Die Party Queen von Manhattan - Roman
halten.
»Danke«, murmelte ich kläglich. Im selben Moment tönte Philip: »Geht das auch ein bisschen schneller da draußen? Meine beiden heißen Perlen wollen zu mir nach Hause.« Sonja legte kichernd ihr Köpfchen an Philips Schulter, Sammy sah mich ausdruckslos an und knallte die Tür zu. Als sich das Taxi in Bewegung setzte, warf ich noch einen letzten Blick auf die ungeduldige Warteschlange vor dem Club und auf die Paparazzi, die mit schussbereiter Kamera auf Promis lauerten wie Süchtige vor dem nächsten Schuss. Alle gierten nur darauf hineinzukommen. Und obwohl ich nicht hätte in Worte fassen können, wieso, war mir definitiv zum Heulen zumute.
10
»Wie schaffst du es bloß, dass du essen kannst, was du willst, und dabei trotzdem nicht zunimmst?«, fragte ich Penelope wohl schon zum tausendsten Mal. Wir hatten gerade eine Stunde auf einen Tisch im EJ’s gewartet. Ich war so ausgehungert, dass ich am liebsten die Speisekarte rauf und runter bestellt hätte, erfreute mich aber andererseits so sehr an meiner neuen schlanken Figur, dass ich sie nicht aufs Spiel setzen wollte. Ich ging nicht mehr in Fastfoodrestaurants und verzichtete morgens sogar auf das traditionelle Brötchen mit Speck, Ei und Schinken. Nur meinen heiß geliebten Slim Jims konnte ich nicht immer widerstehen. Es war mir schon fast in Fleisch und Blut übergegangen, darauf zu achten, was ich zu mir nahm. Umso seltsamer kam es mir vor, dass Penelope das Gleiche wie immer orderte - ein Käseomelett aus drei Eiern mit Speck und Bratkartoffeln, dazu ein paar Pfannkuchen mit Schokochips und einem dicken Klacks Butter obendrauf. Sie zog spöttisch die Augenbrauen hoch, als ich ein Eiweißomelette mit Spinat und Tomaten und zwei Scheiben trockenen Vollkorntoast bestellte, aber bis auf ein gemurmeltes »Hast du dich bei Elisa angesteckt?« verzichtete sie dankenswerterweise auf jeden Kommentar.
»Ist mit Avery und dir wieder alles im Lot?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln. Und vielleicht wartete sie ja auch nur auf die Gelegenheit, sich alles von der Seele zu reden. Im Sanctuary hatte ich nichts tun können, um ihr zu helfen, obwohl ich sah, wie sehr sie litt. Als sie mich am nächsten Morgen anrief,
hatte ich sofort meine Verabredung zum Sonntagsbrunch mit Will und Simon sausen lassen und war ins Taxi gesprungen.
Sie wich meinem Blick aus und konzentrierte sich darauf, ihre Pfannkuchen in schmale, gleichmäßige Streifen zu zerteilen. Schneiden, essen. Schneiden, essen. Schneiden, essen. Erst nach dem dritten Bissen antwortete sie. »Es könnte nicht besser sein«, sagte sie tonlos. »Nachdem er mir alles erklärt hatte, habe ich eingesehen, dass das Ganze gestern Abend bloß ein großes Missverständnis war.«
»Das glaube ich auch. Du warst ja auch überhaupt nicht darauf gefasst, ihn zu treffen«, sagte ich wie ein Stichwortgeber.
Sie lachte bitter. »Du kennst ja Avery. Taucht zu den unmöglichsten Nachtzeiten immer da auf, wo man ihn am wenigsten erwartet. Ein Glück, dass wenigstens einer von uns beiden gern unter Menschen geht, sonst würden wir nur zu Hause aufeinander hocken und uns gegenseitig verrückt machen.«
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Also beließ ich es bei einem Nicken.
»Und wie war es bei dir? Als wir gegangen sind, schienst du dich ja prächtig mit Elisa und Philip zu amüsieren. War es noch ein schöner Abend?«
Was für eine Frage, wo ich mir doch in der Sanctuary-Gesellschaft so fehl am Platz vorgekommen war wie jemand, der unbefugt in eine Welt eingedrungen war, zu der nur Mitglieder Zutritt hatten. Ein Gefühl, das ich gut kannte, seit ich bei Kelly & Company arbeitete. Ich dachte daran, wie ich in das Taxi gestiegen war und darauf bestanden hatte, zu Hause abgesetzt zu werden, und dass Philip zu meiner Verblüffung mit keinem Wort widersprochen hatte. Und daran, wie leer mir anschließend meine Wohnung erschienen war, trotz Millington, die sich im Bett neben mir zusammengerollt hatte. Ich sah Penelope an und fragte mich, wann wir uns so fremd geworden waren.
»Es geht. Schade, dass du so früh verschwunden bist …« Ich brach ab. Das klang ja fast wie ein Vorwurf.
Sie blickte von ihrem Teller auf und musterte mich scharf. »Tut mir Leid, ich konnte ja nicht wissen, dass diese Geschichte mit Avery passieren würde. Ich wäre sowieso lieber allein mit dir weggegangen, so wie früher, aber du wolltest ja unbedingt, dass wir uns mit deinen Kollegen treffen und den Club auschecken.
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