Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Gesicht des Wolfes, und Maerad biss sich vor Verärgerung über sich selbst um ein Haar auf die Zunge; Ka war eindeutig kein Wolf, der Unterbrechungen duldete. Doch er sah gnädig darüber hinweg und fuhr fort.
Ich weiß nicht, wie ihn die Menschen nennen, sagte er. Er ist der Wolfsgeist, der zwischen den Sternen und dem Eis lebt, zwischen den Lebenden und den Toten. Als der Mond zuletzt voll war, wandelte er zwischen den Sternen und sah, was sonst niemand sieht. Das tut er oft. Als er zurückkehrte, ersuchte er uns, eine große Beute zu erlegen. Wir brachten ihm einen Hirsch, und er las in seinen Eingeweiden. Er sagte zu mir, dass er einen großen Gefallen wollte. Er sagte, dass die Dhillarearen, die in seine Höhle kam, um ihm eine große Frage zu stellen, Führung brauchte. Er bat uns, dich zu suchen und dir zu folgen, und ergab uns seinen Segen auf die Stirnen.
Ka setzte ab. Diesmal kratzte er sich ausgiebig, und Maerad nickte mit dem Kopf in der Hoffnung, dass dies höflich war. Sie wollte ihn nicht erneut unterbrechen.
Beim nächsten Tageslicht brachen wir auf, um deiner Fährte zu folgen. Am Tag des Vollmonds fanden wir deinen toten Gefährten, außerdem einen großen Hund, fast so groß wie ein freier Wolf. Maerad zuckte zusammen und blickte zu Boden, um den Schmerz zu verbergen, der ihr bei der Erinnerung an Dharins Leichnam kam, zurückgelassen wie Unrat, mit Fang an der Seite. Wir behandelten seinen Leib mit Ehre, fügte Ka hinzu, und der Blick seiner Augen wurde mild. Wir verstehen jenen Kummer, der ewig brennt, wenn der Gefährte eines Lebens tot ist. So ist der Lauf der Welt. Es war noch einer dort, ihm aber erwiesen wir keine Ehre.
Gut, dacht Maerad, in der heiß das Verlangen nach Rache loderte. Dann jedoch erschrak sie über sich selbst; vielleicht verdiente es selbst jener Jussack nicht, im Tod entehrt zu werden. Sie vermutete, dass er gefressen worden war. Später fragte sie sich, ob die Wölfe gemeint hatten, dass sie Dharin dadurch ehrten, dass sie ihn fraßen, und den Jussack entehrten, indem sie sich vielleicht auf seinen Körper erleichtert hatten, aber sie wagte nie zu fragen.
Wir folgten ihren zahmen Hunden, fuhr Ka fort. Der Mond schrumpfte, verschwand und kehrte zurück, und wir begaben uns weit aus unserem Land, weiter als unser Rudel je gewesen war. Aber der Segen des Dhillarearen haftet an unseren Stirnen, und kein anderer Wolf wagte, uns herauszufordern, obwohl wir ihre Hauptpfade und Jagdgründe überquerten. Schließlich gelangten wir ins Hochland und folgten der Straße der Menschen, obwohl sie stank, zu jenem Bogen, der die Luft verbrannte. Wir wussten, dass du unter ihm hindurchgebracht worden warst, aber wir konnten dir nicht folgen. Stattdessen folgen wir den Menschen, die dich geraubt hatten, und wir übten die Vergeltung unseres Dhillarearen an ihnen.
Darob konnte Maerad nicht schweigen. An allen ?
Diesmal wirkte Ka nicht so beleidigt. Unter ihnen war ein Mann, der behauptete, Macht zu besitzen, doch gegen den Segen unseres Dhillarearen vermochte er nichts auszurichten, und wir rissen ihm die Kehle heraus. Bei ihm waren drei andere Männer, die zu flüchten versuchten, aber wir haben sie zur Strecke gebracht.
Da war auch ein junger Mann, meldete Maerad sich zu Wort. Kaum mehr als ein Knabe.
Da war tatsächlich noch ein Mann. Ka hatte eindeutig nicht vor, sich beim Erzählen seiner Geschichte drängen zu lassen. Er roch stark nach dir, doch dein Geruch an ihm war nicht jener von Furcht. Unser Dhillarearen hat uns davor gewarnt, unnötig zu töten, und uns gemahnt, bei unserer Vergeltung gerecht zu sein, damit der Segen nicht verblasst. Wir ließen ihn laufen.
Maerad stieß vor jäher Erleichterung den Atem aus. Wenigstens Nims Tod lastete nicht auf ihrem Gewissen. Der Gedanke an Amusk mit herausgerissener Kehle hingegen entlockte ihr keinerlei Mitgefühl.
Danach sahen wir die Tochter des Mondes, wie es uns vorhergesagt worden war. Dabei neigte Ka höflich das Haupt vor Ardina, die während seiner gesamten Schilderung stumm dagesessen hatte und nun zur Erwiderung erhaben den Kopf senkte. Sie brachte uns hierher, wo wir auf dich warten sollten. Das haben wir getan, und nun sind wir in der Gegenwart angelangt.
Ich habe euch gesehen, verriet Maerad. Vom Schlitten aus. Aber niemand sonst hat euch bemerkt.
Das lag am Segen unseres Dhillarearen , erwiderte Ka.
Ich danke euch von ganzem Herzen, sagte Maerad und fragte sich, ob dies Wölfen gegenüber angebracht war.
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