Die Party Queen von Manhattan - Roman
drin. Philip ist immer da, wo ich auch hinkomme. Und auch sonst ist die ganze Situation irgendwie ziemlich verfahren.«
»Inwiefern?« Aus den Augenwinkeln sahen wir, wie Simon wütend an der Bibliothek vorüberrauschte: eine Furie in elfenbeinfarbenem Leinen. Wir schmunzelten, und Will flüsterte »beleidigte Leberwurst«.
»Na ja, zum einen finde ich ihn als Menschen nicht besonders sympathisch.«
»Darling! Ich will doch nicht hoffen, dass du dich durch
solch eine Marginalie von einer Affäre abhalten lässt! Wenn Sympathie« - spöttischer Unterton - »die Grundbedingung für Sex wäre, wäre die Menschheit längst ausgestorben.«
»Und da wären wir auch schon beim zweiten Thema. Ich schlafe nicht mit ihm. Beziehungsweise, er schläft nicht mit mir.«
Will zog die Augenbraue hoch. »Ich gebe zu, das ist unbegreiflich.«
»Angefangen hat es natürlich damit, dass ich nicht wollte. Zumindest glaubte ich das. Zuerst dachte ich bloß, er sei ein ziemlicher Kotzbrocken, heute weiß ich es. Trotzdem finde ich ihn wahnsinnig attraktiv. Nicht dass ihn das irgendwie liebenswerter machen würde. Er ist einfach völlig anders als alle, die ich sonst so kenne. Aber er will mich nicht.«
Will antwortete nicht gleich. Er musste sich erst eine passende Antwort zurechtlegen. »Verstehe. Nun, ich muss sagen, das überrascht mich gar nicht.«
»Will! Bin ich denn wirklich so eine Vogelscheuche?«
»Darling, ich habe weder die Lust noch die Zeit, dein Ego zu streicheln. Du weißt genau, dass ich das nicht so gemeint habe. Ich finde es deshalb nicht überraschend, weil in der Regel genau die Männer, die am meisten über ihr Liebesleben reden, darin die größte Selbstbestätigung finden und sich in erster Linie darüber definieren, in der Praxis oft nicht gerade glänzen. Wer in dieser Hinsicht mit sich zufrieden ist, genießt und schweigt. Der langen Rede kurzer Sinn: Sei froh, wie es ist. Besser könnte es für dich doch gar nicht sein.«
»Ach, nein? Wieso denn nicht?«
»Weil es nach allem, was ich weiß, für deine Chefin und deine Kollegen wichtig ist, dass der Engländer im Spiel bleibt, richtig?«
»Richtig. Deine Nichte trägt ihre Haut zu Markte wie eine Hochglanzprostituierte. Und wessen Schuld ist das? Deine.«
Er überging diesen Seitenhieb. »Die Sache hat doch auch ihr
Gutes. Du kannst so viel Zeit mit ihm verbringen, wie du willst - oder wie es der Agentur nützt. Aber du musst nichts Anrüchiges dafür tun. Du bekommst viel Anerkennung für wenig Körpereinsatz.«
So konnte man es natürlich auch sehen. Ich überlegte, ob ich ihm von Sammy erzählen sollte, von meinen romantischen Gefühlen, die leider nicht erwidert wurden. Aber wahrscheinlich hätte ich mich mit meiner Schwärmerei nur lächerlich gemacht. Bevor ich mich so oder so entscheiden konnte, klingelte mein Handy.
»Es ist Philip«, erklärte ich nach einem Blick auf das Display. Auch diesmal wusste ich nicht, ob ich den Anruf annehmen sollte. »Er hat ein besonderes Talent dafür, im ungünstigsten Moment anzurufen.«
»Sprich mit ihm, Darling. Ich schaue inzwischen mal nach Simon und kümmere mich um sein angegriffenes Nervenkostüm. Er ist völlig am Ende, woran dein alter Onkel nicht ganz unschuldig ist.« Er ging hinaus.
»Hallo?«, sagte ich. Komisch, dass man am Handy immer so tat, als ob man nicht wüsste, mit wem man sprach.
»Bitte warten, bitte warten. Sie werden mit Philip Weston verbunden«, sagte eine blecherne Stimme. Dann war auch schon Philip in der Leitung. »Bette! Wo steckst du? Der Fahrer hat gesagt, dass du nicht zu Hause bist, und ich kann mir nicht vorstellen, wo du dich sonst herumtreiben könntest.«
Was bildete er sich eigentlich ein? Dass ich kein eigenes Leben hatte, wenn ich mal nicht mit ihm zusammen war?
»Entschuldigung, mit wem spreche ich bitte?«, fragte ich kühl.
»Nun, zier dich nicht so, Bette. Ich bin’s, Philip. Ich habe dir einen Wagen geschickt, aber du bist nicht zu Hause. Im Bungalow geht heute Abend die Post ab, und ich will dich dabeihaben. Du musst kommen«, befahl er.
»Vielen Dank für dein Interesse, Philip. Aber ich kann nicht. Ich habe schon etwas anderes vor«, antwortete ich fest.
Im Hintergrund lief Eminem, und dann hörte ich eine gedämpfte Männerstimme.
»Du, da ist so ein Typ, der will, dass ich dich von ihm grüße. Der Türsteher, ist das die Möglichkeit? Anscheinend frequentierst du dieses Etablissement öfter, als ich dachte. He, Mann, wie heißt du?«
Ich
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