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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Milhol zu verlassen.
    Kurz nachdem sie auf die Bardenstraße gelangt waren, ging die Sonne auf und erhellte ein trübes, von dichten Nebelschwaden weichgezeichnetes Land. Sie verlangsamten die Geschwindigkeit zu einem Trab, und Maerad begann sich umzusehen. Hinter ihnen ragten am Horizont immer noch herrisch die Berge auf, und zu ihrer Linken erspähte Maerad in der Ferne die purpurnen Hügel der Höhenzüge, doch rings um sie war die Gegend flach wie Schwemmland. Der Milholfluss verlief zu ihrer Rechten und wirkte auf Maerad so düster wie die Landschaft selbst. Schwarzes Schilf ragte durch seine braune Oberfläche. Bäume gab es nur wenige, und jene, die Maerad sah, standen vereinzelt und von den vorherrschenden Winden gekrümmt da. Der Boden war karg, felsig und von Büscheln zähen Grases, Disteln und Seidenpflanzengewächsen bedeckt.
    Nach Sonnenaufgang kamen ihnen die ersten Bauern auf dem Weg zu den Märkten von Milhol entgegen. Cadvan und Maerad passierten Karren mit Waren, die von müde aussehenden Ponys mit rauem Fell und hervortretenden Rippen gezogen wurden, gelegentlich auch einem Ochsenwagen. Zwei- oder dreimal liefen sie Frauen über den Weg, die mit schweren, auf den Rücken geschnallten Körben marschierten, aus denen die Köpfe von aufgeregt gackernden Hühnern oder die wackelnden Blätter von Rüben hervorlugten. Cadvan nickte allen zu, an denen sie vorüberkamen, aber nur ein einziges Mal wurde sein Gruß erwidert, und zwar von einer jungen Frau, an deren Rockzipfel ein kleines, quengeliges Kind zupfte.
    »Es ist hart, diesem Land einen Lebensunterhalt abzuringen«, meinte Cadvan. »Und es verbittert die Menschen. Das war nicht immer so. Vor hundert Jahren erstreckte sich hier ein grünes, fruchtbares Land. Die Leute hier haben vergessen, wie man mit der Erde spricht, und sie nehmen, ohne etwas zurückzugeben.«
    Je weiter sie sich von Milhol entfernten, desto seltener sahen sie Menschen. Am späten Nachmittag erspähten sie weit und breit keine Menschenseele und keine Häuser mehr. Sie ritten in einem forschen Handgalopp. Je eher sie dieses trostlose Land verließen, desto besser, das empfanden sie beide, und so zogen sie, geleitet vom Licht der Sterne und des Halbmonds, über den Sonnenuntergang hinaus weiter, bis die Nacht fast völlig Einzug gehalten hatte. Als sie schließlich nicht mehr weiterkonnten, hielten sie am Straßenrand an und schlugen ihr Lager auf. Sie kauerten sich in den Schutz eines großen Baumes, der aussah, als hätte ihn ein Blitzschlag ereilt, zumal er in zwei krumme Hälften gespalten war. Cadvan saß still und lauschte eine Weile, erst dann beschloss er, ein Feuer anzuzünden. »Ich kann meilenweit nichts hören«, erklärte er. »Somit sollte es recht sicher sein. Dennoch finde ich, wir sollten heute Nacht Wache halten.«
    Als er mit dem Feuerstein eine Flamme zum Leben erweckte, stellte Maerad fest, dass Cadvan wieder sein eigenes Gesicht besaß. »Cadvan!«, rief sie aus. Überrascht schaute er auf. »Ihr seid wieder Ihr selbst!«
    »Das bist du auch«, erwiderte er und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch die Dunkelheit. »Ich kann mit Fug und Recht behaupten, das ist schon eine Verbesserung. Ich hatte dich in einen gar zu überzeugenden minderbemittelten Knaben verwandelt.« Das Feuer erwachte, und er nährte es, ließ die Flammen rasch anschwellen. »Ein paar Tage werden wir nun unsere eigenen Gesichter tragen. Das stellt zwar ein Wagnis dar, aber mir fehlt die Kraft, uns zu tarnen, wenn es nicht unbedingt nötig ist.«
    Die nächsten beiden Tage setzten sie den Weg durch die bedrückende Landschaft fort, reisten tagsüber, so schnell sie konnten und hielten nachts Wache. Sie begegneten niemandem auf der Straße. Allmählich begann die Umgebung sich zu verändern. Der Fluss schnitt sich in eine zunehmend tiefer werdende Schlucht, und die beiden Reisenden gerieten in den Schatten von Geländerücken, die aus blanken, steil abfallenden Hängen zu karstigen Schultern anstiegen. Kleine Wasserfälle stürzten lotrecht die Klippen hinab und sammelten sich in seichten, schleimig grünen Tümpeln. Verkrümmte Kiefern breiteten sich über die unwirtlichen Hänge aus. Cadvan sah sich wachsam um, und Maerad wurde unangenehm bewusst, wie laut das Klappern der Pferdehufe von den Felsen widerhallte.
    »Das sind die Bruchhügel. Räuberland«, warnte Cadvan. »Benutz dein Gehör.« Maerad entsandte ihr Bewusstsein hinaus in die Hügel. Sie hörte den Wind durch

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