Die Patin
keine Kinder bekommen zu können, indem sie sich von dem trennt, was sie am liebsten auf der Welt hat, also dich. Sie ist fest entschlossen, ein neues Leben zu beginnen.«
»Ohne mich«, sagte Ronnie.
»Auf jeden Fall neu im Sinne von anders«, sagte ich.
Ronnie konnte seine Tränen kaum noch zurückhalten. »Was soll ich denn tun?«, fragte er, und es brach mir beinahe das Herz.
»Ich weiß es doch auch nicht«, sagte ich traurig.
Ronnie war blind vor Tränen, als er an Hannibal und Lecter vorbei nach Hause stolperte. Er merkte nicht mal, dass Hannibal vorschoss und versuchte, ihm die Hand abzubeißen.
»So geht das nicht weiter«, sagte ich zu Mimi, als sie nach Hause kam. »Ihr müsst miteinander reden, am besten mit einem Eheberater.«
»Wenn etwas vorbei ist, ist es vorbei«, sagte Mimi nur. »Das Geld für einen Eheberater kann man sich sparen. Je eher Ronnie begreift, dass es aus ist, desto eher kann er sich nach einer anderen Frau umgucken. Nach einer, die ihm Kinderchen schenkt und sich freut, wenn seine Mama ihr zu Weihnachten ein Dampfbügeleisen überreicht.«
»Ich dachte, es wäre ein Folienschweißgerät gewesen«, sagte ich.
»Das war das Jahr davor«, sagte Mimi. »Und davor war's ein Tischstaubsauger, mein persönlicher Favorit. Ronnie und ich haben uns kaputtgelacht und versucht, das Ding auf alle mögliche Art und Weise seinem Zweck zu entfremden.« Sie lachte kurz bei der Erinnerung daran.
Ich schüttelte nur den Kopf Waren alle meine Freundinnen pervers? Erst Trudi mit ihrem Dunstabzugshaubentick, und jetztMimi mit einem Tischstaubsauger??? Aber Mimi erklärte, dass sie den Tischstaubsauger benutzt hätten, um die Blattläuse von den Rosen zu saugen. Ups, allmählich bekam ich wohl eine schmutzige Fantasie.
Später, als wir mit einem Glas Punsch draußen im Garten saßen, sagte Mimi: »Es gibt bestimmt eine Frau für Ronnie, die das alles zu würdigen weiß. Auch die Socken mit Monogramm, die meine Schwägerinnen an Weihnachten verschenken. Die Welt von Ronnies Familie wird wieder in Ordnung sein, wenn ich daraus verschwunden bin und eine andere Frau meinen Platz eingenommen hat. Ich bin sicher, Ronnies Schwester wird mit Freuden den Wandbehang mit dem selbst gestickten Familien-Stammbaum umarbeiten, in dem alle Familienmitglieder als Vögel in einem Baum sitzen. Sehr apart und detailgetreu. Nur das leere Nest der Ronnie-und-Mimi-Vögel war immer ein Schandfleck.«
»Können Kevin und ich uns einen Milchshake machen?«, fragte Nelly.
»Ja, klar«, sagte ich. »Wenn ihr den Mixer wieder spült. Und wenn ihr Julius und Jasper auch einen Milchshake macht.«
»Das geht nicht«, sagte Nelly. »Dafür ist nicht genug Eis da.«
»Blödsinn«, sagte ich. »Wir haben noch eine Zweiliterpackung Vanilleeis.«
»Sag ich doch, es ist nicht genug da«, jammerte Nelly. Sie war wieder in eine neue Wachstumsphase eingetreten, und zwar nicht in die Höhe, sondern in die Breite. Jeder andere wäre in Panik ausgebrochen, aber Nelly war außer sich vor Entzücken. Man konnte förmlich dabei zusehen, wie sich ihre Brust von Körbchengröße null nach Körbchengröße A ausdehnte. Ich beobachtete auch misstrauisch ihren Hintern, aber der blieb trotz ihres immensen Appetits klein und schmal wie vorher auch.
Der Milchshake, den Kevin und Nelly aus zwei Litern Vanilleeis, zwei Litern Milch und fünf Mangos herstellten, reichte dann auch nur ganz knapp für Julius, Jasper, Mimi und mich mit. Wirund Kevin bekamen jeder ein Glas, und Nelly trank den ganzen Rest.
»Seid ihr mit eurem Referat weitergekommen?«, erkundigte ich mich.
»Nö«, sagte Nelly. »Kevin ist nicht in Stimmung für Gleichberechtigung. Er hat Ärger zu Hause.«
»Was hast du denn angestellt?«
»Ich nichts«, sagte Kevin. »Aber meine kleinen Geschwister bauen nur Mist, Justin hat lauter Fünfen auf dem Zeugnis, und ständig stehen die Nachbarn vor der Tür und beschweren sich, und meine Mutter ist ganz fertig mit den Nerven, weil sie sich ständig mit meinem Vater über seine Geschäfte in den Haaren liegt, und mein Opa hat Liebeskummer, weil sie die Alte, in die er sich verknallt hat, in ein Altenheim abgeschoben haben, und Samantha hat die Windpocken, und meine große Schwester heult rum, weil sie seit einem Jahr nicht mehr in der Disko war, und dann haben sie Lecter noch das Ohr weggeschossen, mitten am helllichten Tag, und wenn meine Mutter das erfährt, klinkt sie völlig aus, sie macht sich doch auch so schon genug Sorgen, und
Weitere Kostenlose Bücher