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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sagte auch der Arzt. »Sie haben zum Beispiel immer ein Kind zum Spielen im Haus. Und äh ...«
    »Und äh ... später können sich die Kinder mit der Teilnahme an Zwillingsversuchen Geld verdienen«, sagte ich. »Du musst dir also nie Sorgen machen, dass sie kein Auskommen haben werden.«
    »Ja, das ist gut«, seufzte Paris. »Wo ich doch höchstwahrscheinlich allein erziehend sein werde, weil mein Mann mich noch heute verlassen wird.«
    »Noch ist er mein Mann, Paris, und du unterschätzt ihn. Er ist viel härter im Nehmen, als man so denkt.«
    Ich hatte Recht: Natürlich verließ Lorenz Paris nicht, als er von den Zwillingen erfuhr. Er führte nur ein Mordstheater auf und warf ständig mit an den Haaren herbeigezogenen Zahlen um sich.
    »Dreitausendsechshundertfünfzig Bäuerchen, allein im ersten Lebensjahr!«, rief er beispielsweise aus. »Dreitausendsechshundertfünfzig Mal rückenklopfend durchs Wohnzimmer tigern, bis man endlich einen Schwall Milch auf das Hemd gerülpst bekommt!«
    »Dafür gibt es doch Spucktücher«, sagten wir. »Die legt man sich über die Schulter ...«
    »Und diese Spucktücher allein bedeuten dreihundert extra Kochwäschen im Jahr!«, fuhr Lorenz dann fort. »Man kann also sagen, dass das Kindergeld komplett für den Unterhalt der Spucktücher draufgeht, von den Anschaffungskosten gar nicht zu reden. Zusammen mit dem, was Constanze mir bei der Scheidung abluchst, bedeutet das, dass wir uns an der Armutsgrenze bewegen werden.«
    »Ja, und fürs Babysitten bei Zwillingen berechne ich selbstverständlich die doppelte Summe«, sagte Nelly.
    In der Woche vor den Schulferien kam endlich auch der Hochsommer und brachte auf einen Schlag Temperaturen von über dreißig Grad im Schatten. Selbst nachts kühlte es sich kaum ab. Nelly durfte ihre bauchfreisten Tops tragen, ohne dass ich sie zwang, etwas drüberzuziehen, und Julius und Jasper liefen im Garten nur mit Schirmkappen bekleidet herum. Ich war sehr dankbar für den Schatten im Garten, den die vielen alten Bäume spendeten, die meine Ex-Schwiegereltern gepflanzt hatten. Trudi hielt es tagsüber in ihrer kleinen Wohnung kaum aus und stand fast jeden Morgen mit ihren beiden Siamkatzen bei uns vor der Tür. Ich war immer noch sauer auf sie, weil sie sich bei Anton mit Peter so völlig danebenbenommen hatte, aber sie sagte, das seien traurige, puritanische Ansichten, die sie von ihrer besten Freundin nicht erwartet hätte.
    »Kein moderner Mensch hat etwas gegen einen guten Orgasmus einzuwenden«, sagte sie. »Anton hat ganz sicher daran keinen Anstoß genommen.«
    »Natürlich hat er das!«, sagte ich. »Und nicht nur Anton! Alle haben es mitgekriegt. Was meinst du, wie peinlich mir das war!«
    »Mir auch«, sagte Nelly. Trudi war ihre Patentante.
    »Selber schuld, wenn euch das peinlich war, ihr prüden Hühnchen«, sagte Trudi. »Aber ihr solltet nicht immer von euch auf andere schließen. Anton hat sich sicher darüber gefreut, dass Peterund ich uns in seiner Küche vergnügt haben. Wenn du mich fragst, hat er sie nämlich allein nach diesen Gesichtspunkten konstruiert.«
    »Nach welchen Gesichtspunkten, bitte?«
    »Na, wie man da am besten vögeln kann«, sagte Trudi. »Also, dieser Küchenblock zum Beispiel, der hat genau die richtige Höhe, und diese tolle Steinarbeitsplatte ist überhaupt nicht kalt wie Marmor oder so, sondern fühlt sich warm und seidenweich an, und die Beleuchtung ...«
    »Hör auf!«, rief ich aufgebracht. »Es ist schon schlimm genug, dass du deine Libido so wenig unter Kontrolle hast, dass du nicht mal warten kannst, bis du mit deinem Typ allein bist!«
    »Meine Libido ist völlig natürlich«, sagte Trudi. »Deine Libido scheint mir allerdings ein wenig unterentwickelt, Hühnchen. Sonst wüsstest du doch längst, was Anton mit seiner Küche eigentlich bezweckt. Nehmen wir zum Beispiel die Dunstabzugshaube: Was glaubst du, was man damit alles anfangen kann, vorausgesetzt, man ist ein bisschen gelenkig!«
    Ich gab es auf mit ihr zu diskutieren. Trudi war einfach ein hoffnungsloser Fall. Immerhin verschonte sie mich im Gegenzug mit Fragen nach meiner Meinung zu Peter, vielleicht weil sie meine Antwort gar nicht hören wollte, und half mir stattdessen bei der dringend notwendigen Gartenarbeit. Wir mähten den Rasen, stellten ein Planschbecken auf schleppten die Rattansitzgruppe aus dem Wintergarten unter den Ahorn und befestigten eine Hängematte zwischen den Buchen unter dem Baumhaus. Zum ersten Mal, seit wir aus

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