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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Ka schien mit ihrer Antwort zufrieden, und die Stimmung in der Höhle entspannte sich merklich. Einige der Wölfe begannen sich zu kratzen, und ein Paar fing an, einander liebevoll zu lecken. Wie es schien, waren die Förmlichkeiten vorüber.
    Hast du Hunger, erkundigte sich Ka. Du kannst fressen. Du kannst trinken. Wir können erst aufbrechen, wenn der Sturm sich erschöpft hat. Das wird ein Licht und eine Finsternis dauern. Wir haben hier alles, was wir brauchen. Danach führten wir dich zu den Bergen, so schnell wir können. Sechs Lichter, dann schließen wir unsere Reise ab. Beim Gedanken an Nahrung lief Maerad abermals das Wasser im Maul zusammen. Sie ging zu der bereits halb aufgefressenen Hirschkeule hinüber. Zwei weitere lagen dahinter. Sie begann, mit den Zähnen daran zu zerren, riss Fleischbrocken heraus und kaute kaum, bevor sie schluckte. Nachdem ihr Hunger gestillt war, begab sie sich zu einem Platz an der Höhlenwand, der eine leichte Mulde im Fels aufwies. Dort rollte sie sich um ihren vollen Bauch herum ein, bis sie mit der Schnauze den Schwanz berührte, und fühlte sich rundum wohlig. Erst da fiel ihr ein, dass sie ein solches Mahl unter gewöhnlichen Umständen vor Ekel zum Würgen gebracht hätte.
    Ardina stupste sie mit der Nase, und Maerad schaute blinzelnd auf.
    Ich verlasse dich jetzt, verkündete sie. Ich muss zurück zu meinem Volk. Ich danke dir, Ardina, erwiderte Maerad, lehnte sich einer Eingebung folgend vor und schmiegte den Kopf unter Ardinas Kinn. Ardina streckte vor Behagen den Hals, und Maerad besann sich voll Verwunderung, dass sie es in menschlicher Gestalt niemals wagen würde, der Elidhu eine solche Geste entgegenzubringen. Im Augenblick jedoch schien es das einzig Richtige zu sein, und es bedurfte keiner weiteren Worte.
    Dann bückte Ardina sich hinab und leckte Maerads linke Vorderpfote. Maerad zuckte zusammen; mittlerweile schmerzte sie wirklich schlimm. Statt einer verstümmelten Hand hatte sie nun eine verstümmelte Pfote, an der zwei Klauen fehlten, und die kaum verheilte Haut war während des langen Laufs durch die Berge aufgebrochen. Als Ardina über die Wunde leckte, verebbten die Schmerzen. Einen wilden Lidschlag lang dachte Maerad, ihre Pfote wäre wieder heil, doch als sie hinabschaute, fehlten die Klauen noch immer. Allerdings war die Haut an diesen Stellen nunmehr schwarz und glatt.
    Besinne dich deines Wolfsherzens, riet ihr Ardina. Darüber besitzt der Winterkönig keine Macht. Und wo er keine Macht besitzt, kann er nichts sehen.
    Aber als Bardin kann er mich sehen ?, fragte Maerad kleinlaut. Musste sie für immer eine Wölfin bleiben?
    Er kennt deinen Bardennamen, erwiderte Ardina. Das ist die Wahl deines Herzens. Und denk daran, Tochter, dass es niemandem zusteht, darüber zu urteilen, ob das, was du tust, richtig oder falsch ist. Ich hätte dir nicht geholfen, aus seiner Festung zu fliehen, wenn du es nicht gewollt hättest. Obwohl mir deine Anwesenheit dort widerstrebte. Nicht einmal ich vermag alle Enden zu sehen; aber ich weile lange genug auf dieser Welt, um zu wissen, dass eine erzwungene Wahl keine Wahl ist und auf lange Sicht Übel heraufbeschwört, auch wenn sie aus den hehrsten Gründen erfolgte.
    Maerad lauschte schweigend. Bei Ardinas Worten hob sich eine auf ihrem Herzen lastende Schwere.
    Leb wohl, sagte sie, und die beiden Wölfinnen berührten sich mit den Schnauzen. Dann drehte Ardina sich um und lief flink los, und als sie verschwand, wurde das Licht in der Höhle trüber und erlosch.
    Maerad schlief den Schlaf völliger Erschöpfung und regte sich eine lange Weile kaum. Sie wurde von Ka geweckt. Du musst fressen, sagte er. Wir rennen gleich los.
    Mit dem Rest des Rudels fraß Maerad, was von dem Kadaver in der Höhle übrig war. Sogar die Knochen wurden knirschend zerbissen und das Mark ausgeleckt. Dann führte Ka das Rudel durch einen schmalen, nach Süden verlaufenden Tunnel aus der Höhle. Maerad spürte die Richtung durch einen neuen Sinn, als enthielte ihr Gehirn einen Kompass. Gemächlich folgten sie dem Tunnel, wobei einige der Wölfe unterwegs miteinander spielten, indem sie einander zwickten oder sich miteinander raufend auf dem Boden rollten. In dem Höhlengeflecht befanden sich noch andere Tiere, die zweifellos vor dem Sturm darin Zuflucht gesucht hatten, aber die Wölfe schenkten ihnen keine Beachtung, nicht einmal den Hasen, die sich gegen die Wände pressten, als das Rudel an ihnen vorüberlief; ihre Bäuche waren voll, somit

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