Die Party Queen von Manhattan - Roman
Teppich bringt uns garantiert mehr Fotos ein. Das klingt ja alles schon sehr vielversprechend. Gut, dann also weiter, zu unserem Megaauftrag. Wie weit sind wir mit der Playboy -Party?«
Elisa hatte wieder Farbe im Gesicht und schien sich auch beruhigt zu haben. Sie stand auf, ganz die perfekte Dame in ihrem Diane-von-Fürstenberg-Wickelkleid, und deutete mit ihrer Haarbürste auf das schwarze Brett.
»Wie ihr alle seht, ist der Termin schon in wenigen Monaten. Nach vielen nächtlichen Erkundungen und Diskussionen haben wir uns für das Sanctuary als Location entschieden. Leo, gibst du uns ein Logistik-Update?«
Leo sah sie an, als ob er sagen wollte: »Seit wann hast du mir was zu befehlen?« Doch er räusperte sich nur und informierte uns, dass er gerade dabei war, Angebote von Partyausstattern einzuholen (die vom Mobiliar bis zur Beleuchtung alles im Angebot hatten) und bis zum Ende der Woche eine Auswahlliste zusammengestellt haben würde. »Ich bin mir sicher, dass wir bei Bureau Batek landen«, sagte er. »Auf die läuft es doch jedes Mal wieder raus.«
Nach weiteren anderthalb Stunden, in denen wir noch die Themen Präsente, Sponsoren und Einladungen besprachen,
wurden wir in die Mittagspause entlassen, begleitet von der Devise »sehen oder gesehen werden«. Während die anderen ins Pastis gingen, verzog ich mich ein paar Blocks weiter westlich in einen Pizzaladen, wo ich garantiert keinen Menschen aus der Firma treffen würde. Nur neben den Toiletten war noch ein Tisch frei. Ich quetschte mich in die kleine Nische und rief als Allererstes Will in der Redaktion an. Zu meiner Überraschung saß er tatsächlich an seinem Schreibtisch.
»Wieso bist du nicht zu Hause?«, fragte ich. »Heute ist doch noch nicht mal Redaktionsschluss.« Will ging höchstens ein-, zweimal die Woche ins Büro und wenn möglich noch seltener.
»Hallo, Darling. Ich ringe mit meiner Kolumne, sie erweist sich in dieser Woche als ausgesprochen widerspenstig.« Er zögerte kurz, dann fügte er hinzu: »Ehrlich gesagt, beiße ich mir in jüngster Zeit regelmäßig die Zähne daran aus.«
Er klang frustriert und resigniert. So kannte ich ihn gar nicht.
»Was ist los mit dir, Onkel Will? Gibt’s Ärger?«, fragte ich. Meine eigenen Probleme konnten ruhig einen Augenblick warten.
Er seufzte tief. »Ärger? Das wäre zu viel gesagt. So spannend ist es wirklich nicht, Darling. Das kannst du mir glauben. Die Leserzahlen von ›Volkes Will(e)‹ sind in diesem Jahr zurückgegangen. Einige Zeitungen haben die Kolumne herausgenommen. Mein neuer sechsunddreißigjähriger Redakteur hat keinen Sinn für Humor - dauernd liegt er mir in den Ohren, dass der Leser beziehungsweise die Leserin von heute ›gesellschaftlich sensibler‹ sei als früher und ich mich deshalb um größere ›politische Korrektheit‹ bemühen solle. Natürlich habe ich ihm gesagt, er könne mir mal im Mondschein begegnen, aber er fängt bestimmt bald wieder damit an. Und eines steht fest: Wer will sich schon mit meiner Kolumne beschäftigen, wenn er stattdessen von den Abenteuern hübscher junger Partygirls lesen kann, die mit reichen, berühmten Junggesellen poussieren?«
»Du hast es also gesehen?«
»Natürlich. Muss ich davon ausgehen, dass in diesem billigen Geschreibsel das eine oder andere Körnchen Wahrheit steckt?«, fragte er.
»Natürlich nicht!«, rief ich so laut, dass sich der Kassierer umdrehte und mich anstarrte. »Ich war am Samstag beruflich im Sanctuary, und da habe ich Philip ganz zufällig getroffen. Hinterher haben wir uns aus rein praktischen Gründen ein Taxi geteilt. Das Mädchen ist eine Freundin der Familie. Es war überhaupt nichts Skandalöses dabei.«
»Sieht ganz danach aus, als ob diese Person, diese Ellie Insider, sich hervorragend auf ihr Metier versteht. Tröste dich damit, dass sie wenigstens deinen Namen nicht erwähnt hat, Darling. Noch nicht. Das kann nicht mehr lange dauern.«
»Weißt du, wer sie ist, Will? Du müsstest ihr doch eigentlich schon mal über den Weg gelaufen sein.«
Will lachte leise. Das verhieß nichts Gutes. »Es werden viele Namen genannt, aber eine heiße Spur gibt es nicht. Manche Leute sind der festen Überzeugung, dass sie ein Societygirl ist, die ihre Freunde verpetzt. Andere glauben eher, dass sie selbst relativ unbekannt ist, aber ein paar gute Informanten hat. Gott weiß, wer dahintersteckt, vielleicht sogar die ehemalige Herausgeberin dieser Modezeitschrift. Wie hieß sie noch gleich? Die, die
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