Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Eingeweide. Von plötzlichen Qualen gebeutelt umklammerte sie ihren Bauch und wäre beinahe gefallen.
Cadvan ergriff ihre Hand, und die Schmerzen verschwanden.
»Er weist dein Muster auf«, sagte er geheimnisvoll. »Und er hat recht, wir können ihn nicht angreifen. Nicht mit Magie. Er würde sie nur gegen uns wenden.«
»Trotzdem glaube ich nicht, dass du gegen uns kämpfen und siegen kannst«, stieß Maerad hervor und hob das Schwert an, doch der Untote lachte nur.
»Oh, ich habe von deiner Tapferkeit gehört«, sagte er gedehnt. »Eine viel versprechende Anfängerin, wie man mir versicherte. Dennoch nicht mehr als eine Anfängerin. Und denkst du, der große Cadvan könnte dich verteidigen? Bestimmt nicht, wenn seine Zauberkunst nutzlos ist. Dann ist er nicht mehr so groß.«
»Ich weigere mich, Wortgefechte mit Verrätern auszutragen«, knurrte Cadvan verkniffen. Los, Maerad, sandte er in ihren Geist, und zusammen setzten sie sich in Bewegung, um den Untoten anzugreifen.
Der Untote bewegte sich pfeilschnell - er entfesselte einen schwarzen Lichtblitz und griff Cadvan mit dem Schwert an. Maerad krümmte sich neuerlich vor Schmerzen, und Finsternis raubte ihr die Sicht, als herrschte schlagartig tiefste Nacht. Sie brach auf dem Boden zusammen, wand sich und rang nach Luft. Ein paar Augenblicke nahm sie nur Pein wahr, sonst nichts. Dann besann sie sich ihrer gefährlichen Lage und bäumte sich auf. Sie konnte zwar immer noch nichts sehen, aber sie hörte die Geräusche aufeinanderprallender Waffen wie aus weiter Ferne. Mit aller Willenskraft zwang sie sich, den Schmerzen keine Beachtung zu schenken. Sie schlug die Augen auf und starrte blicklos geradeaus; nach einer kurzen Weile konnte sie fast wieder sehen, doch es war, als verhüllte ein schwarzer Nebel ihre Sicht. Sie holte tief Luft und versuchte es erneut. Cadvan und der Untote lieferten sich ein erbittertes Gefecht. Noch hatte keiner der beiden die Oberhand erlangt. Der Untote hatte nicht gelogen, was seine Fertigkeiten mit dem Schwert betraf; selbst durch die Trübung, die ihre Sicht beeinträchtigte, erkannte sie, dass er vortrefflich focht. Was, wenn Cadvan ihn nicht besiegen konnte?
Maerad biss sich so heftig auf die Lippe, dass sie blutete, was dabei half, ihre Gedanken zu sammeln. Sie rappelte sich auf die Knie und versuchte, besser zu sehen. Sie konnte ausmachen, wie Cadvan von einem Schwerthieb von den Beinen geschleudert wurde, doch er sprang sogleich wieder auf. Sein rechter Arm blutete, während der Untote noch unversehrt schien. Mittlerweile drängte der Untote ihn Schritt für Schritt gegen die Schluchtwand zurück. Maerad drängte ihre Qualen in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins zurück. Es sind nur Schmerzen, sagte sie sich vor. Nur Schmer zen. Vor Anstrengung zitternd fasste sie tief in ihren Geist, und dabei ließ die Pein ein wenig nach. Sie holte tief Luft und begann, sich das Erstbeste vorzustellen, was ihr in den Sinn kam. Der Untote schenkte ihr keine Beachtung, hielt sie für außer Gefecht gesetzt. Zudem setzte Cadvan sich heftig zur Wehr, sodass der Untote sich nur ihm widmen konnte. Beinahe gelang es Cadvan, ihn zu entwaffnen, aber der Untote fing sich und sprang zurück. Cadvan atmete mittlerweile schwer, und Maerad befürchtete, dass es sich bei der Wunde am Arm um eine schwere Verletzung handeln könnte. Sie bündelte alle Gedankenkraft auf die Gestalt des Untoten und schloss die Augen. Jetzt. Sie hörte das Klappern von Steinen, als Cadvan stürzte und mit dem Schwert in weitem Bogen durch die Luft hieb. Rasch schlug sie die Augen wieder auf. Ihr erster Gedanke war überwältigende Erleichterung - die Schmerzen in ihrem Bauch waren verschwunden. Sie schaute auf.
Cadvan hatte sich im Fallen abgerollt und gewunden wie eine Schlange, um etwaigen, auf ihn zielenden Schwertstreichen auszuweichen. Inzwischen hatte er sich bereits wieder aufgerappelt und das Schwert angehoben. In dieser Haltung verharrte er, mit Zügen gleich einer Maske des Erstaunens, und blickte bald hierhin, bald dorthin. Sein Gegner war weit und breit nicht zu sehen. Dann berührte etwas Kleines seine Stiefel und ließ ihn einen Schritt zurückweichen und nach unten schauen. Auf dem Boden befand sich ein fuchsteufelswildes, räudiges braunes Kaninchen mit schwarzen Ohren. Es hoppelte vorwärts, grub die Zähne in Knöchelhöhe in einen Stiefel und versuchte, den Zehenbereich mit den schwarzen Klauen aufzuschlitzen. Anscheinend hatte der Untote noch
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