Die Party Queen von Manhattan - Roman
schwieg. Inzwischen war mir halbwegs klar, worauf das Ganze hinauslief, aber ich wollte es einfach nicht wahrhaben.
Jill zerstieß in einer Schüssel ein paar Limonen mit Zucker und löffelte mir den Brei in meinen Drink. »Bette, wir lesen alle den New York Scoop - den liest doch jeder. Und darin bist
du zufälligerweise Tag für Tag die Hauptattraktion. Wann wolltest du uns eigentlich verraten, dass dein neuer Lover rein zufällig Philip Weston heißt?« Die anderen lachten.
»Mensch, Leute, nicht so hastig. Er ist nicht mein Lover.«
»Da scheint Ellie Insider aber anderer Meinung zu sein«, meinte Alex, die an diesem Abend durchfallgrün gefärbte Haare hatte. Ich konnte es nicht fassen, dass sogar die Punkerkohorten aus dem East Village diese grässliche Kolumne lasen.
»Ja, das stimmt«, ergänzte Vikka nachdenklich. »Und dafür gehst du ganz schön’äufig mit ihm aus. Und warum auch nischt? Er sieht wirklisch zum Verlieben, zum Anbeißen, zum Vernaschen aus.«
Ja, Philip Weston war ein Bild von einem Mann. Und es gab wohl kein weibliches Wesen zwischen fünfzehn und fünfzig, das sich nicht die Finger nach ihm leckte. Warum sollte ich die Welt also nicht in dem Glauben lassen, dass er mit mir ging? Wenn ich schön die Klappe hielt, würde kein Mensch auf die Idee kommen, dass ich seit der einen Nacht, die ich in seinem Bett - zwischen seinen Pratesi-Laken! - verbracht hatte, nicht mehr bei ihm gewesen war. Und es würde mir auch keiner abkaufen, dass wir uns nur deshalb regelmäßig sahen - und zusammen gesehen wurden -, weil ich bei jedem von Kelly & Company organisierten Event zumindest kurzzeitig in Erscheinung treten musste. In den letzten Wochen war ich Philip fast jeden zweiten Tag »zufällig« über den Weg gelaufen. Schließlich gehörte es zu meinem Beruf, erstklassige Partys zu organisieren, und zu Philips gutem Ruf, sich nicht eine einzige davon entgehen zu lassen.
Wie sollte ich erklären, dass wir bei diesen Gelegenheiten kaum mehr als ein paar Worte miteinander wechselten, obwohl er immer besonders darauf achtete, mir auch ja den Arm um die Schultern zu legen (beziehungsweise die Hand auf den Hintern) oder mir einen Kuss auf den Hals zu drücken, sobald ein Fotograf in der Nähe war? Jeder Außenstehende musste uns
für ein unzertrennliches Liebespaar halten. Doch was als »hei ße Zärtlichkeiten« tituliert wurde, war in etwa genauso lauwarm wie mein nächtliches Geschmuse mit Millington. Was sollte daran schon interessant sein?
Ich wusste die Antwort. Dass er DER Mr. Angesagt war und ich mit ihm rummachte.
»Ja, er ist echt schnuckelig, was?«, sagte ich. Und es stimmte. Philip Weston mochte einer der arrogantesten Schnösel sein, die ich kannte, aber es wäre lächerlich gewesen, mir und anderen weiszumachen, dass ich nicht auf ihn stand.
»Und ob. Und wir wollen auch nicht vergessen, dass er direkt aus einem Liebesroman entsprungen sein könnte. So etwas gibt es im realen Leben doch sonst gar nicht«, seufzte Courtney. »Ich glaube, ich werde ihn mir zum Vorbild für den Herzensbrecher in meinem nächsten Buch nehmen.«
»Wen, Philip?« Ich konnte mir zwar kaum vorstellen, dass einer unserer Lieblingshelden über seine beinahe zu heiß gewaschene Bettwäsche jammerte, aber andererseits konnte dem Genre im neuen Jahrtausend ein bisschen frischer Wind sicher auch nicht schaden.
»Bette! Er ist groß, attraktiv und einflussreich. Und Engländer ist er auch noch, der rätselhafte Fremde«, sagte sie und wedelte mit Wilde Liebe unter Palmen , auf dessen Buchdeckel ein Prachtstück von einem Mannsbild im Lendenschurz prangte. »Er sieht sogar noch besser aus als Dominick! Dabei hat man den ja extra so gezeichnet, dass er den perfekten Frauentraum abgibt.«
Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Philip verkörperte den romantischen Helden besser als jeder andere Mann, den ich kannte - wenn man mal von seiner Persönlichkeitsstruktur absah, aus der ich noch immer nicht schlau wurde.
Ich konnte mich den ganzen Abend nicht mehr richtig auf unsere Buchdiskussion konzentrieren. Zu sehr beschäftigte mich die Frage, ob ich Philip wohl später noch auf der Party treffen und wie der Abend verlaufen würde.
Ich verabschiedete mich früh und zog mich noch schnell zu Hause um, bevor ich mich auf den Weg ins Duvet machte, einen neuen Club. Wo natürlich der erste Mensch, auf den meine Augen fielen, Mr. Weston persönlich war.
»Bette, mein Herz. Ich muss dir unbedingt ein paar alte Kumpel aus
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