Die Paulis in Tatukaland (German Edition)
Kinder schrien. Das war schlimmer als jede Achterbahnfahrt, schlimmer als das schlimmste Kotzschleuder-Karussell auf dem Jahrmarkt. Nur König Langstrumpf schien die sturmgepeitschte Albtraumfahrt im Ballon auch noch Spaß zu machen: »Heißa hopsasa!«, rief er lachend. »Das ist ja mal ein Sturm! Wie damals auf der Hoppetosse, als wir auf dem Weg nach Tatukaland in diesen Wirbelsturm geraten sind und …« König Langstrumpf hielt plötzlich inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn: »Zum Klabautermann, ist das heiß hier! Wieso haben wir denn auch ein Lagerfeuer an? Es ist doch Sommer!«
Und ehe es jemand verhindern konnte, drehte sich Arne um und schaltete die Gasflamme aus, die den Ballon in der Luft hielt. Sofort begann der Ballon zu flattern und zu taumeln und raste nach unten, direkt aufs sturmgepeitschte Meer zu.
Alle schrien entsetzt auf.
Dennis schubste den falschen König zur Seite und schaffte es Gott sei Dank schnell, die Flamme wieder zu entzünden. Der Ballon unterbrach seinen Sinkflug, beruhigte sich und stieg langsam wieder in die Höhe – durch die starken Sturmwinde aber immer noch gefährlich schaukelnd.
Diese Aktion hatte bei Lea das Fass zum Überlaufen gebracht.
»Hör auf, Arne!«, schrie sie in so unglaublicher Lautstärke, dass sie sogar den Sturm übertönte und alle sie anstarrten. Vor allem der König. »Du bist nicht König Langstrumpf!«, brüllte Lea. Sie war so aufgebracht und panisch, dass sie ihn am Arm packte und wild schüttelte. »Du bist Arne. Der Freund unserer Mutter. Iris! Erinnerst du dich wirklich nicht? Unsere Mama, die wir alle wiedersehen wollen! Und deshalb musst du endlich aufhören mit diesem Quatsch und uns helfen! Und hier nicht rumnerven und Mist bauen und alles nur noch schlimmer machen! Wir brauchen dich, Arne! Du bist ein echt netter Typ und du machst eine super Pizza, und auch wenn du niemals unseren Papa ersetzen kannst, ist es okay, wenn du der neue Freund unserer Mama wirst. Da werden wir uns schon dran gewöhnen.«
König Langstrumpf sah sie erstaunt an. Er wurde ganz ruhig. Und auch Lea hielt nun inne. Sie hatte eben ausgesprochen, was sie insgeheim schon seit Längerem dachte. Eigentlich mochte sie Arne.
»Aber nur, wenn du endlich mit diesem hirnverbrannten König-Langstrumpf-Blödsinn aufhörst!«, fügte sie noch an und staunte, als Arne sie nun verwirrt anschaute und mit völlig normaler Stimme, ohne albernes König-Langstrumpf-Ho-ho-Getue, stammelte: »Lea? Wo sind wir hier?«
»Arne?! Du bist wieder normal?!«, rief Lea begeistert. Doch Arne rieb sich nur die Augen, schaute sie nun wieder mit dem wirren Blick an, den er schon seit Tagen hatte, und rief: »Verdammt noch mal! Ich kann diesen Namen nicht mehr hören! Es gibt keinen Arne! Ich bin König Langstrumpf, und ihr tut, was ich sage! Landet den Ballon auf dem Wasser! Ich will damit auf dem Wasser fahren! Ich bin Kapitän und kein Pilot!«
Die Pauli-Kinder warfen sich vielsagende Blicke zu. Die Rückverwandlung hatte zwar nur Sekunden angehalten, aber sie hatte unbestreitbar stattgefunden.
»Arne!«, rief Flummi. »Komm zurück! Wach auf!«
Aber Arne hörte gar nicht hin, sondern machte schon wieder Anstalten, die Gasflamme zu löschen. »Der Korb muss ins Meer!«, rief er.
Mona, Cicek und Tim versperrten ihm, so gut es ging, den Zugang zu der lebensrettenden Flamme, doch sie hatten keine Chance, den viel größeren und kräftigeren Arne noch lange aufzuhalten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er die Flamme erreichte.
Und da begriff Lea plötzlich und wandte sich aufgeregt ihren Geschwistern zu: »Ich hab ihn geschüttelt! Das ist die Lösung! Erinnert ihr euch. Die Kimono-Frauen haben im Kakteengarten zu mir gesagt, wenn jemand frech ist, soll ich ihn schütteln!«
Also packte sie Arnes Arm erneut und schüttelte ihn so wild und so kräftig, wie sie konnte. »Komm zu dir!«, flehte Lea. »Bitte!«
»Lass das!«, rief Arne empört. »So behandelt man keinen König, verdammt noch mal! Ich muss diesen Ballon ins Wasser kriegen!«
»Es hat keinen Sinn«, rief Lea ihren Geschwistern zu. »Was machen wir denn jetzt?«
Dennis erinnerte sich, dass auch ihm die Kimono-Frauen einen Hinweis gegeben hatten. Am Flughafen. Da hatten sie ihm gesagt, was zu tun sei, wenn einem jemand blöd kommt.
Alle Kinder hielten staunend den Atem an, als Dennis sich zum falschen König umdrehte und mit sehr lauter und fester Stimme sagte: »Schluss mit dem Quatsch! Du bist nicht Efraim
Weitere Kostenlose Bücher