Die Party Queen von Manhattan - Roman
hinreißende Geschöpf, von dem ich dir erzählt habe. Die, die mir, so unglaublich es klingen mag, vor ein paar Wochen einen Korb gegeben hat. Sie war natürlich sternhagelvoll; das ist die einzige plausible Erklärung.« Sonja nickte. Weiß der Himmel, ob ihr Englisch für diese Ausführungen reichte. Vermutlich nicht, denn Philip schaltete vorsichtshalber auf Französisch um. Das einzige Wort, das ich verstand, war nom - Name. Er erklärte ihr wohl, dass er nicht wusste, wie ich hieß.
»Bette«, sagte ich und gab Sonja die Hand. Philip beachtete ich nicht weiter.
»Son-jaa«, kicherte sie und zeigte ihr strahlendes Zahnpastareklamegebiss.
»Sonjas Eltern haben sie mir anvertraut. Sie ist diese Woche in New York, um sich bei Modelagenturen vorzustellen«, erklärte er mit seinem aufreizend hinreißenden englischen Akzent. »Unsere Eltern haben nämlich in Saint-Tropez benachbarte Villen. Deshalb war sie schon immer so etwas wie eine kleine Schwester für mich. Erst fünfzehn Jahre alt. Kaum zu glauben, was?« Ich muss zugeben, dass er sie tatsächlich mit einem brüderlich stolzen Blick betrachtete, obwohl bei ihrer Erscheinung ein lüsternes Beäugen durchaus angebracht gewesen wäre.
Wieder ergriff mich die mittlerweile sattsam bekannte Lähmung, die nun auch auf meine Sprechwerkzeuge übergriff. Deshalb
war es regelrecht eine Erleichterung für mich, als Penelope mir eröffnete, dass sie aufbrechen wolle.
»Ich weiß, wir sind gerade erst gekommen«, sagte sie leise zu mir. »Aber das ist hier einfach nicht meins. Kommst du ohne mich aus? Du hast ja noch deine Kollegen und bist nicht allein.«
»Pen, du spinnst wohl! Ich komme natürlich mit.« Einerseits war ich froh, dass sie mir einen guten Grund lieferte, mich verabschieden zu können, andrerseits regte sich aber auch der Wunsch in mir, noch zu bleiben und mit Philip zu reden.
Danny kam zurück und eskortierte die Cocktailkellnerin an unseren Tisch. Philip und Sonja bekamen ihre Drinks, ich einen Piccolo Piper mit einem rot gestreiften Trinkhalm. Penelope ging leer aus.
»Hier, trink noch was, bevor wir gehen«, sagte ich und drückte ihr die Flasche in die Hand.
»Bette, ich bin total erledigt, okay? Aber du kannst wirklich noch bleiben und...«
Da ertönte aus Elisas Mund ein Schrei: »AVERY!« Sie hievte blitzschnell ihr Knochengerüst von der Couch und stürzte auf einen großen blonden Mann zu, der ein rosa Businesshemd trug. Penelope und ich machten große Augen. Ihr Verlobter umarmte meine Kollegin, als ob sie uralte Freunde wären. »Komm mit rüber. Leute, ich muss euch meinen liebsten Partyboy vorstellen, Avery Wainwright. Avery, das ist...«
Als sie unsere entgeisterten Mienen bemerkte, stoppte sie sich mitten im Satz, eine Leistung, die ich ihr bis dahin nicht zugetraut hätte.
»Hallo, Schatz. Das ist ja eine Überraschung, dich hier zu sehen«, sagte Avery, löste sich aus Elisas Klammergriff und zog Penelope leicht beschämt an sich.
»Das kannst du laut sagen«, antwortete sie leise, ohne ihm in die Augen zu sehen. »Wolltest du heute Abend nicht mit den Jungs essen gehen?«
Am liebsten hätte ich Penelope auf der Stelle ins Black Door verfrachtet, damit sie ihren Kummer ersäufen konnte. Obwohl Avery sich, genau genommen, nichts hatte zuschulden kommen lassen, war es für sie bestimmt nicht erfreulich, ihm unter diesen Umständen zu begegnen. Vielleicht konnte ich wenigstens versuchen, dafür zu sorgen, dass die anderen von ihrer Zweimannshow nicht allzu viel mitbekamen.
»Das haben wir auch gemacht. Wir waren im Sparks, und dann wollten die meisten nach Hause, aber Rick, Thomas und ich hatten noch Lust, diesen neuen Club auszuchecken. Siehst du, da drüben sind sie«, fügte er rasch noch hinzu, wie jemand, der sich ertappt fühlt.
Rick und Thomas waren tatsächlich da. Kaum angekommen, hatten sie auch schon eine Hand voll blutjunger Frauen an ihren Tisch eingeladen, die bereits mächtig in Fahrt waren. Penelope sah aus, als ob ihr schlecht wäre. Sie wusste genau, dass Avery, wenn er ihr nicht über den Weg gelaufen wäre, nun wahrscheinlich mit einer von ihnen knutschen würde.
»Aha«, murmelte sie, während Rick und Thomas, auf der Polsterbank stehend, ein Mädchen zwischen sich nahmen und anfingen, mit den Hüften zu kreisen. »Verstehe.«
»Nicht doch, Baby. Es ist nicht so, wie du denkst. Die Frauen sind Bekannte, aus der Firma. Es ist alles rein freundschaftlicher Natur.«
»Aus der Firma?« Ihre Stimme war
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