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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Lorenz' Wohnung ausgezogen waren, äußerte sich Nelly uneingeschränkt positiv über unser neues Zuhause.
    »So ein Garten ist schon ziemlich cool«, sagte sie mit den Füßen im Planschbecken. »Bei der Hitze geht man doch in so einem Innenstadt-Appartement ein.«
    »Wem sagst du das«, seufzte Trudi.
    Mich überkam eine Art sommerlicher Dekorationswahn, undich kaufte ein halbes Gartencenter leer, um ein bisschen Farbe in die verwaisten und mit Brennnesseln überwucherten Beete zu zaubern, mit Rosen, Phlox und duftenden Kräutern. Gemeinsam befreiten wir das hässliche, kleine betonierte Wasserbecken von Schlick und Unkraut, setzten ein paar Schwimmpflanzen ein und ließen den Springbrunnen wieder sprudeln. Es dauerte nicht lange, da kamen Vögel, um darin zu baden, und eine Kröte saß bis zum Hals im Wasser und schaute uns gar nicht scheu aus ihren goldenen Augen an. Wenn wir näher kamen, schien sie sogar herausfordernd zu schauen, so als wollte sie unbedingt geküsst werden. Dabei weiß doch jeder, dass nur Frösche verzauberte Prinzen sind. Wenn man eine Kröte küsst, kann einfach alles dabei herauskommen - und wer will das Risiko schon eingehen? Libellen und Schmetterlinge schwebten durch den Garten. Wenn wir abends am Tisch saßen, pflegte uns ein Eichhörnchen zu besuchen, das uns sogar aus der Hand fraß, Cornflakes, Nudeln, Früchte - es mochte einfach alles. Die Kinder tauften es »Oma Bauer«, weil es angeblich aussah wie meine Mutter. Ich konnte da keine Ähnlichkeit erkennen, von den ausgeprägten Vorderzähnen und dem leichten Überbiss mal abgesehen. Senta und Berger, unsere Katzen, hatten Angst vor Oma Bauer, sie flüchteten sich stets ins Baumhaus, wenn sie kam, und fauchten sie von dort an. Das Gleiche machten sie mit den Meisen, die die Krümel von unserem Frühstückstisch zu picken pflegten. Ich hegte schon die Hoffnung, Senta und Berger seien möglicherweise genetisch falsch programmiert und würden uns niemals mit erlegten Beutetieren auf der Fußmatte beglücken, aber noch in derselben Woche schleppte Berger ein fettes Meerschweinchen an, das annähernd so groß war wie er selber. Ich schimpfte mit ihm, zumal ich stark vermutete, dass er das Meerschwein nicht in freier Wildbahn erlegt hatte, sondern gleich nebenan, wo Marie-Antoinette, die Enkelin der fetten Hempels, ein paar Meerschweinchen und Kaninchen im Gartenhaus hielt. Aber Julius und Nelly glaubten ganz fest, dass das Tier bereits tot gewesen war, als Berger esgefunden hatte. Berger machte wirklich einen eher niedergeschlagenen Eindruck, und weil Hempels sich nicht über ein fehlendes Meerschweinchen beschwerten, zog ich auch noch andere Möglichkeiten in Betracht.
    »Ein Raubvogel könnte es erlegt haben!«, sagte ich.
    »Ja, und dann ist Berger gekommen, um es zu retten«, sagte Julius. »Aber es war schon zu spät ...«Er verdrückte ein paar Tränen. »Es war vielleicht sein bester Freund, und er hat ihn hierher gebracht, damit wir ihn begraben können.«
    Nelly und er legten das tote Tier also in einen Schuhkarton und begruben es in meinem frisch angelegten Beet. Sie stellten einen dicken Flusskiesel als Grabstein auf auf den Nelly mit schwarzem Edding schrieb: Hierruht Bergers bester Freund, der fette Hempel. Gut, dass Julius noch nicht lesen konnte. Er hätte diesen Namen nicht gebilligt.
    Ich stellte ein kleines Windlicht auf Hempels Grab, ich stellte überhaupt überall Windlichter auf die den Garten romantisch erhellten, wenn es endlich dunkel wurde. In den Zimmern unterm Dach herrschte eine unerträgliche Hitze, am schlimmsten war es in meinem neu hergerichteten Schlafzimmer. Wenn man hier eine Weile auf die roten Wände schaute, fühlte man sich wie im Inneren eines Backofens. Ich baute uns ein Matratzenlager im Garten, über das ich Nellys Mückennetz hängte, und wir schliefen alle drei draußen, was romantisch und unheimlich zugleich war, bei den vielen Geräuschen und Tieren, die des Nachts die Gärten durchstreiften.
    Ein lautes Grunzen weckte mich lange nach Mitternacht, und ich suchte hektisch nach meiner Taschenlampe. Ein Wildschwein hätte mir gerade noch gefehlt.
    »Das ist sicher der Geist vom fetten Hempel«, flüsterte Nelly. »Er will sich wegen des Namens an mir rächen.«
    Aber es waren nur zwei Igel, die grunzend und schmatzend in den Taschenlampenkegel blinzelten. »Schlaf weiter«, sagte ich zu Nelly. Julius zwischen uns beiden schnarchte friedlich.
    »Ich kann nicht«, sagte Nelly. »Ich mache mir

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