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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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antwortete Cadvan. »Trotzdem könnte es nichts schaden, wenn du dich verschleierst.« »Mich verschleiern?« Maerad starrte ihn an. Während sie hinsah, schien die Luft um Cadvan sich zu verdunkeln, kaum wahrnehmbar, tatsächlich spürte sie den Unterschied mehr, als sie ihn sah.
    »Stell dir einen Schild um dich vor, der dich verbirgt«, sagte er. Maerad schloss die Augen und bündelte ihre Gedanken. Dann schlug sie die Lider wieder auf und blickte fragend zu Cadvan.
    »Ja, das ist es«, lobte er. Danach überprüfte er sie beide und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. »Ich denke, wir sehen elend genug aus, um als Bauern durchzugehen«, meinte er. »Nur Darsor ist zu auffällig.« Er sprach mit dem Pferd, das schnaubte und mit dem Huf stapfte, dann schien das Tier zu erschlaffen. Erstaunt blinzelte Maerad: Mit einem Mal wirkte der stolze Darsor gänsehalsig und krummrückig, zudem lief er mit einem leichten Hinken. Cadvan tätschelte ihm den Hals. »Ein meisterlicher Schauspieler, dieses Pferd«, stellte er fest.
    »Diesmal könnte ich Eure irre Tochter spielen«, schlug Maerad vor. »Falls das hilfreich wäre.« Sie zerzauste sich das Haar, sodass ihr verirrte Strähnen wahllos übers Gesicht hingen, dann ließ sie den Unterkiefer schlaff herabhängen.
    Cadvan lachte verkniffen. »Allmählich denke ich, dass deine Ausbildung in mancherlei Hinsicht ziemlich gründlich war«, meinte er.
    Langsam setzten sie den Weg fort. Maerad hatte die Kälte völlig vergessen, blieb ständig wachsam und verfolgte die Hufgeräusche, bis sie in Reichweite ihres gewöhnlichen Gehörs gerieten. Sie spürte ein ungewisses Gefühl des Bösen, der Bedrückung und der Tücke, das sich verstärktere näher die Huflaute kamen. Ihr Herz schlug schneller und schneller. Dann, unvermittelter als erwartet, tauchte etwa hundert Meter vor ihnen ein Reiter auf, der im gemächlichen Trab einen Felsrücken umrundete.
    Er trug schwere schwarze Gewänder und hohe, ebenso schwarze Stiefel mit spitzen Sporen. Sein Reittier war ein stämmiger Brauner, der ständig den Kopf zurückwarf und auf einer grausamen Gebissstange kauen musste.
    Maerad wusste auf Anhieb, dass es sich um einen Untoten handelte. Um die Augen seines Pferdes prangten weiße Kreise, die Flanken waren mit weißem, blutfleckigen Schaum gesprenkelt. Das Antlitz des Untoten lag gänzlich im Schatten der Kapuze verborgen, aber Maerad erkannte schaudernd, dass die Hände an den Zügeln weiß und knochig wie die eines einbalsamierten Leichnams aussahen. Der Untote trug einen mattsilbrigen Ring mit einem schwarzen Stein. Sie schluckte und folgte Cadvan weiter, näher und näher hin zu dem Untoten, obwohl sie spürte, das Imis Schritte von Abscheu zeugten und die Stute zu scheuen drohte.
    Nach einer schieren Ewigkeit trafen sie aufeinander. Mittlerweile hämmerte Maerads Herz gegen die Rippen, und ihre Zunge fühlte sich trocken im Mund an. Selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte kein Wort hervorgebracht. Der Reiter hielt an, versperrte ihnen den Weg. Maerads Magen krümmte sich vor Angst. Obwohl der Anblick seiner Hände ihr Übelkeit verursachte, schaute sie hin und erkannte, dass der schwarze Stein des Rings zu einem grinsenden Totenschädel geschliffen war.
    Cadvan zügelte Darsor, als geböte es die Höflichkeit, und sprach in freundlichem Tonfall: »Guten Morgen, Herr. Ziemlich unangenehmes Wetter für einen Ritt.« Der Untote starrte ihn an, und nun konnte Maerad im Schatten der Kapuze eine knochige Nase und gleich roter Glut lodernde Augen erkennen. »Da habt Ihr recht«, gab die Gestalt mit einer Stimme zurück, die aus großer Tiefe zu erklingen schien. »Nur die Tollkühnen wagen sich auf diesen Pfad.«
    »Ja«, pflichtete Cadvan ihm bei. »Oder die Verzweifelten.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Maerad. »Meine Tochter, Herr, ist seit drei Monaten vom Wahnsinn befallen. Ich bin unterwegs nach Ettinor, um dort Hilfe zu suchen.«
    Ihrer Rolle entsprechend glotzte Maerad den Untoten vertrottelt an. Dabei stellte sie fest, dass der Untote, wenn sie die Sicht verschwimmen ließ, fast wie ein Barde oder ein feiner Herr in einem langen Mantel aussah, was einfacher zu ertragen war als der Anblick der schauerlichen Gestalt, die sie sonst erblickte.
    »Vielleicht gibt es Hilfe für euresgleichen in Ettinor«, meinte der Untote höhnisch, »vielleicht auch nicht.«
    »Ich bin nicht auf der Suche nach Gefälligkeiten, für die ich nicht bezahlen kann«, sagte Cadvan. Dabei

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