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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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einzumauern, bis er in sich selbst alles sah, was richtig war, und alles andere für falsch hielt. Von dort zu der Überzeugung, dass Macht allein wahr und richtig ist, war es nur ein kleiner Schritt, und davon zu dem, was er heute ist, ein noch kleinerer. Schließlich wird Freude nicht selten aus Zweifel geboren.« Nerili seufzte, dann lachte sie. »Oh, das klingt nach dem, was wir die jungen Barden lehren«, rief sie aus. Damit schaute sie zu Maerad und setzte sich gerader auf, als wäre ihr gerade eingefallen, dass sie und Cadvan nicht allein waren. »Das ist der Weg des Gleichgewichts.«
    »Ja«, bestätigte Cadvan. »Es dreht sich immer um das Gleichgewicht. Vielleicht sollten wir alle zusammen mit Maerad wieder Anfängerlektionen durchnehmen.«
    Maerad hatte mit ihrem Glas gespielt und sich inständig gewünscht, an einem anderen Ort zu sein. Sie wurde von derselben ärgerlichen Eifersucht heimgesucht wie zuvor, allerdings nun noch schlimmer, da sie von widerstreitenden Gefühlen begleitet wurde. Als Cadvan ihren Namen erwähnte, blickte sie auf.
    »Vielleicht«, erwiderte Nerili. »Es schadet nicht, hin und wieder zu den Anfängen zurückzukehren. Aber nach der heutigen Nacht verstehe ich vieles besser. Und ich halte es nun für keine so gute Idee mehr, dass Maerad und du in Busk bleiben.«
    »Wohin sollen wir gehen?« Maerad fühlte sich mit einem Schlag unsagbar müde. Schon wieder reisen ? Sie hatte gehofft, ihnen würde hier mehr Zeit beschieden.
    »Wir können nicht bleiben«, erklärte Cadvan. »Aber ich habe in der Bibliothek von Busk immer noch nichts über das Baumlied gefunden. Und wie sollen Maerad und ich das Baumlied finden, wenn wir keine Vorstellung davon haben, was es ist?«
    »Und ich habe meinen Unterricht noch nicht abgeschlossen«, ergänzte Maerad rasch.
    Nerili blickte zwischen den beiden hin und her. »Das sind verständliche Einwände«, räumte sie ein. »Dennoch verstärkt sich mein Gefühl, dass eure Anwesenheit hier Gefahr bedeutet. Glaubt ihr nicht, dass die vielen hundert Menschen auf dem Platz sich fragen werden, wer den Baum erschaffen hat? Sie werden Fragen stellen, und sie werden es erfahren. Ich wüsste nicht, wie wir eure Gegenwart hier noch länger geheim halten sollen. Die Kunde wird sich verbreiten. Vielleicht könntet ihr noch eine Weile in Thorold bleiben, aber nicht in der Schule.«
    Cadvan senkte den Kopf und seufzte. »Ich denke, Maerad widerstrebt es genauso sehr wie mir, von hier aufzubrechen; aber natürlich können wir nicht bleiben, wenn wir dadurch dich und uns in Gefahr bringen. Gehe ich recht in der Annahme, dass du einen Ort kennst, an den wir uns begeben könnten?« »Ja, ich kenne einen Ort, oben in den Bergen.« Nerili stellte das leere Glas auf dem Tisch ab. »Morgen entsende ich einen Boten. Es wird unmöglich sein, euch dort zu finden.« Sie lächelte Maerad an. »Es mag nicht so behaglich wie hier in Busk sein, aber auf seine Weise ist es ebenso wunderschön. Ich werde die Suche in der Bibliothek fortsetzen, Cadvan, und sie zu meinem vordringlichsten Anliegen machen. Ich kann nicht glauben, dass sich darin nichts befindet, worin über das Baumlied berichtet wird. Und Cadvan ist durchaus in der Lage, deinen Unterricht weiterzuführen, Maerad.« Damit erhob sie sich. »Ich gebe euch Bescheid, sobald ich erfahre, ob es möglich ist; das wird ein paar Tage dauern. Vorerst denke ich, es ist an der Zeit zu essen. Immerhin soll der Mittsommer eine Zeit des Feierns sein.«
    Lächelnd entließ Nerili die beiden. Aufrecht und würdevoll stand sie da, ganz die Oberste Bardin, dachte Maerad, als sie sich verneigte und ging. Von der besorgten und gebrochenen Frau, die Nerili kurz zuvor gewesen war, ließen sich keinerlei Anzeichen mehr erkennen. Als sie sich aus dem Zimmer zurückzogen, warf Maerad einen verstohlenen Seitenblick auf Cadvan. Erwirkte zugleich erleichtert und betrübt, als hätte er etwas Wichtiges gefunden und gleich wieder verloren. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, was dies bedeuten mochte.

Fünftes Kapitel
     
Ziegen und Käse
    Hinter der Schule von Busk türmte sich Gipfel um Gipfel das gebirgige, purpurn schimmernde Landesinnere auf, bis es mit dem Lamedon, dem mächtigsten Berg Thorolds, seinen Höhepunkt erreichte. Sogar im Sommer erstrahlte das Haupt des Lamedon weiß vor Schnee.
    Von den Bergen herab erstreckte sich ein wildes Land mit rauen Rücken und Kuppen, zwischen denen sich grüne, geschützte Täler verbargen. Derzeit

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