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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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nicht?«, fragte er.
    Maerad schaute zu Boden und betrachtete ihre Füße. Sie wollte nicht antworten. »Liebe«, sagte Arkan schließlich. »Liebe ist nötig, um das Lied zu erschaffen. Liebe ist der Grund, weshalb die Finsternis zu Licht erblühte. Liebe ist der Grund, weshalb die Erde sprach und zu Elidhu wurde.«
    Maerad errötete heftig und wagte nicht, dem Blick des Winterkönigs zu begegnen. Es war das erste Mal, dass er so vertraulich mit ihr sprach, und die Nähe, die es vermittelte, jagte einen Widerhall durch die Tiefen ihres Wesens. Sie fühlte sich erschüttert vor plötzlichem Verlangen, wie ein Baum, den ein wildes Licht erfüllt, wenn er von einem Sturm berührt wird.
    Was weiß ich schon von Liebe ?, dachte sie voll Ingrimm bei sich. Und jetzt will es mir dieser Mann, dieser Elidhu, dieses Wesen aus Eis und Sturm und Stein zeigen Dann fragte sie sich furchtsam, ob er ihre Gefühle so beeinflusste, wie er es mit Gimas Wahrnehmung tat.
    Sie wartete, bis sich das heftige Pochen ihres Herzens beruhigte, dann wandte sie sich dem Winterkönig zu und achtete darauf, sich nicht anmerken zu lassen, was sie empfand. »War Liebe der Grund, warum das Lied verloren ging?«, fragte sie unverhohlen.
    Mit einem Anflug von Bitterkeit drehte Arkan sich von ihrem Blick weg. »Vielleicht«, antwortete er.
    »Und wurde das Lied deshalb geteilt?«
    »Es kann nur mit Liebe gesungen werden. Und Liebe kann weder gestohlen noch vorgetäuscht werden.« Er bedachte sie mit einem kurzen, durchdringenden Blick, und Maerad spürte, wie sie erzitterte. »Sie kann nur aus freien Stücken gegeben werden.«
    Und doch hält er mich gefangen, dachte Maerad und wandte die Augen ab. Heuchler. Doch unter ihrer Verwirrung wusste sie, dass ihr die Gefühlsregung nicht vom Winterkönig aufgezwungen worden war.
    Danach schwieg Maerad eine lange Zeit, während sie zurück durch den Eispalast in das Herz des Berges schritten. Sie fühlte sich zugleich besorgt, verwirrt und seltsam erregt. Maerad war völlig sicher, dass Arkan, wenn er von Liebe sprach, etwas anderes meinte als das, was sie unter menschlicher Liebe verstand; und dennoch wusste sie nichts mit dem Verlangen anzufangen, das plötzlich in ihr loderte, einem Verlangen, das zu verspüren sie sich noch nie zuvor gestattet hatte. Ein Teil von ihr, der Elementarteil, wie sie glaubte, regte sich darob. Wieso jetzt”?, rief sie innerlich verzweifelt aus. Trotzdem zog sie sich nicht zurück, sondern nickte, wenn Arkan sie auf ein neues Wunder seines Palastes hinwies, und nahm schmerzlich wahr, wenn er ihren Arm ergriff, sich ihr näherte oder seine Gewänder die ihren berührten.
    Sie dachte an Cadvan, an Dernhil, an Dharin, an Hem. Ich kann nicht hierbleiben, dachte sie. Ich darf nicht… Schließlich holte sie tief Luft. »Ich kann kein Lied singen, das ich nicht lesen kann«, erklärte sie. »Selbst wenn ich noch alle Finger hätte. Könntest du die Runen auf meiner Leier lesen?« Arkan wandte sich ihr zu und musterte sie nachdenklich. »Wirst du sie mir denn zeigen?«
    Maerad war durchaus bewusst, dass Arkan sich die Runen zweifellos auch ohne ihre Erlaubnis jederzeit ansehen könnte, wenn er wollte. »Ich bringe meine Leier morgen mit«, sagte sie. Wann immer in dieser zeitlosen Umgebung morgen ist, dachte sie. »Vielleicht kannst du mir helfen, sie zu verstehen.« »Vielleicht«, pflichtete Arkan ihr bei. »Nun, wir sind bei deiner Kammer angelangt. Bis morgen dann, Elednorvon Edil-Amarandh.« Damit verneigte er sich, und seine Gestalt begann in einem derart grellen Licht zu erstrahlen, dass Maerad blinzelte. Als sie wieder hinsah, war er verschwunden.
    In ihrer Kammer lief Maerad rastlos von einem Ende des Raumes zum anderen. Zuvor hatten die Mondsteinwände durchscheinend gewirkt, weniger fest; nun sahen sie wieder wirklicher aus. Verzweifelt starrte Maerad auf die schimmernden Wände.
    Verrät mich mein eigenes Herz ?, dachte sie. Das ist es, was Arkan will. Schließlich setzte sie sich aufs Bett und ergriff ihre Leier. Sie begann, ein Lied anzustimmen, indem sie zwei, drei Akkorde verwendete, die sie ohne Schwierigkeiten spielen konnte. Das Licht veränderte sich, und sie schaute auf. Zu ihrer gewaltigen Erleichterung stellte sie fest, dass die Wände wieder verschwunden waren und ihr felsiges Verlies zum Vorschein gekommen war. Sie spielte weiter, suchte in der Musik Trost, obwohl der Schorf an ihrer linken Hand aufbrach und zu bluten anfing. Nach einer Weile legte sie die Leier

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