Die Party Queen von Manhattan - Roman
stahlhart, ihr Blick eiskalt. Alles wartete gespannt auf den großen Knall. Hektisch plapperte ich auf Elisa, Philip, Danny und Sonja ein und versuchte gleichzeitig, Penelope ein paar Schritte vom Tisch wegzumanövrieren, damit sie Avery keine Szene machte.
»Bei welchen Agenturen hast du dich denn schon vorgestellt, Sonja?«, fragte ich. Ob Philip nicht vielleicht doch »Schulen« gemeint hatte? Sie war noch ein halbes Kind.
»Ah, die üblischen. Elite, Ford, Wil’elmina. Philip meint, isch würde ein gutes Model abgeben.«
»Auf jeden Fall, Kleines. Sie sah schon immer umwerfend aus, sogar als sie noch in Windeln durch die Villa getapst ist. Fast ein Jammer, dass bei ihr noch der Staatsanwalt die Hand drauf hat.« Jetzt konnte er sich eines anzüglichen Blickes doch nicht erwehren.
»Die’and? Worauf?«, fragte sie mit einem Augenaufschlag, der zum Dahinschmelzen war.
»Nichts, Kleines. Setz dich doch, und lass dich von der Männerwelt anbeten, während ich eine Minute mit Betty rede, okay?«
»Betty klingt wirklich nett, aber ich ziehe doch, Bette vor«, sagte ich so freundlich wie möglich.
»Du bist mir ja eine ganz Scharfe«, antwortete er und zog mich an sich, aber ohne mich zu küssen. Es war schwer, sich auf seine perfekt gemeißelten Gesichtszüge zu konzentrieren, während hinter mir Avery in flehenden Tönen auf Penelope einredete.
»Schatz, ich kann dir auch nicht sagen, warum sie mich einen Partyboy genannt hat. Du weißt doch, dass ich abends gern weggehe. Wenn du doch nur öfter mitkommen würdest. Elisa ist bloß eine zugekokste Schnepfe, die zufälligerweise weiß, wo die besten Partys abgehen. Das ist alles.«
Der Kerl hatte Nerven. Elisa als Kokserin bezeichnen, aber selbst die größte Schniefnase unter der Sonne sein. Penelope hatte viele Talente, von denen Leute wie ich nur träumen konnten. Sie wusste zum Beispiel, wie man ein Geschenk einpackt, wann man einen Dankesbrief schreiben muss oder wie man korrekt einen Tisch deckt, aber wenn es um Avery oder Drogen beziehungsweise um Avery und Drogen ging, hatte sie leider ein Brett vor dem Kopf. Als Skye von der Toilette kam, zog sie die Nase hoch. Der DJ legte OutKast auf, was Elisa dazu inspirierte, Davide und Skye auf die Bank zu zerren und mit ihnen ein Tänzchen hinzulegen. Dabei verschlang sie Philip regelrecht mit den Augen, doch der bekam davon nichts mit.
Ihre Pfennigabsätze bohrten kreisrunde Löcher in das weiße Wildleder, was meine Laune schlagartig um einiges verbesserte.
Doch die gute Stimmung hielt nicht lange vor. Das schrille Zirpen hinter mir war unverwechselbar.
»Bette! Du schon wieder, wie witzig!« Abby riss so heftig an meinem Arm, dass mein Champagner auf das Lederpolster schwappte.
»Hi, Abby.« Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Verzweifelt sah ich mich nach einer Fluchtmöglichkeit um, ohne auch nur Augenkontakt mit ihr aufzunehmen.
»Das scheint ja mächtig gefunkt zu haben zwischen dir und Philip, hm?« Sie zwinkerte mir zu. Am liebsten hätte ich ihr das Grinsen aus dem Gesicht gekratzt.
»Mm. Und? Was treibst du hier?«
Sie lachte und richtete sich auf ihren Zwölfzentimeterabsätzen zu voller Zwergengröße auf. »Braucht man einen Grund, um sich ein bisschen zu amüsieren? Nein, nicht möglich, ist das etwa Avery Wainwright? Den hab ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Alle Achtung, hat sich ganz schön proper herausgemacht.«
»Er ist verlobt«, keifte ich. »Mit Penelope. Du erinnerst dich doch noch an Penelope?«
Sie stellte sich noch dümmer, als sie sowieso schon war. »Hm. Du kennst ja den alten Spruch.«
»Nein, was für einen?«
»Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht doch was Bessres findet.« Sie rieb sich die Hände.
Als sie meine Reaktion bemerkte, sagte sie: »Ach, Bette. Nun komm wieder runter. Das war doch bloß ein Scherz!« Sie setzte eine künstlich zerknirschte Miene auf. »An deinem Sinn für Humor musst du echt noch ein bisschen arbeiten. Dabei fällt mir ein...«
»Abby, es war schön, dich zu sehen, aber ich muss mich wieder um meine Freunde kümmern. Wir haben so was wie eine
berufliche Besprechung.« Ich duckte mich von ihr weg und ergriff die Flucht.
»Klar, Honey. Aber wir müssen demnächst unbedingt mal zusammen lunchen, okay? Ich kann es kaum erwarten, dass du mir alles über Philip und deinen neuen Job erzählst. Alle Welt redet noch über den Artikel im New York Scoop«, rief sie mir nach.
Eigentlich wollte ich nachsehen, wie es
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