Die Party Queen von Manhattan - Roman
England vorstellen«, sagte er und drückte mir einen flüchtigen, aber deshalb nicht weniger köstlichen Kuss auf die Lippen.
Instinktiv blickte ich mich um. Ich hatte mir geschworen, mich in Zukunft besser vor Fotografen in Acht zu nehmen, aber ich konnte nichts Ungewöhnliches entdecken, nur die übliche Ansammlung schöner, reicher Menschen.
»Hi«, sagte ich. Zwei Dinge fielen mir auf: erstens, jetzt, wo er vor mir stand, hatte er sogar noch mehr Ähnlichkeit mit dem Romanhelden Dominick, und zweitens, Courtney hatte Recht: Philip sah tatsächlich besser aus. »Kann ich in einer Minute nachkommen?«, fragte ich. »Ich möchte mich nur noch schnell bei Kelly sehen lassen.«
»Aber selbstverständlich, schöne Frau. Bringst du mir dann einen Cocktail mit? Das wäre famos!« Und er trollte sich zu seinen Freunden, fidel wie ein kleiner Junge auf dem Spielplatz.
Ich redete kurz mit Kelly, fragte Leo und Skye, ob sie Hilfe brauchten, winkte Elisa zu, die heftig mit Davide knutschte, stellte mich zwei potenziellen Kunden vor (dem umschwärmten Designer Alvin Valley und dem, laut Kelly, »gefragtesten Stylisten in Hollywood«) und brachte Philip einen Wodka Tonic. Und all das in nicht einmal einer Stunde. Damit hatte sich die Frage, ob an diesem Abend mit Philip etwas laufen würde, weitgehend von selbst erledigt. Der amüsierte sich bestens mit seinen »Kumpeln«. Die dumpfen Kopfschmerzen, die ich seit dem Vormittag erfolgreich ignoriert hatte, meldeten sich wieder, und ich wusste, dass ich mir eine weitere durchfeierte Nacht nicht erlauben konnte. So bald es irgendwie ging, verdrückte ich mich. Um Viertel nach zwölf war ich zu Hause, geschlagene
fünfzehn Minuten früher als angepeilt. Um halb eins schlief ich wie ein Murmeltier - nachdem ich Zähneputzen und Waschen als überflüssige Rituale hatte ausfallen lassen. Als sechseinhalb Stunden später der Wecker rappelte, kam ich mir vor wie durch die Mangel gedreht.
Ich druckte mir schnell die aktuellen Klatschnews aus und zog sie mir in der U-Bahn rein, begleitet von einem großen Becher Kaffee und einem Butterbagel mit Zimt und Rosinen. Natürlich sprang mir als Erstes der Artikel aus dem New York Scoop ins Auge, was sonst? Schon wieder ein Foto vom Traumpaar der Saison, der Kuss, den Philip mir gegeben hatte, riesig und in Nahaufnahme. Von ihm war nur der Hinterkopf zu sehen, aber von mir das ganze Gesicht: die Miene verträumt und halb entrückt, die Augen halb geschlossen, schmachtender Blick. Beziehungsweise ein nicht mehr ganz nüchterner, je nach Betrachtungsweise. Nachdem mir am Abend keine Kameras aufgefallen waren, hatte ich mich sicher gefühlt. Und nun das. Es traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Vor allem auch deshalb, weil ich seit heute nicht mehr nur »Philips neue Flamme«, »die Neue bei Kelly & Company« oder »der Agenturneuling« war, sondern ich selbst sein durfte. Genau so, wie es mir alle prophezeit hatten. Direkt unter dem Foto stand in dicken, fetten Lettern mein Name, und für den Fall, dass es im Bundesstaat New York noch einen Menschen gab, der nicht über meine Aktivitäten auf dem Laufenden war, erklärte eine dazugehörige Textzeile: BETTINA ROBINSON FEIERT SICH NACH OBEN - EINE FRAU FüR JEDE PARTY. Es war ein seltsames Gefühl. Einerseits war es mir peinlich, dass mich überhaupt jemand in diesem nicht mehr ganz taufrischen Zustand gesehen hatte, andererseits ärgerte ich mich schwarz über die Verdrehung der Tatsachen. Aber am schlimmsten traf mich die Erkenntnis, dass damit für mich auch das letzte Fitzelchen Privatsphäre dahin war.
Die Strecke von der U-Bahn ins Büro kam mir sechs Meilen
länger vor, als sie tatsächlich war. Zu allem Überfluss wurde ich auch noch von zwei wildfremden Menschen überholt, die sich beim Gehen über »Philips neue Freundin« unterhielten: »Die aus der PR-Agentur, wie hieß sie noch gleich?«
Ich stellte meinen Laptop auf den runden Tisch und wurde sofort von der gesamten Belegschaft umringt.
»Dann habt ihr es wohl schon gesehen?« Ich ließ mich in einen ledernen Bürosessel sinken.
»Ist ja eigentlich nicht viel Neues dabei«, meinte Kelly. Sie klang ein wenig enttäuscht. »Hier steht bloß, dass Philip Weston nun schon so oft in Begleitung von Bettina Robinson gesichtet wurde, dass man von einer festen Beziehung ausgehen muss.«
»Von einer festen Beziehung?« Vor lauter Schreck über das Foto und die Textzeile hatte ich völlig vergessen, den dazugehörigen Artikel zu
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