komplett auf dem Schlauch.
    »Was soll das heißen, was? Machst du Witze ? Siehst du sie denn nicht? Brauchst du eine Brille?« Ich dachte, sie wollte sich über mich lustig machen, aber nein. Sie holte tatsächlich eine Nickelbrille aus ihrer überdimensionalen Handtasche. »Da, aufsetzen. Und jetzt guck noch mal hin.«
    Ich starrte und starrte, aber ich verstand nach wie vor nur Bahnhof. Als Elisa es nicht mehr aushielt, beugte sie sich vor und sagte: »Ihre Tasche! Ein Traum! Hast du so was schon mal gesehen?«
    Die Frau hatte ihre Handtasche über dem Arm, während sie sich einen Kaffee bestellte. Als es ans Zahlen ging, stellte sie sie auf die Theke, kramte ihre Geldbörse heraus und hängte sie sich wieder über den Arm. Elisa stöhnte. Für mich sah das Ding bloß wie eine ganz gewöhnliche Handtasche aus, nur grö ßer.
    »O Gott! Das halte ich nicht aus. Ich fass es nicht - eine Crocodile Birkin. Die seltenste von allen.«
    »Eine was?«, fragte ich. Natürlich hätte ich so tun können, als ob ich genau im Bilde wäre, aber dazu war ich nach meiner Rückkehr ins Reich der Berufstätigen viel zu kaputt.
    Sie sah mich nachdenklich an. Den fassungslosen Blick hätte sie sich patentieren lassen können. »Du hast echt keinen Schimmer, was?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Sie holte tief Luft, stärkte sich mit einem Schluck Kaffee und legte mir die Hand auf den Arm, als ob sie sagen wollte: Hör gut zu. Was ich dir jetzt anvertraue, ist die einzige Information,
die du in deinem ganzen Leben brauchen wirst. »Du hast doch schon einmal etwas von Hermès gehört, oder?«
    Ich nickte. Sie wirkte sichtlich erleichtert. »Natürlich. Mein Onkel trägt Krawatten von denen.«
    »Gut, schön. Aber viel wichtiger als die Hermès-Krawatten sind die Hermès-Handtaschen. Ihr erster grandioser Erfolg war das Modell Grace, benannt nach Grace Kelly, die eine besaß. Aber die Krönung der gesamten Kollektion - ungefähr tausendmal prestigeträchtiger - ist die Birkin.«
    Sie musterte mich gespannt, und ich murmelte: »Hm, edles Stück. Sehr schöne Tasche.«
    Elisa seufzte. »Das kannst du laut sagen. Für die Crocodile Birkin muss man um die zwanzig Riesen hinblättern. Und sie ist jeden Cent wert.«
    Ich schnappte nach Luft - und kriegte sie prompt in die falsche Röhre. »Wie viel? Das glaub ich nicht. Unmöglich! So viel Geld für eine Tasche?«
    »Das ist keine Tasche , Bette, das ist ein Lebensstil . Und ich würde dir das Geld cash auf die Kralle hinblättern, wenn ich bloß eine ergattern könnte.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Leute darum prügeln, so viel Geld für eine Tasche ausgeben zu dürfen«, sagte ich. Was mir, zu meiner Verteidigung sei’s gesagt, in diesem Moment extrem logisch vorkam. Wie hätte ich schließlich ahnen sollen, dass ich mich damit als ahnungsloses Dummchen entlarvte? Doch zum Glück klärte Elisa mich auf.
    »Meine Güte, Bette. Du hast echt keinen blassen Schimmer, oder? Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es noch einen Menschen auf diesem Planeten gibt, der nicht wenigstens auf der Warteliste für eine Birkin steht. Wenn du dich sofort anmeldest, kannst du mit ein bisschen Glück vielleicht eines Tages deiner Tochter eine schenken.«
    »Meiner Tochter? Eine Tasche für zwanzigtausend Dollar? Du willst mich wohl auf den Arm nehmen.«

    Das war nun endgültig zu viel für Elisa. Sie sackte vornüber und legte den Kopf auf den Tisch. »Nein, nein, nein«, stöhnte sie, wie von tiefster Pein ergriffen. »Kapier’s doch endlich. Das ist keine Tasche, es ist eine fundamentale Aussage. Eine Lebenseinstellung. Die Essenz der Frau als Frau. Ihre Daseinsberechtigung .«
    Ich lachte, das war mir nun wirklich zu melodramatisch. Da fuhr sie erbost in die Höhe.
    »Ich hatte mal eine Freundin, die furchtbar an Depressionen litt, nachdem ihre Großmutter gestorben und ihre dreijährige Beziehung in die Brüche gegangen war. Sie konnte nicht essen, nicht schlafen, sie konnte morgens nicht mal mehr aufstehen. Sie verlor ihren Job, weil sie jeden Tag zu spät ins Büro kam. Sie hatte riesige Tränensäcke unter den Augen. Wollte keinen

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