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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Spiegel und den Baum neu zu erschaffen«, schränkte Cadvan ein. »Es waren andere Kräfte am Werk.« Er schüttelte den Kopf. »Auch ich konnte es fühlen, Neri. Es hat mir alles abverlangt, den Baum zu erschaffen, und ich bezweifle, dass ich auch den Spiegel geschafft hätte.«
    Ein langes Schweigen setzte ein.
    »Ich sah … Ich sah etwas Schreckliches«, stammelte Nerili dann. »Im Spiegel.« »Bitte erzähl uns davon«, forderte Kabeka sie behutsam auf. »Bitte sag uns, was du gesehen hast.«
    Nerili holte tief und schaudernd Luft. »Ich war so müde. Noch nie hatte ich solche Mühe, den Spiegel zu erneuern; es war, als drängten alle Bruchstücke auseinander, als widersetzten sie sich mir, als wollte der Spiegel zerbrochen bleiben. Als er wiederhergestellt war, schaute ich hinein und spürte, dass ich all meine Kraft verbraucht hatte. Ich war schwach.« Beschämung lag in ihrem Tonfall. »Ich … Ich schaute also hinein. Zunächst schien alles so, wie es sein sollte. Der junge Baum spross und wuchs wie immer, strahlend und mit Freude, und mein Herz hob sich. Er erreichte seine volle Höhe und begann zu knospen. Aber dann …« Sie schloss die Augen und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Dann beschlich mich ein grässliches Gefühl, dass etwas nicht stimmte; es war, als stieße mir jemand einen Dolch zwischen die Rippen. Ich kann es nicht erklären. Während ich hinsah, verbreitete sich Krankheit von den Wurzeln des Baumes. Es schien ein abscheuliches Gift zu sein, das den Stamm hinaufkroch. Den ganzen Baum umgab ein Moder der Fäulnis. Ich konnte sehen, wie die Blätter und Blüten verwelkten und abfielen, bis nur der nackte, gebleichte und lichtlose Stamm zurückblieb; und dann verrottete sogar er vor meinen Augen, nichts blieb übrig, gar nichts, nur ein übler Rauch, ein Hauch der Finsternis …« Sie begann, am ganzen Leib zu zittern. Wortlos schenkte Cadvan ihr ein weiteres Glas Laradhel ein. Maerad ließ den Blick über das halbe Dutzend Barden im Zimmer wandern. Alle waren blass, einige griffen selbst nach dem Laradhel. Dabei wurde ihr klar, dass sie selbst im Gegensatz zu ihnen nicht bestürzt war, dass ihr bereits irgendwie vertraut war, was Nerili beschrieb, und plötzlich war sie über sich selbst entsetzt. Sie suchte Cadvans Blick und erkannte, dass auch er nicht überrascht war. Sie beide waren mit der Finsternis vertrauter als alle anderen anwesenden Barden.
    »Woher hast du es gewusst, Cadvan?«, fragte Maerad und durchbrach damit das Schweigen. »Du wusstest es, bevor es geschah. Woher?«
    »Ich wusste nicht, was geschehen würde«, antwortete er. »Aber ich ahnte, dass etwas nicht stimmte. Ich konnte es fühlen. Ich habe es schon den ganzen Tag gespürt, als triebe ein Gestank im Wind oder als wäre der Mond aus der Bahn geraten. Als Nerili mit dem Lied des Erschaffens begann, wurde das Gefühl stärker und stärker; es war, als hätte etwas Böses gegen das Lied gearbeitet.«
    »Ich habe es auch gespürt«, meldete Elenxi sich verkniffen zu Wort. Die drei Musikanten nickten. »Als ich meine Kraft Nerilis hinzufügte, war es, als kröche Gift in mich.«
    »Das Schlimmste war …«, setzte Nerili noch leiser an, als verließe sie die Stimme völlig. »Das Schlimmste war, dass jenes Gift aus mir zu stammen, all die Schwärze aus meiner eigenen Seele zu sein schien.« Und damit begann sie zu weinen.
    Die Barden wirkten vor Verwirrung hilflos, aber Maerad verspürte jäh einsetzendes Mitgefühl. Sie wusste nur allzu gut, wie es sich anfühlte, eine Finsternis in sich selbst zu befürchten. Nerili holte tief Luft, setzte sich auf und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Oh, ich führe mich auf wie ein Kind«, schimpfte sie. »Es ist ein solcher Schock, so entsetzlich. Aber immerhin wurde der Baum erschaffen, und somit ist es keine völlige Katastrophe. Noch nicht. Aber mir graut vor dem nächsten Ritual. Ich fürchte, ich werde nicht in der Lage sein, es alleine zu bewältigen.« Ihre übliche Autorität kehrte zurück, und sie ließ den Blick durch das Zimmer wandern. »Ich denke wirklich, ihr solltet in Erwägung ziehen, einen neuen Obersten Barden einzusetzen. Wir dürfen das Wagnis nicht eingehen, dass so etwas erneut geschieht.«
    »Nerili«, meldete Kabeka sich mit leiser Stimme zu Wort. »Niemand von uns ist so mächtig wie du. Wie sollte sich ein anderer Barde besser schlagen? Uns würde es wahrscheinlich nur noch schlechter ergehen. Vermutlich könnten wir nicht einmal den

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